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Y/N N/N

Es war 3:38 und ich hatte somit meinen eigenen Aufstehrekord gebrochen. Wahrscheinlich schlief ich in der Schule schon im Stehen ein, doch irgendwie musste in Japan die Luft anders sein. In Deutschland war ich die totale Langschläferin gewesen und war nur schwer vor 10 Uhr aus dem Bett zu bekommen  gewesen und hier? Ich freute mich irgendwie mehr auf jeden einzelnen Tag.

Mir fiel auf, dass ich seit drei Tagen nicht mehr mit meinen Eltern telefoniert oder geschrieben hatte. In meinen Großeltern hatte ich meine Ersatzeltern gefunden, die immer Zeit für mich hatten und inzwischen kam es mir so vor, als wohnte ich schon seid Jahren in Japan. Alles war mir so vertraut. Dieses Gefühl hatte ich in Deutschland nie gehabt. In Japan fühlte ich mich wohler und ich erwischte mich dabei, dass ich fast nicht mehr an meine Eltern gedacht hatte, obwohl mir der Abschied so schwer gefallen war. Ich war einfach furchtbar enttäuscht, dass es sie weder interessiert hatte, ob ich neue Freunde gefunden hatte, noch ob es mir überhaupt gut ging. Aber gut. Man konnte Menschen nicht dazu zwingen jemanden zu vermissen oder? Erst einmal freute ich mich jetzt auf das joggen und war gespannt, ob wirklich alle kommen würden. Ich schrieb meinen Großeltern einen Zettel, zog mich an, packte meine Sachen und stopfte mir ein Brot in den Mund bevor die Haustür um 4:45Uhr leise hinter mir ins Schloss fiel. Den Jungs würde ich keine 30km zumuten können. Ich würde zunächst einmal 20km und laufen dann mit den Jungen nochmal 10km zurücklegen. Ein bisschen dunkel war es ja schon noch, aber ich war es gewöhnt.

Es war still. Unheimlich still. Der Nachthimmel war schwarz und mit vereinzelten blitzten Sterne durch die sonst so karge Wolkendecke. Schon wollte ich meinen Lauf nach einer roten Ampel fortsetzen, da spürte ich plötzlich etwas an meiner Schulter, zuckte unwillkürlich zusammen und drehte mich um. Ich starrte in ein gruseliges Gesicht und erschrak mich zu Tode, bevor ich bemerkte dass es nur Kageyama war der versuchte zu lächeln. Es tat mir leid, aber dieses Lächeln hatte nicht zu meiner Beruhigung beigetragen, wie es bei normalen Menschen sonst der Fall war. Obwohl ich vorher kurz vor einem Herzinfarkt gewesen war, so musste ich mir jetzt ein Lachen verkneifen.

"Was machst du denn hier?" fragte ich ihn mühsam beherrscht.

"Vermutlich das gleiche wie du. Die anderen aus unserem Team haben keine Ausdauer. Das dauert noch bis die 30-40km laufen können und da mir 5km nicht reichen dachte ich mir, dass ich vielleicht schon mal vorher schnell eine Runde drehen sollte."

"Haha dann sind wir ja wirklich aus dem selben Grund hier." grinste ich "Aber 10km erwarte ich heute schon von den Jungs."

"Tanaka wird sich freuen!" lachte Kageyama

"Dann komm mal! Sonst kannst du deine 30km vergessen." meinte ich, grinste und lief in einem anspruchsvollen Tempo los. Kageyama musste sich sichtlich bemühen um mitzuhalten.

"Lauf halt mal langsamer." keuchte er schon nach 7km

"Nein! Ist doch lustig so!" erwiderte ich und zog noch ein bisschen an.

"Verdammt nochmal. Bist du denn noch gar nicht außer Puste?" regte er sich auf.

"Ne. Ab 35km wird's anstrengend." sagte ich belustigt. Ich hörte nur Kageyama schnaufen. Er musste echt fertig sein.

"Denk dran du musst Shoyo später noch besiegen!" sofort wurde er schneller und ich grinste. Nun wusste ich wie man ihn antreiben konnte und er hielt auch noch die letzten 13km durch. Als wir pünktlich vor der Halle ankamen standen die anderen schon dort und warteten.

"Ach und wir dachten schon ihr kommt gar nicht mehr." spottete Tanaka.

"Vergiss es. Im Gegensatz zu euch sind wir nämlich schon 20km gelaufen, weil uns die 10km, die wir gleich mit euch laufen, zu Wenig sind." grinste ich.

"10km? Bist du verrückt? Das schaff ich niemals!" sagte Tanaka entsetzt.

"Doch du musst." erwiderte ich nur knapp und zählte durch.
"Alle da. Los gehts!" rief ich in die Runde und wir setzten uns in Bewegung.

Nach einer Stunde im langsamen Tempo standen 11km auf meiner Uhr. Schon nach nur einer weiteren Kurve kam die Schule in Sicht.

"Los Jungs gebt alles!" feuerte ich sie nocheinmal an. Kageyama, Hinata und ich leisteten uns ein letzte Wettrennen, welches ich knapp gewann. Kageyama war komplett fertig und auch Shoyo schnaufte vor Anstrengung. Als die anderen ankamen machte ich eine kurze Ansage:
"So das war jetzt gar nicht so schlecht. Wir machen das jetzt jeden 2.Tag und alle zwei Wochen 1km mehr, in Ordnung?" Von den Jungs kam nur ein stöhnen.

"Super!" grinste ich.
"Sag mal wie kannst du noch so fit sein? Hast du dich irgendwie gedopt? Du bist doch jetzt mindestens 30km gelaufen!" fragte mich Yamaguchi ernsthaft.

"Nein nur trainiert." antwortete ich und lächelte.
"Und jetzt umziehen, duschen und ab in die Klassen. Wir sehen uns später!" Rief ich ihnen noch zu und verschwand in der Mädchen umkleide.

Bei Tanaka, Nishinoya, Asahi und Sugawara fragte ich mich ernsthaft, wie sie es überhaupt 3 Sätze auf dem Feld ausgehalten hatten. Die Vier waren schon nach 3km völlig am Ende gewesen, aber ich war mir sicher, dass sich das Trianing letzten Endes deutlich am Spielstil bemerkbar machen würde. Sie waren auf einem guten Weg und durften jetzt nicht davon abkommen...

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Leider ist das Kapitel ein wenig kurz geworden, aber ich hoffe trotzdem, dass ihr es genießen konntet. Ich hoffe euch geht es gut und bleibt trotz der Corona Welle stark und gesund! Es werden wieder bessere Zeiten kommen, da bin ich sicher<3

Das verschwundene Ass || HaikyuuWo Geschichten leben. Entdecke jetzt