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Y/N N/N

Wir hatten tatsächlich die Nationalen gewonnen.

Die besten Japans.

Mein Kopf dröhnte. Ich war unsagbar glücklich diese tolle Mannschaft gefunden zu haben. Inzwischen verstand ich mich mit ihnen fast besser, als mit meinen mir jahrelang bekannten alten Teamkameraden in Deutschland. Sie waren irgendwie lockerer und fröhlicher drauf und nahmen die meisten Sachen nicht so bitter ernst.

„Ihr habt großartig gespielt!" Ukai platzte vor stolz und hielt einen schluchzenden Herrn Takeda im Arm.

„Das war eine hervorragende Leistung und jetzt seid ihr tatsächlich das beste Volleyballteam ganz Japans. Ihr habt so viele besiegt, vieles überstanden, unter anderem zahlreiche Ausfälle und Verletzungen, standet schon mit dem Rücken an die Wand und habt euch immer wieder aufgerappelt. Das ist etwas, was nur die wenigsten können. Euer Teamwork ist zu einem der besten des ganzen Landes geworden, eure individuellen Stärken mit Hilfe eurer Co-Trainerin und mir stark verbessert und euer ganzes Spielniveau so hoch gehoben, dass ihr an der Spitze steht. Ich weiß nicht was ich noch sagen soll."

Keishin Ukai begann zu weinen und wir mit ihm. Es waren reine Freudentränen. Von den flügellosen Krähen waren wir zu einem gefürchteten Gegner geworden. Unsere Entwicklung innerhalb nur eines halben Jahres war fast unwirklich und doch wahr. Unausweichlich endete die Ansage in einer verweinten und überglücklichen Mannschaftsumarmung, die fleißig vom Hallensprecher kommentiert wurde.

„Bitte dehnt euch jetzt und geht dann die frischen Ersatzshirts anziehen. Die Siegerehrung beginnt in einer Stunde."

Siegerehrung. Der Pokal gehörte uns und würde schon bald eine Vitrine in der Schule schmücken. Wir nickten aufgeregt und begannen mit den Dehnübungen. Ich würde leider ausgeschlossen, da der Trainer zu mir meinte, dass ich mich noch ein wenig ausruhen solle, um später fit zu sein. Mir war das ganz recht. Ich hatte so oder so noch viel vor.

„Ich bin kurz weg." nuschelte ich in Richtung unseres überraschten Trainers, welcher perplex nickte. Schnell erhob ich mich von der Bank und ging durch die Gänge. Mehrmals wurde ich auf Autogramme oder Ähnliches angesprochen, lehnte aber mit der Ausrede, dass ich nun zu tun hatte, ab. Dann kam die Fukurodani mir entgegen. Ups da war auch dieser Schwarzhaarige dabei. Ganz schlechter Zeitpunkt. Ich wollte mich noch verstecken, als der Grauhaarige schon nach mir rief.

„Hey,hey,hey! Nicht so eilig!" Entnervt verließ ich mein einfallsreiches Versteck hinter einem viel zu kleinen Blumenkübel und stand dem Größeren gegenüber. Ich zwang mich zu einem Lächeln.

„Was ist denn?" Sie sahen mich verblüfft an.

„Du bist der Star des Spieles! Da wird man doch gratulieren dürfen."

„Schön." presste ich heraus. Noch fünfundvierzig Minuten bis zur Siegerehrung. Ich hatte noch einiges zu tun.

„Seid mir bitte nicht böse, aber ich hab mich gut zu tun. Gratuliert später lieber der ganzen Mannschaft, schließlich habe ich nicht allein gewonnen." das schienen sie zu verstehen, denn nickend wandten sie sich ab und gingen in Richtung des Spielfeldes davon. Ein Glück, dass der Schwarzhaarige Setter erst gar nicht zu Wort gekommen war, denn letzten Endes hätte er sich noch verplappert und ich hätte meine ganze Aktion vergessen können. Das wäre zu Schade gewesen. Ich freute mich bereits auf ihre Reaktionen wenn ich vom Hallensprecher mit Y/N N/N aufgerufen wurde und meine Haare endlich wieder in ihrem gewohnten Farbton trug. Das könnte doch ganz lustig werden. Zufrieden machte ich mich auf den Weg zum Büro. Erst einmal musste ich diese Menschen jetzt davon überzeugen, dass ich nicht diejenige, für die sie mich hielten und ich hatte das Gefühl, dass das durchaus kompliziert werden würde.

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Tobio Kageyama

„Weiß jemand wo W/N ist?" fragte Tanaka in die Runde.

„Ne." meinte ich. Ich hatte keinen blassen Schimmer, wo sie hin war, doch der Trainer nickte eifrig.

„Sie meinte vorher, dass sie noch etwas zu erledigen hätte." Er zuckte die Schultern und sah prüfend auf die Uhr. Wir saßen schon in frischen Sachen in einem Kreis und warteten. Vorher hatte Ukai noch einen Plan für den Ablauf der Siegerehrung bekommen. Wir alle sollten in den Gängen warten und würden dann einzeln mit Position aufgerufen werden, um das ganze epischer zu machen. Dann sollte jeder, dessen Name genannt wurde auf das Treppchen klettern und auf die anderen warten. W/N war zwar mit der Nummer sechzehn die Letzte, aber kommen könnte sie trotzdem. Es waren noch zehn Minuten. Ukai Handy verkündete den Eingang einer Nachricht.

„Von W/N?!" meinte er verwundert.

„Lesen sie mal vor!" sagte Nishinoya aufgeregt. Wieso schrieb sie unserem Trainer eine Nachricht, wenn wir in der gleichen Halle waren? Merkwürdig.

Hi, ich weiß nicht ob du das gerade vorliest, aber sag den anderen, dass ich später komme. Hab noch etwas wichtiges zu erledigen... Keine Sorge! Ich komme pünktlich.
Lg

Ukai sah in die Runde und zuckte dann die Schultern.

„Wenn das so ist... warten wir."

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Hallensprecher

Ich drehte mich auf meinem Bürostuhl und sah durch das Fenster nachdenklich auf das Spielfeld. Was war dieser letzte Schlag des Mädchens gewesen? Es ließ mir einfach keine Ruhe mehr. Dieser Hallenboden war einer der Besten, die es gab und trotzdem schaffte es eine sechzehn-jährige ihn derart zu demolieren. In Gedanken versunken bemerkte ich das Klopfen an der Tür erst, als es energischer wurde. Schnell überprüfte ich ob das Mikrofon auch aus war, denn es wäre zu peinlich gewesen, wenn die gesamte Halle vielleicht etwas Wichtiges mitbekommen würde. Dann rief ich herein. Pechschwarze Haare lugten durch die Ecke, dann zwei braune Augen und zuletzt schob sich ein zierlicher, aber muskulöser Körper durch die Tür.

„Hallo." ertönte eine fröhliche Mädchenstimme.

„Was kann ich für sie tu...?" ich stockte. Dieses Gesicht.

„Y/N N/N auch besser unter W/N N/N bekannt mein Name. Ich hätte eine kleine aber wichtige Frage an sie." mir klappte der Mund auf. Träumte ich oder war das das Mädchen von vorhin auf dem Feld? Dieser Name. Ich erstarrte.

„Öhm."brachte ich nur perplex heraus.

„Sie sind... sie? Das verschwundene europäische Ass?" Ich blinzelte, nur um festzustellen, dass das Bild scharf blieb. Die Nummer sechzehn der Karasuno grinste.

„Die bin ich."

„A-aber?" Ich verstand überhaupt nichts mehr. Entweder ich litt unter Halluzinationen oder ich hatte gerade die Ehre, die beste Jugendliche in der Volleyballszene vor mir in live stehen zu haben. Und dazu noch eine Nationalspielerin.

„Geht es ihnen gut?" fragte sie mitfühlend. Mit aufgerissenen Augen und schnell gehendem Atem blickte ich sie einfach nur an.

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Jetzt wird es spannend hehe

Das verschwundene Ass || HaikyuuWo Geschichten leben. Entdecke jetzt