29. Die Bestimmung [2]

En başından başla
                                    

Emma beendete ihre Arbeit an seinem Bein, half ihm dabei, sich auf eines der Bärenfelle, das sie von der Wand genommen hatten, zu betten und ging in die Küche, um ihm noch etwas zu trinken zu holen. Als sie zu ihm zurückkehrte, war er jedoch schon längst eingeschlafen.

Emma stellte den Tee neben ihm ab und schwankte auf die Wiesen vor dem Schloss hinaus. Erschöpft ließ sie sich ins Gras fallen und starrte in die Morgendämmerung, die den Himmel hellrosa färbte. Es war ein gutes Gefühl, etwas geleistet und den Bewohnern der Morgenwind geholfen zu haben. Ein verdammt gutes Gefühl. Das Gefühl war sogar so gut, dass es sie die Schmerzen in ihren Fingern und das Zittern in ihren Händen vollkommen vergessen ließ.

»Ihr habt wirklich gute Arbeit geleistet«, sagte Miragel.

Emma streckte den Hals durch, um ihn ansehen zu können. »Danke. Es bedeutet mir viel, dass du das sagst.«

Miragel setzte sich neben sie und löste seinen Zopf, sodass sich die schneeweißen Haare über seinen Rücken ergossen. Emma hatte immer davon geträumt, so lange Haare zu haben, doch Mutter Natur hatte sie weder mit dem dafür nötigen Haarwachstum noch mit ausreichend Geduld gesegnet. Gedankenverloren drehte Miragel das Band, mit dem seine Haare zusammengefasst gewesen waren, hin und her. Fast wirkte es, als wollte er etwas sagen, doch kein Ton verließ seine Lippen.

Emma blieb ebenfalls stumm. Trotzdem glaubte sie, dass sie in gewisser Weise miteinander kommunizierten. Sie fühlte seine Anerkennung und seine widerstreitenden Gefühle, was ihre gerade erst erwachende Beziehung zu Kilian anging. Es war seine Aufgabe, die von-Morgen-Familie zu beschützen und manchmal verschwammen die Grenzen zwischen Freund und Feind, weil die Liebe blind war und Menschen nicht immer die richtigen Entscheidungen trafen. Emma wusste das sehr genau. Ihre Mutter hatte immer die große Liebe vorgeschickt, wenn Emma das Gespräch auf ihren Stiefvater gelenkt hatte. Aber ich liebe ihn doch, hatte sie gesagt. Emma bezweifelte nicht, dass ihre Mutter diesen Widerling geliebt hatte; trotzdem war er nicht gut für sie gewesen. Es war diese Sorge, die Miragel jetzt umtrieb. Er wollte nicht, dass der Baron eine Entscheidung traf, die er später bereuen würde. Emma verstand das. Das Letzte, was sie wollte, war, Kilian Kummer zu bereiten. Doch Kilian war erwachsen. Er hatte ein Recht darauf, eigene Entscheidungen zu treffen, selbst wenn sie falsch waren. Genau wie ihre Mutter, die immer wieder aus freien Stücken entschieden hatte, ihrem nichtsnutzigen Gatten zu vergeben. Das war die große Freiheit und die große Bürde des Erwachsenseins.




*



Am späten Vormittag verließen Joseph und Karel das Schloss und weckten Emma, die nicht wirklich geschlafen, aber doch sehr konzentriert ins Nichts gestarrt hatte.

»Du solltest nicht im Freien schlafen«, tadelte Joseph. »Die Geflügelten könnten jederzeit zurückkehren.«

Daran hatte Emma noch gar nicht gedacht. Ruckartig setzte sie sich auf und kam dann stolpernd wieder auf die Beine. Joseph bot ihr seinen Arm an, damit sie sich festhalten konnte bis sich ihr Kreislauf wieder stabilisiert hatte.

»Wow. Du musst dich ganz schön überanstrengt haben«, kommentierte Karel, der im Gegensatz zu ihr äußerst fit und munter wirkte. Er trug eine schwarze Uniform von derselben Art, wie sie sein Bruder bei ihrer ersten Begegnung getragen hatte, hatte ein Kurzschwert an seiner Hüfte befestigt und sich eine Armbrust auf den Rücken geschnallt. Es sah beinahe so aus, als wollte er einen guten Eindruck machen. Nur vor wem, das war Emma nicht klar.

»Wir gehen runter zum Hof der Morgena«, erklärte Joseph. »Die Megamon haben dort ein ziemliches Chaos hinterlassen.«

»Vielleicht erwischen wir auch noch ein paar«, ergänzte Karel und klopfte mit der flachen Hand auf den Schwertgriff an seiner Hüfte.

Morgenwind - die fliegende Stadt [Buch 1]Hikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin