RIDERS ~ Burn For This

| 18 | 𝐌𝐢𝐥𝐞𝐬

Zusammen liefen wir schließlich zur Halle. Noch immer stieg Rauch aus ihr empor und das Feuer schien niemand gelöscht zu haben. Sie war einfach ausgebrannt und stank jetzt abartig. Angewidert verzog ich meine Nase. Das war ja noch schlimmer als Jacksons Mundgeruch nach dem Rauchen.

„Was machen wir mit ihr?", fragte Matt nebenbei und sah Jackson fragend an.

Dieser fuhr sich über den Hinterkopf. „Wir lassen sie einfach stehen und nehmen mit, was noch zu gebrauchen ist. Anschließend suchen wir uns ne Neue."

Matt nickte und wieder herrschte Schweigen. Plötzlich stolperte ich über etwas, was am Boden lag und drehte mich fluchend um. Jacksons roter Helm lag im trockenen Gras und verwundert hob ich ihn hoch. Der Schwarzhaarige nahm ihn wortlos an, lächelte mir aber kurz zu. Als mein Blick wieder zur Halle wanderte, musste ich hart schlucken. Ich wollte gar nicht wissen, wie groß der Geldschaden war. Da hatte die Hydra wohl so einiges wegzustecken.

Vor dem leicht zerbeulten Tor stand dann auch Ryans grüne Kawasaki und neben ihr die verkleidete KTM von Matt. Auch die weiße Maschine vom Rennen stand da. Jetzt bei Tageslicht sah sie echt schön aus. Natürlich trug auch sie den Hydra Schriftzug am Tank. Ihre Unterseite war schwarz und an ihrem Lenker baumelte ein ebenfalls weißer Integralhelm mit verdunkeltem Visier. Also war Alec auch hier.

„Das ist Alecs 675er", meinte Jackson nebenbei und zeigte auf das weiße Bike. Er wusste nicht, dass ich sie schon kannte, weswegen ich einfach nickte und den Anblick weiter genoss. Ich war heute nicht der Einzige, der Schule schwänzte. Wir umrundeten die Halle einmal und trafen dort auf die anderen drei. „Habt ihr Johns Leiche schon gefunden?", fragte Jackson in die Runde.

Doch Matt schüttelte mit dem Kopf. „Nein, leider nicht. Er ist vermutlich zusammen mit der Halle verbrannt. Wir haben nur seine silberne Kette gefunden, die auf dem Boden bei den Tuningteilen lag. Und Loan."

Ryan hingegen schien ziemlich still und sah nicht einmal auf als wir uns näherten. Nero und Alec standen neben ihm und starrten ebenfalls auf die zwei Metalltische.

„Das ist alles, was übriggeblieben ist", warf Nero ein und zeigte missmutig auf die paar Waffen, zwei dreckige Auspuffe und eine Packung mit Munition.

„Das ist alles?!", stieß Jackson schockiert aus und ich zuckte unmerklich zusammen. Keine Ahnung, wie viel die Gang vorher hatte, aber im Vergleich hierzu offenbar um einiges mehr. Matt zuckte mit den Schultern und stellte sich näher zu Ryan, dessen Blick noch immer auf den Toten gerichtet war, der auf dem zweiten Tisch lag. Seine Haut war ganz bleich und noch immer tropfte Blut von seinen Klamotten auf den Sandboden.

„Leider ja", sagte Alec tonlos und sah auch endlich mal auf. Als sein Blick auf mich fiel, wurden seine Augen größer und sein Blick unfreundlicher. „Sag bloß, er hat gegen dich gewonnen, Jackson?"

Angesprochener verdrehte die Augen. „Nein, ist ne lange Geschichte. Wir sollten uns erstmal auf unser Problem hier fokussieren", log er, ohne mit der Wimper zu zucken und lenkte geschickt vom Thema ab.

„Na ganz toll", keifte Alec und wandte sich dramatisch ab. Noch jemand, der mich hier willkommen hieß. Nicht.

Jackson spannte sich sichtlich an, während er den restlichen Inhalt musterte. „Blake wird dafür bezahlen. Von dem Stoff ist rein gar nichts übriggeblieben!"

„Wir hatten eh nicht mehr viel und die neue Lieferung kommt auch bald", versuchte Matt ihn zu besänftigen. Offenbar war er hier das gute Lichtlein, welches für Stimmung und Ruhe sorgte, damit alle einen klaren Kopf bewahrten. „Abgesehen davon haben wir keine Beweise."

„Doch, die haben wir", protestierte Nero und zog aus seiner Jacke eine dunkle Schusswaffe hervor und hielt sie seinem Anführer unter die Nase, mit dem Kommentar, „Die hab ich heute Morgen hier gefunden."

Konzentriert nahm Jackson sie in die Hand. „Das könnte passen, Loan wurde erschossen und das ist eine MP 40, so eine hat auch Conner."

„Das ist sogar seine. Seine Initialen sind drauf eingraviert am Lauf. Er war gestern nicht beim Rennen und wenn die Schusswunde mit den Patronen übereinstimmen, haben wir einen Beweis", erklärte der Beta und Jackson nickte kurz.

Dann übergab er sie Matt. „Könntest du das überprüfen?" Der Braunhaarige nickte und steckte die Waffe ein. „Gut, dann heißts erst mal abwarten. Loan werden wir hier begraben und dann ist die Sache vorerst abgeschlossen. Die Serpens kommen damit aber nicht davon." Dann sah er plötzlich zu mir. „Miles, wir reden nochmal. Alec du kommst auch gleich mit." Der Blonde nickte und zusammen mit Jackson entfernten wir uns etwas.

Aber bevor er etwas sagen konnte, meinte ich, „Wieso änderst du deine Meinung so plötzlich? Ich mein, nicht, dass es mich nicht freuen würde, aber-"

„Miles...", unterbrach er mich, „Hol erst mal Luft und zweitens, ändere ich meine Meinung immer, wenn ich das will. Zudem stehe ich in deiner Schuld und auch, wenn die anderen die Wahrheit nicht so ganz kennen, hast du's dir verdient und ich will nicht länger etwas bei dir offen haben. Außerdem... hab ich ein gutes Gefühl bei dir." Lachend klopfte er mir auf die Schulter. „Sorg also dafür, dass ich das hier nicht bereue. Heute solltest du einen kleinen Vorgeschmack bekommen, von dem, was dich bei uns erwartet. Morgen würden wir dann alles offiziell machen. Wenn du also doch nicht einsteigen willst, ist das deine letzte Chance, weil Aussteigen geht nicht mehr."

Ich nickte. „Ich hab mir das gut überlegt."

„Ich hoffe es für dich, denn wir stehen dann an erster Stelle. Die Schule, Hobbys und Familie haben dann zu warten und wenn du unseren Namen trägst, gehst du ein hohes Risiko ein. Überleg es dir bis Morgen, wir schreiben dir", damit klopfte er mir nochmal auf die Schulter und wandte sich ab. Zusammen mit Alec fuhr ich anschließend nach Hause. Meine Entscheidung stand zwar schon fest, aber eine Nacht drüber schlafen würde nicht verkehrt sein.