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Y/N N/N

Mir tippte jemand auf die Schulter. Erstaunt drehte ich mich um.

"Frau N/N? Wir landen in eine halben Stunde in Tokio. Sie sollten Ihre Rückenlehne senkrecht stellen"

Wortlos tat ich wie gesagt und eine gute halbe Stunde später landeten wir auch schon in Tokio, der Hauptstadt Japans. Ich atmete aus. Draußen war das wunderschönste Wetter. Die Sonne schien von einem knallblauen Himmel, es waren keine Wolken zu sehen und passte somit nicht so wirklich zu meiner Stimmung. Seufzend stand ich auf und verließ das Flugzeug.

Suchend sah ich mich um. Meine Eltern hatten mir ein Bild von meinen Großeltern gegeben, die eigentlich ganz nett aussahen. Meine Großmutter hieß Ayumi Sato und mein Großvater hieß Chan Sato, genau wie meine Mutter mit Nachnamen. Ich musste eine Weile suchen, bis ich sie im Gedränge des Flughafens gefunden hatte. Eine hübsche ältere Frau neben einem nett aussehenden älteren Mann.

"Oma, Opa!" rief ich freudig.

"Ach mein Schatz das ist ja schön, dass du dich dafür entschieden hast bei uns zu wohnen." lächelte meine Großmutter und es kam mir vor als würde ich sie schon ewig kennen. Dadurch dass meine Mutter in Japan geboren war hatte ich glücklicherweise keine Probleme mit der mir sonst so fremden Sprache. Für meine Eltern war es eine Selbstverständlichkeit gewesen mich zweisprachig aufzuziehen und so konnte ich mich eine Weile mit meinen Großeltern unterhalten. Mein Japanisch war zwar nicht super aber für eine deutsche Schülerin ziemlich passabel wie ich fand.

Als wir an ihrem Haus angekommen waren, führte meine Großmutter mich in mein Zimmer, ein im Dachgeschoss liegender, großer Raum, in dem ich mich sofort wohl fühlte. Nachdem ich ein wenig geschlafen hatte, ich war müde vom Flug gewesen, war es halb sieben als ich die Treppen herunterkam.

"Na hast du dich ausgeschlafen Y/N" fragte mein Großvater

"Ja, alles super." meinte ich und lächelte müde.

"Tut mir leid aber ich bin echt noch ziemlich fertig" erklärte ich schnell, als ich seinen verwirrten Gesichtsausdruck bemerkte und mein Großvater nickte verständnisvoll.

"Dann leg dich lieber schlafen. Schließlich musst du übermorgen schon wieder in die Schule"

"Ach ja stimmt. Die Karasuno."

"Du gehst auf die Karasuno?" meine Großeltern sahen mich verwirrt an.

„Aber Y/N du warst doch eine deutsche Nationalspielerin. Warum gehst du dann auf die Karasuno. Die haben dort nicht einmal einen vernünftigen Trainer."

"Ich habe mit dem Volleyball aufgehört." meinte ich ruhig und ging in mein Zimmer hinauf. Auch für mich war es immer noch schwer zu akzeptieren, dass ich diesen Sport einfach so aufgegeben hatte. Ich vermisste das Gefühl des Balles in der Hand, den Applais und die Atmosphäre während eines Spiels, einfach alles. Um mich abzuholen griff ich schnell nach meinem Handy und tippte die Nummer meiner Mutter ein. Schon nach wenigen Sekundem ging sie dran.

"Hey mein Schatz. Wie geht's dir? Wie war der Flug? Magst du deine Großeltern? Freust du dich auf die Schule?" geduldig ließ ich ihre Fragen über mich ergehen, bis sie schließlich inne hielt und mir die Möglichkeit zu reden gab.

„Hi, ja mir geht's gut. Oma und Opa sind total nett und behandeln mich als würde ich seit Jahren bei ihnen wohnen. Sie sind vielleicht nur enttäuscht, dass ich noch nicht mit der ganzen Wahrheit über Deutschland herausgerückt bin."

"Ach das passt schon. Lass dir lieber Zeit und vertraue ihnen. Du musst es ihnen ja nicht nach drei Stunden kennenlernen verraten warum du nach Japan wolltest."

"Danke Mama du hast Recht. Ich lasse mir meine Zeit und bin jetzt erst einmal gespannt wie es auf der neuen Schule so läuft."

"Du wirst sicher schnell Freunde finden" meinte sie "Ich muss jetzt aber leider auch auflegen. Dein Vater und ich wollen noch essen gehen"

"Ok" erwiderte ich nur und ließ mir nicht anmerken, dass ich ein wenig enttäuscht war. Ein wenig mehr Zeit von ihr hatte Ich eigentlich schon erwartet, aber wenn sie reserviert hatten...

"Y/N?" Mist jetzt hatte ich nicht zugehört.

"Was denn?" fragte ich unschuldig

"Ich hatte dich gefragt ob wir morgen wieder um die gleiche Uhrzeit telefonieren wollen."

"Ähh klar" meinte ich etwas überrumpelt.

"Na dann bis morgen Abend. Tschüss!" sagte sie fröhlich und legte auf. Ein wenig ratlos hielt ich mein Smartphone in der Hand und legte es nach kurzem überlegen auf den Nachttisch. Eigentlich hatte ich noch ein wenig lesen wollen, doch dafür war ich jetzt gerade zu müde. Nachdem ich das Licht ausgemacht hatte, zog ich mit meine Schlafsachen an, putzte mir die Zähne, verschwand unter meiner Bettdecke und versank in einem tiefen Schlaf.

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Timeskip nächster Tag

Es klingelte und genervt drückte ich auf die Austaste meines Weckers. Ich hätte gestern tatsächlich vergessen ihn auszuschalten und jetzt hatte ich das Problem. Entsetzt starrte ich auf das Ziffernblatt. Erst halb sieben! Wer hat meinen Wecker denn bitte auf halb sieben gestellt? Ich sah mich um und bemerkte, dass ich in einem völlig fremden Zimmer war. Stöhnend ließ ich mich wieder zurück in die weiche Matratze sinken. In all der Aufregung hatte ich beinahe vergessen, dass ich jetzt in Japan war und der Wecker wahrscheinlich meinen Großeltern gehörte. Da ich jetzt sowieso nicht mehr schlafen konnte tapste ich nach unten. Die Küche verströmte einen tollen Geruch aus Kaffee und frischen Semmeln.

"Guten Morgen Oma" rief ich und stellte mich hinter sie an den Herd.

"Guten Morgen! Na gut geschlafen? Es gibt Rührei mit Semmeln und Kaffee."

Meine Augen leuchteten auf. So etwas hatte es bei uns nie gegeben. Meine Eltern waren viel zu sehr im Stress gewesen, weshalb ich morgens und Mittags zumeist alleine am Tisch gesessen und Fertigessen in mich rein geschaufelt hatte. Während des gemeinsamen Frühstücks besprachen wir den Plan des heutigen Tages. Die beiden hatten vor, mir die Umgebung zeigen und dann in die Altstadt gehen um meine Schuluniform abzuholen und noch ein paar andere Sachen zu kaufen. Darauf freute ich mich eigentlich. Einfach mal nach Herzenlust Shoppen gehen und alles vergessen.

Der Tag wurde auch tatsächlich ziemlich schön. Wir lachten uns über meine Schuluniform kaputt, die mir aber eigentlich ziemlich gut stand. Wir gingen in viele Geschäfte und fanden auch echt tolle Sachen, doch als mein Opa vorschlug in ein Sportgeschäft zu gehen um mir einen "vernünftigen" Volleyball zu kaufen schlug meine Laune um.

"Nein, danke aber sehr freundlich." sagte ich und bemühte mich um ein Lächeln, was mir aber nicht so gut gelang, wie ich es mir gewünscht hatte.

„Bist du dir sicher?" Hakte der Grauhaarige nach und deutete auf einen Ball im Schaufenster.

"Ja Opa. Ich spiele kein Volleyball mehr, tut mir leid."

"Ok, ich habe verstanden, aber möchtest du uns nicht erzählen wieso? Bis vor einigen Wochen warst du immerhin noch eines der bedeutendsten jungen Talente Deutschlands."

Ich seufzte und redete mir alles von der Seele. Von meiner Karriere über Ellas Unfall ins bis zu dem Umzug hier her. Es fühlte sich gut an und ich hatte das Gefühl seit längerer Zeit endlich wieder einmal verstanden zu werden. Sie sprachen  mir Mut zu und waren damit einverstanden das Thema Volleyball erst einmal aus ihrem Wortschatz zu streichen. Ich war ihnen dankbar. Dankbar, dass sie mich einfach so aufgenommen hatten.

Das verschwundene Ass || HaikyuuWo Geschichten leben. Entdecke jetzt