{ 79 } EPIC

4.3K 283 92
                                    

Nyhehe der kommende Cut wird der fieseste in eurem ganzen Leben sein. Ganz viel Spaß beim lesen und bis heute Abend, da kommt dann das nächste. Bis dann!
Sarah <3

___________
Y/N N/N

Ich wischte mir nach den Schweiß von der Stirn. Verdammt, das war fast genauso anstrengend wie in alten Zeiten, nur dass unsere Gegner damals noch schlimmer gewesen waren. Die Blocker gingen mir gehörig auf die Nerven. Normalerweise wäre ich einfach über ihre Köpfe hinweg gesprungen, aber meine Beine sagte so langsam gut Nacht, was ja auch kein Wunder war. Immerhin hatte mich der Arzt bis vor zwei Stunden noch als krank erklärt und nun spielte ich schon den zweiten Satz des heutigen Tages. Reiß dich zusammen! Mit zusammengebissenen Zähnen rappelte ich mich auf und sprintete erneut los, um Kageyamas Ball zu schlagen. Meine Arbeit war umsonst, denn der Ball ging zu Hinata. Ups. Ich atmete aus und stützte die Hände auf die Schenkel. Daichi sah mich bemitleidend an.

„Willst du lieber auf die Bank?" erschrocken fuhr ich hoch.

„NEIN!" nie im Leben würde ich meine Mannschaft jetzt im Stich lassen. Ich hatte ja noch ein Ass im Ärmel - meine frühere Spezialität. Wegen ihr war ich von allem gefürchtet worden, aber sie verriet mich auch. Das musste ich den anderen noch nicht zeigen, so beschloss ich es mir für später aufzuheben. Mit neuer Energie hob ich ab und versenkte den Ball im gegnerischen Feld, an den Blockern vorbei.

„Gut so W/N!" rief unser Kapitän mit zu und hob den Daumen. Ich brachte ein schwaches Lächeln hervor. Der Ball hatte sich wirklich gut angefühlt, aber meine Kräfte jetzt zum Lächeln zu verschwenden wäre falsch gewesen. Ich hatte die böse Vorahnung, dass das hier noch sehr anstrengend werden würde.

_______________
Tobio Kageyama

Immer schneller schossen meine Bälle zu den Spikern, die ihre liebe Mühe hatten bei diesem Tempo mitzuhalten. Verringern kam nicht in Frage. Wenn ich auch nur ein wenig langsamer gespielt hätte, wären alle Bälle in die Hände der Blocker gefallen und das konnte ich nicht zulassen. Vor allem unsere Co-Trainerin und Tanaka schienen ernsthaft aus der Puste zu sein. Nur Hinata wirkte fast so frisch wie immer. Andere Spieler hätten sich am W/Ns Stelle wahrscheinlich auf die Bank setzen lassen, aber die Schläge unseres Jokers wurden immer stärker, präziser und undurchschaubarer. Sie war im Rausch des Spieles und ignorierte ihre deutlich sichtbare Erschöpfung einfach. Davor hatte ich gehörig Respekt. Auf dem Feld geblieben wären Hinata und ich sicherlich auch, aber unsere Leistung hätte sich sichtbar verschlechtert. Volleyballmonster. Schoss es mir durch den Kopf, als ich die Gleichaltrige beim Angriff beobachtete. Das war der passendste Begriff den man finden konnte. Wir hatten ihr so viel zu verdanken. Einfach alles.

Der nächste Ball ging zu Hinata, wurde allerdings abgeblockt. Wie mechanisch hechtete unsere Co-Trainerin auf die Kugel zu und erwischte sie gerade noch rechtzeitig. Ihre Augen waren wie leergefegt. Nur noch der eiserne Kampfwille war zu sehen. Es schien wie hunderte Male einstudiert und als müsse sie keine Gedanken mehr an den nächsten Spielzug verschwenden. Sie wusste unterbewusst was sie tat, verpasste keinen einzigen Ball und wurde immer stärker. Das machte mir langsam ein bisschen Angst. Leider war auch die Kamomedai wortwörtlich im Spiel. Hoshiumi-san machte die Punkte für die Gegner mit seinen allseits bekannten Spikes, Hirugami mit seinen gefürchteten Blocks. Dann gab es da noch diesen Libero. Sonst waren die anderen der Mannschaft zwar gut, aber nicht weiter erwähnenswert. Tsukishima hatte seine Arbeit verloren, da W/N im Anmahme, Blocks und Amgriffen überall gleichzeitig war und das Spielfeld beinahe alleine beherrschte. Sie deckte den Rücken, während Tanaka und Hinata spikten. So gut hatte ich sie noch nie spielen gesehen. Der Druck war wohl inzwischen auch auf die Zuschauer übergeschwappt und hinterließ seine Spuren. Nur noch vereinzelte Jubelrufe drangen an mein Ohr, sonst war nur noch das Gequietsche der Schuhe, mit den aufprallenden Bällen und den Pfiffen des Schiedsrichters und der Linienrichter zu vernehmen. Es war fast unheimlich wie die gesamte Halle nur auf uns fixiert war. Vor noch einem Jahr hatte ich mir nicht erträumen können, dass ich mit sechzehn Jahren auf dem orangenen Feld in der Halle Tokios im Finale spielte und das mit diesem Team zu dieser Zeit. Unglaublich! Es stand jetzt 14:14. Gleichstand. Die Mannschaften schrien sich Anweisungen und Lobs zu, die Spieler rannten was das Zeug hielt, als würde der, der hier verlieren würde, danach nie wieder Volleyball spielen dürfen. Auch ich kämpfte mit den Bällen, versuchte die Angreifer mit Bedacht auszuwählen, sodass sie nicht von den Blockern gestört wurden und spielte extra präzise. Ich sah keinen einzigen Fehler mehr. Es war unwirklich, als würde man gerade mit einem Top-Team bei den Weltmeisterschaften spielen. Wir waren ein Top-Team.

____________
Keishin Ukai

Mit klopfendem Herzen beobachtete ich die kleinsten Bewegungen meines und des gegnerischen Teams. Sie spielten verdammt gut. War ich überhaupt noch würdig sie zu trainieren? Vor allem W/N war seit Beginn des fünften Satzes wie ausgewechselt. Wie in Trance hechtete sie allen möglichen Bällen hinterher, sprintete über die gesamte Feldbreite, sprang über Blocker hinweg, blockte selbst mit Tsukishima an der Seite, es war unmenschlich. Dieses Mädchen hätte gut und ohne Probleme alleine spielen können. Sie war überall wo sie gebraucht wurde und wenn man dachte der Ball wäre verloren, bewies sie das Gegenteil. Wie der Kommentator anfangs jede noch so kleine Aktion mit einem begeisterten Quietschten kommentiert, so war er nach der zehnten Rettungsaktion endlich still und beobachtete mit wachsendem Entsetzen wie alle anderen unsere Nummer sechzehn. Wie konnte eine sechzehn-Jährige so gut spielen und wieso war sie bei uns? Ich hatte das Gefühl, dass wir, ihre eigene Mannschaft, das junge Mädchen ebenfalls in den letzten Monaten um weites unterschätzt hatten. Sie spielte übermenschlich, ja fast wie kleiner Teufel, der dem Gegner keinen Punkt gönnte. Wahrscheinlich bemerkten nur die wenigsten, dass sie unter dieser konzentrieren Maske komplett fertig war. Ich registrierte die Schweißperlen, die sich langsam ihren Weg an ihren Wangen zum Kinn bahnten, ihre vor Erschöpfung zitternden Beine und die immer stärker werdende Blässe. Wenn wir sie in diesem Moment nicht so stark gebraucht hätten, hätte ich sie gezwungen auf der Stelle das Feld zu verlassen, aber erstens würden wir ohne sie schlichtweg verlieren und zweitens würde ich sie vermutlich überhaupt nicht vom Feld herunterbekommen. 17:17.

Schon zwei Matchbälle, einmal für uns, das andere mal für die Kamomedai, hatten die jeweiligen Mannschaften überstehen können, ohne dass es zu nennenswerten Problemen oder Zwickmühlen gekommen war. Das Publikum hatte sich inzwischen an die aufgeheizte Atmosphäre in der Halle gewöhnt und war wieder mit lauter Klatschen und Jubelrufen dabei. Die Stimmung war umwerfend und hatte etwas ganz besonderes an sich. Wir konnten das ganze hier und heute für uns entscheiden und wären dann die nationalen Meister im Jungenvolleyball von ganz Japan. Vor einigen Wochen hatten wir noch in den Titel der besten Mannschaft Miyagis gegen die Shiratorizawa gekämpft und jetzt das. Ich biss mir beinahe die Wangen wund, als die Kamomedai am Matchpoint war. Der Setter spielte den Ball zu Hoshiumi, dann sah ich alles nur noch in Zeitlupe: die herunterschwingende Hand eines Grauhaarigen, die Wucht mit der er den Ball traf und zuletzt wie der Ball in einer unaufhaltbaren Geschwindigkeit auf den Boden zuraste.

Das verschwundene Ass || HaikyuuWo Geschichten leben. Entdecke jetzt