| 73 | 𝐌𝐢𝐥𝐞𝐬

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Ich war gerade in ein Gespräch mit Jackson vertieft, der mir etwas zum Training von vorhin erklärte, als sich zwei Motorräder der Halle näherten. Keine große Sache, wenn die Meisten der Gang die Zweiräder bevorzugten.

Doch die zweite Maschine ließ mir das Blut in den Adern gefrieren.

Die schwarze Honda gehörte definitiv Conner. Das bewies auch das Zeichen der Serpens am Tank. Und das war alles andere als gut. Noch immer hatte ich keine Ahnung, wie das jetzt zwischen uns war, immerhin war er unser Verbündeter, aber ich hatte kein gutes Gefühl dabei. Beim letzten Mal wollte er mich noch ausliefern, oder am liebsten selbst umbringen. Wie der aktuelle Stand war und ob sich seine Meinung zu mir geändert hatte, wusste ich nicht.

Natürlich blieb das Grollen der Motoren nicht unbemerkt und auch Jackson sah zu Ihnen.

Ich hingegen hielt den Atem an. Warum um alles in der Welt holte Alec ihn hier her?! Klar, sie waren Brüder und ein Bündnis war dringend notwendig, aber hätte er das vorher nicht mal mit mir besprechen können? Dann hätte ich mich mental darauf vorbereitet! Außerdem hatte ich keine Ahnung, wie Jackson das in seinem Zustand aufnehmen würde.

Matt und Ryan ignorierten die Neuankömmlinge vorerst, genauso wie die anderen. Sie dachten es wären verspätete Hydra Mitglieder.

Als Alec von seiner weißverkleideten Maschine abstieg und mir einen ängstlichen Blick zuwarf hatte ich etwas Mitleid mit ihm. Er riskierte hier gerade alles! Seinen Posten, sein Ansehen und sein Leben. Würde Jackson wie erwartet reagieren, dann ginge das für Beide nicht gut aus.

Ich versuchte meinen Klassenkameraden mit einem besänftigenden Blick zu beruhigen, währenddessen schlug aber auch mein Herz bis zum Anschlag.

Conner setzte seinen Helm ab und wandte sich an seinen Bruder. Dieser sollte den Kontakt herstellen und die Situation entschärfen. Wenn das so einfach wäre...

Überraschend selbstbewusst nickte Alec seinen großen Bruder zu und betrat die Halle. Conner folgte schließlich langsam. Neugierig sah ich zu Jackson hoch, der neben mir stand. Er wirkte extrem angespannt und wenn ich ehrlich war, dann macht ich mir wirklich Sorgen um ihn. Zum Glück hatte ich ihn letzter Nacht von der Verwandtschaft erzählt, aber seine Reaktion war unberechenbar.

Als sich dann der Beta der Serpens uns näherte, ging ich einen Schritt zurück und nutze Jacksons Alpha Posten als meinen persönlichen Schutz.

„Jackson-", fing Alec unterwürfig an, wurde aber unterbrochen.

Der Alpha hatte die Hand gehoben und sein eisiger Blick brachte ihn zum Schweigen. Ich vernahm ein Geräusch, was einem Knurren ähnelte und Jacksons Gesichtszügen nach zu urteilen, musste er sich ziemlich zusammenreißen. Auch die anderen bemerkten den Eindringling.

„Was macht er hier, Alec?", fragte Jackson mit einer solchen Ruhe in seiner Stimme, dass ich überrascht die Augen aufriss.

Zwar schien Angesprochener ebenfalls überrascht, aber Alec wollte sich scheinbar nicht täuschen lassen und wahrte noch immer Abstand. „Er wollte mit mir... er muss mit dir sprechen!", korrigierte sich Alec.

„Aha", kam es nur zurück.

Merklich atmete Alec ein. „Wir brauchen das Bündnis! Ich weiß, dass es nicht korrekt war-"

„Nicht korrekt?!", unterbrach ihn Jackson sauer. „Jetzt weiß er, wo die Halle liegt! Weißt du welchen Schaden du damit angerichtet hast?! Er ist der Beta der Serpens, falls du das schon mitbekommen hast." Alec senkte den Kopf. „Aber er ist auch dein Bruder und wir brauchen ihn", fügte Jackson noch leiser hinzu. Stolz strich ich ihm über den Arm, zeigte ihm damit meinen Beistand und, dass ich seine Worte unterstützte.

Nicht nur Alec schien überrascht und sprachlos. Auch Conner hatte die Augen groß auf den Anführer gerichtet und konnte kaum glauben, dass ihr Geheimnis schon längst keins mehr war. „Du meinst, dass-"

„Ja, wir verbünden uns. Ich wollte eigentlich mit Blake sprechen, aber scheinbar hat sich das erledigt", entgegnete Jackson und war natürlich sehr erleichtert, den Genannten nicht sehen zu müssen. „Was sagt er denn dazu?"

„Er ist nicht dafür und hält die ganze Geschichte mit Zayn für einen Witz", erklärte Conner bedauernd.

Jackson kniff die Augen leicht zusammen. „Also können wir nicht mit seiner Unterstützung rechnen?"

„Nein." Conner schüttelte den Kopf. „Wir werden ihn aber auch nicht brauchen. Wenn er nicht mitzieht, übernehme ich eben die Serpens und ich habe im Gegensatz zu ihm auch die Fähigkeiten dazu und den Respekt der Mitglieder."

Das schien Jackson sofort zu gefallen, denn interessiert sah er Conner an. Der alte Jackson schien wieder erwacht, denn er witterte seine Chance auf mehr Macht und Einfluss.

„Woher wusste er von unserer Verwandtschaft? Hat Nero ihm das erzählt?", fragte mich Alec plötzlich. Der Blonde hatte sich neben mich gestellt und gemeinsam entfernten wir uns etwas von den beiden anderen.

Lächelnd beobachtete ich Jackson, wie er mit Conner weitere Details besprach. „Nein, ich hab ihm gestern ins Gewissen geredet. Wegen dem Bündnis und auch wegen allem anderen."

„Danke, ich dachte schon, dass mein letztes Stündlein geschlagen hätte."

Ich lachte leicht. „Umgebracht hätte er dich schon nicht, Jackson ist nicht so. Aber ne Strafe hättest du mit Sicherheit bekommen", antwortete ich. „Hoff einfach, dass er nicht weiter darüber nachdenkt."

Alec nickte. „Mach ich."

Obwohl ich anfangs wirklich Angst vor Conner hatte, so schien er gerade wirklich ausgeglichen. Erstaunlich gelassen sprach er mit Jackson. Das Eis war gebrochen. Von nun an würde es anders in der Hydra laufen, das wusste ich.

„Miles!"

Ich zuckte zusammen und hob meine Augenbraue fragend an. „Hm?"

„Komm her", forderte Jackson mich auf. Mit wackeligen Beinen näherte ich mich ihnen. Wollte Conner mich jetzt doch noch abknallen? „Wenn wir jetzt bald einer Gang angehören, sollten wir da noch was klären, oder?"

Benommen nickte ich. Jackson war doch da, es würde schon nichts passieren!

„Das war zwar ziemlich scheiße, Miles, aber es war schließlich nicht deine Idee und wir sollten alte Streitigkeiten vergessen, nicht?", fing Conner an und streckte mir die Hand aus. „Freunde?"

Grinsend und erleichtert schlug ich ein. „Freunde."

Nach einem endlos langen Gespräch und Beratungen, wo Matt und Ryan ebenfalls dabei waren, waren wir uns alle einig. Conner und der Teil der Serpens, der ihm folgte und anerkannte, würde von nun an zu uns gehören. Das war nur nicht ganz leicht. Es musste erstmals aufwendig herauskristallisiert werden, wer auf wessen Seite stand.

Allerdings würden wir keine einheitliche Gang bilden.

Das war einfach unmöglich! Es waren zu viele. Das Geld und das Gebiet reichten nicht für alle und die Rangordnung würde durcheinandergebracht werden. Eine neue Ordnung herzustellen, würde Jahre dauern und sich am Ende nicht mal lohnen.

Stattdessen würde Conner die Serpens neu aufstellen und aussortieren. Anschließend würde er eine Art Partner von uns werden. Die Reviere blieben aber gleich, nur ohne Ausgangssperre.

Für Blake und den Rest hieß es also unterwerfen oder gehen!

RIDERS ~ Burn For ThisWhere stories live. Discover now