{ 41 } EPIC

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Shoyo Hinata

Immer noch überwältigt sah ich stumm auf meine Hand. Wir hatten es tatsächlich geschafft den Matchpoint der Inarizaki zu überstehen und aufzuholen. Es stand 24:24 für uns. Auch jetzt konnte ich es nicht glauben, dass der Ball tatsächlich meine Hand getroffen hatte und das obwohl es nicht Kageyama gewesen war der mir zugespielt hatte. W/N sprach gerade noch mit unseren Gegner, bevor sie sich mit einem nachdenklichen Gesicht wieder auf den Weg zu mir machte.

"Hinata ich hab eine Idee, eine Idee für den letzten Punkt!" Sie wank auch die anderen zu sich, da der Plan sonst nicht funktionieren würde. Ich zog erstaunt die Augenbrauen nach oben, als sie eine Kleinigkeit, die wirklich bedeutend war, schon wie zuvor einfach wegließ und nur so viel verriet wie nötig.

"...Alles verstanden? Kein einziger Fehler mehr ab jetzt, sonst erhöhen wir unsere Joggingstrecke ab sofort auf fünfundzwanzig Kilometer, egal ob wir gewinnen oder verlieren!"

Verängstigt stimmten die anderen zu. Mit joggen hatte ich glücklicherweise kein wirkliches Problem, auch wenn fünfundzwanzig Kilometer schon anstrengend waren. Inzwischen hatte auch ich verstanden, dass Ausdauer die Basis für Volleyball war und es ohne einfach nicht ging. Insgesamt hatte W/N vor allem mir klar gemacht, dass gute Grundlagen mindestens genauso wichtig wie Spezialangriffe oder -Fähigkeiten waren. Wenn wir hier und heute gewinnen würden hatten wir ihr das zu einem Großteil zu verdanken, das war jedem der auf unserem Feld stand bewusst. Auch jetzt, bei ihrem Aufschlag war sie vollkommen konzentriert und gab alles. Zuschauer schienen für sie nicht zu existieren. Beim Volleyball schien sie alles auszublenden und fixierte sich nur noch auf das Leder des Balles und auf ihre Mitspieler, die hohe Erwartungen in sie setzten. Im zweiten Satz hatte noch keinerlei Druck auf ihr gelastet, da sowie so jeder an unsere sofortige Niederlage geglaubt hatte, aber mit unserem Aufsteiger hatte W/N bewiesen dass sie sehr wohl mit Schlappeyama mithalten konnte, der noch immer auf der Bank saß und die Luft mit seinen Blicken durchlöcherte. Als könnte sie etwas für seine absolut bescheuerte Aktion vorhin. Ups! Vielleicht sollte ich mich langsam wieder konzentrieren, immerhin hatten wir noch nicht gewonnen, auch wenn W/N ein Ausscheiden nun nicht mehr zulassen würde.

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Daichi Sawamura

Oh Gott! Das hier war zu viel für meine Nerven. Vorhin, als W/N uns von ihrem zugegeben strategisch sehr gut aufgebautem Plan erzählt hatte, war mein Kopf aufgrund des Druckes überfordert gewesen, aber in dieser Punkteschlacht war es noch um einiges schlimmer! Mal punkteten unsere Gegner, dann wieder wir. Keiner hatte die Chance zu einem Matchpoint-der Abstand wurde nie größer als ein Punkt. Auch die Jungs der Inarizaki, die ein solches Pensum eigentlich gewöhnt sein müssten, sahen zunehmend erschöpft aus. Trotz unseres Ausdauertrainings waren auch wir, bis auf W/N, am Ende unserer Kräfte. Wo musste sie vorher gespielt haben, dass ihr drei Sätze gegen einen solchen Gegner nicht an die Reserven gingen? Darüber sollte ich mir vermutlich nach dem Spiel erst Gedanken machen, denn unsere Zuspielerin zettelte gerade einen unserer allseits gefürchteten Syncronangriffe an. Es war erstaunlich wie viele unserer Angriffe sie als Setter drauf hatte, obwohl sie die Abläufe nur als Angreiferin erlernt hatte, aber bei ihr, W/N N/N überraschte mich inzwischen rein gar nichts mehr. Sie hatte uns schon oft genug gezeigt, dass sie immer mehr drauf hatte als man ihr zutraute und auch dieses Spiel hatte sie uns mit ihrem Zuspielertalent mehr als überrascht.

Zuspiel, Schlag, Punkt. Das war Hinatas und W/Ns ziemlich unkomplizierte Angriffsstrategie. Wenn ein Ball das Ziel verfehlte machten sie sich nicht weiter Gedanke darüber, sondern spielten einfach weiter als wäre nichts gewesen. Das Motto der Inarizaki ‚Wir machen uns nichts aus Erinnerungen' hätte wirklich wie die Faust aufs Auge zu Hinata, Kageyama und W/N gepasst, allerdings waren die Zwillinge wahrscheinlich genauso einfach gestrickt. Inzwischen stand es 29:28 - für uns wohlgemerkt. Ich hatte das Gefühl, dass W/N es langsam einfach nur noch beenden wollte, da sie uns unsere Erschöpfung ansah. Es war nicht nötig alles noch weiter hinauszuzögern. Lediglich mit Blickkontakt bedeutete sie uns bei Atsumus Aufschlag ein wenig zurückzutreten. Er würde einen Sprungaufschlag machen, da sie in Bedrängnis waren. Ein verpatzter Netzroller konnte hier das Spiel entscheiden und als Aufschläger wollte man keineswegs die Schuld an einer Niederlage auf sich zu lasten haben. Jetzt ging es um alles.

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Y/N N/N
Flashback zu Gespräch

"Hinata? Wir werden sie noch einmal ordentlich reinlegen, was hältst du davon?" fragte ich ihn.

Der Mittelblocker lachte.
"Du bist genauso verrückt wie ich."

"Vielleicht. Also wir machen das so: ich bekomme von Nishinoya das Liberozuspiel und springe auf meine vier Meter. Die anderen werden sich darauf konzentrieren meinen Ball anzunehmen, da ein Block bei der Höhe eher schwierig ist. Da es sinnvoll wäre dieses Spiel nun mit dem folgenden Punkt zu entscheiden werde ich dann in der Luft zum Zuspieler wechseln und den Ball zu dir spielen. Du gibst alles und holst deine höchste Geschwindigkeit aus dir heraus und springst so hoch wie du kannst. Dann versenkst du den Ball, hoffentlich ohne Suna oder andere Blocker im Weg, im Feld. Das wäre mein Plan für den letzten Punkt." stellte ich ihm meine Idee vor. Hinata strahlte.

"Das ist soooo cool! Dann dürfte ich ja den letzten Punkt machen" er quietschte aufgeregt.

"Richtig, allerdings ist es wichtig dass du dir Zeit lässt und nicht zu früh abspringst! Ich brauche meine Zeit um auf meiner Schlaghöhe anzukommen."

"Verstanden!" Shoyo salutierte übertrieben. Lachend schüttelte ich den Kopf.
"Du bist unmöglich Shoyo!"

"Ich weiß und jetzt hol die anderen oder willst du Nishinoya ins kalte Wasser schmeißen?" Ich ließ das unbeantwortet. Ich würde ihnen nicht den ganzen Plan, sondern nur Nishinoya in die Zuspiel Aktion einweihen. Wenn eine ganze Mannschaft von dem Plan wusste fiel das auf. So sehr man versuchte es zu vertuschen, desto misstrauischer wurden die Gegner. Schnell erklärte ich Noya was er beim letzten Punkt zu tun hatte und sagte auch den anderen was wir vorhatten. Als ich das was ich mit Shoyo besprochen hatte wegließ, sah mich eben Genannter fragend an. Meine innere Bitte, dass er das Ganze einfach leise akzeptieren sollte wurde erhört und trotz seiner Verwirrung hielt er den Mund und ließ mich brav weiter erklären. Dann ging es auf in den Kampf

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Flashback Ende

Ich hoffte, dass die anderen mein Zeichen bemerkt hatte . Unauffällig sah ich mich um. Hinata stand scheinheilig in der hinteren linken Ecke, um später Anlauf nehmen zu können und Noya machte sich bereit. Jetzt kam mein Part. Ich versuchte die gesamte Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen, was mir auch gelang. Atsumu tippte, als ich Anlauf nahm, entsetzt seinen Bruder an und alle außer Suna und der Schwarzhaarige mit düsterem Blick traten einige Schritte zurück um meinen Ball möglicherweise anzunehmen. Suna und der andere Blocker sprangen mit mir hoch, blieben jedoch mit entsetzten Gesichtern unter mir zurück. Dann kam der Ball. Während meine Teamkameraden schon auf einen kräftigen Schlag meinerseits warteten, wechselte ich zum Zuspieler. Als hätte man ihn mir in die Hand gelegt, traf der Ball auf meine Hand. Suchend sah ich mich nach Shoyo um, er bereits auf einer unglaublichen Höhe angelangt war. Auch die Gegner bemerkten jetzt Hinata und sahen fassungslos zu dem Orangehaarigen, der soeben einen Wahnsinnssprung hinlegte.

"Für dich Shoyo!" schrie ich ihm zu und spielte den Ball zu ihm. Es war einzigartig zu sehen, wie sich der Orangehaarige über jeden einzelnen Set freute der ihm zugespielt wurde. Hinata war unglaublich.

Kein einziger Blocker stellte sich ihm in den Weg, er hatte freie Sicht auf das Feld. Ich wusste wie er sich fühlte. Es war unbeschreiblich an die Chance auf letzten Punkt zu haben. Er schien die teils fassungslosen und überraschten Gesichter unserer Gegner sichtlich zu genießen bevor er weit ausholte. Seine Hand traf auf das Leder des Balles und kurz darauf schlug der Ball mit einer noch nie zuvor an Hinata gesehenen Kraft auf dem gegnerischen Feld ein. Was war das denn? Entsetzt starrte ich auf Shoyo Hinata, der soeben den letzten Punkt gemacht hatte. Wo zur Hölle hatte er sich diesen Schlag abgeschaut? Der Schiedsrichter pfiff.

Wir hatten gewonnen

Unbegreiflich

Stille

Das verschwundene Ass || HaikyuuWo Geschichten leben. Entdecke jetzt