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Y/N N/N

Erschöpft und doch glücklich setzte ich mich auf die Bank. Irgendwie war das Spiel dann doch wirklich sehr anstrengend gewesen, obwohl ich das auf dem Spielfeld noch überhaupt nicht bemerkt hatte.

„Aufstellen!" rief Daichi mir zu und ich erhob mich seufzend. Wieso war meine Ausdauer so stark gesunken? Das war doch nur ein einziges Sätzchen gewesen und vorgestern war ich nach zwanzig Kilometer Laufen immer noch nicht verausgabt gewesen. Irgendetwas stimmte bei mir heute nicht. Vielleicht hatte ich doch zu viel Druck auf mir zu lasten gehabt und mich selbst ein wenig aus den Augen verloren. Ok, das hörte sich komisch an, aber es beschrieb merkwürdigerweise ganz genau meinen Zustand.

„Zieh doch nicht so ein Gesicht! Wir sind im Halbfinale!" Ich zwang mich zu einem Lächeln, als unser völlig überwältigterer Wirbelwind auf mich zu kam.

„Ihr habt aber auch wirklich gut gespielt. Der dritte Satz war beinahe fehlerlos!"

„Dankeschön!" Hinata strahlte mich an.
„Und jetzt komm mit, oder willst du das Aufstellen verpassen? Wir müssen uns noch von Bokuto-san und den anderen verabschieden." Voller Elan zog er mich hinter ihm her, bis wir bei den anderen ankamen.

„Du hast mal wieder toll gespielt." Lobte Tanaka mich glücklich und wurde ganz rot. Manchmal fragte ich mich wirklich ob es ihm gut ging. Ich räusperte mich.

„Danke." ein Krächzen entwich meinem Hals. Was war mit meiner Stimme los?

„Gehts dir gut?" fragte Daichi mich vorsichtig. Überrascht sah ich unseren Kapitän an.

„Was sollte denn mit mir sein?" ich verstand nicht.

„Na ja, nicht dass du auch noch krank wirst?"

„Ich und krank werden? Ich war noch nie krank und dann wird heute wohl auch nicht die Premiere sein." lachte ich unbekümmert.
„Feiert lieber euren Sieg, als euch über solch unwichtige Dinge Sorgen zu machen."

„Wenn du meinst." Suga zuckte mit den Schultern, wandte sich dann aber zu meiner Zufriedenheit ab.

„Danke für das gute Spiel!" Hallte es wenig später durch die Halle und die Mannschaften trennten sich nach ein paar wenigen Abschiedsfloskeln voneinander. Ich wollte gerade die Halle verlassen, als mich eine Hand am Handgelenk packte. Ich quietschte entsetzt auf, dann fuhr ich herum. Ein Glück, dass dort nur Akaashi Keiji, der Setter unserer Gegner stand. Er sah mich fragend an? Was war jetzt sein Problem? Immer noch sauer, dass er mich so hinterrücks überfallen hatte wandte ich mich nun gänzlich zu ihm um.

„Mein Gott, willst du mich umbringen?" Schwer atmend stand ich vor ihm.

„Tschuldige." Meinte der Blauäugige hektisch. „Ich hatte eigentlich nur eine Frage an dich." Wenn es weiter nichts war. So wie er dreingeblickt hatte hätte ich gedacht dass jemand gestorben wäre. Ich zog die Augenbrauen nach oben

„Und die wäre?"

„Nun ja, ich kann auch vollkommen falsch liegen, aber kann es sein, dass du aus Deutschland kommst und da ziemlich erfolgreich Volleyball gespielt hast? Weil weißt du, da ist vor kurzem eine Spielerin verschwunden und..." Ich erstarrte und meine Gesichtsfarbe wandelte sich augenblicklich zu Blässe. Schock. Verdammt. Aber wie...? Wie konnte er darauf kommen? Er durfte das nicht schon jetzt erfahren. Panik stieg in mir auf. Innerhalb weniger Minuten wäre die gesamte Anwesende Presse hinter mir her und... Ganz ruhig. Mir lief der Schweiß herunter. Was sollte ich nur sagen? Ein simples Nein würde sicher nicht reichen. Ich zwang mich ruhig zu bleiben

„Nein." sagte ich monoton.
„Da musst du dich irren. Es ehrt mich dass ich mit einem derart großen Talent verglichen werde..." So arrogant kannte ich mich gar nicht.
„Ja ich komme aus Deutschland, aber so wirklich öffentlich habe ich nie gespielt. Mein Vater hat immer mit mir geübt. Er ist ziemlich bekannt in der Volleyballszene und jetzt bin ich irgendwie hier gelandet." Log ich ihm dreist ins Gesicht und lächelte ihn schief an. Würde er das schlucken? Mein Herz schlug mir bis zum Hals als ich gebannt auf seine Antwort wartete. Hoffentlich bohrte er nicht weiter nach, denn sonst würde ich mich in meine eigenen Lügen verstricken und bitterlich zu Grunde gehen. Ok das war jetzt etwas hart ausgedrückt, aber ich wollte nicht dass es jetzt schon jemand wusste. Dieser Akaashi war mir völlig fremd und würde früher oder später zur Presse gehen. Ich sagte nur gefundenes Fressen. Gut konnte ich noch nie Lügen. Davon abgesehen, dass meine Eltern noch nie einen Volleyball angefasst hatten, stimmte auch noch die Zeit zu der ich in Deutschland verschwunden war, mit der zu der ich hier in Japan aufgetaucht war punktgenau überein. Wenn er es wirklich herausfinden wollte konnte er das auch. Ich würde jetzt einfach abhauen, dann konnte er auch keine dämlichen Fragen mehr stellen, die mich am Ende noch dazu führen würden meine gesamte Lebensgeschichte auzuplaudern. Nein, das würde und dufte ich nicht zulassen.

Das verschwundene Ass || HaikyuuWo Geschichten leben. Entdecke jetzt