| 36 | 𝐌𝐢𝐥𝐞𝐬

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Schon seit drei Stunden sah ich dabei zu, wie Ryan, Matt und Alec an meinem Motorrad werkelten und Jackson und Nero sich derweil berieten, was sie noch so verändern wollten. So viel gab es da ja nicht. Meine einzige Hoffnung war, dass sie den Auspuff und die Farbe bleiben ließen.

Zwar hatte ich angeboten, ihnen zu helfen, aber sie hatten darauf bestanden es selbst zu machen, um alles aus meiner Maschine herauszuholen. Ich war jetzt schon mehr als gespannt auf das Endergebnis. Bis auf meine NOS Flachen und den Akrapovic Auspuff hatte ich nichts an ihr verändert. Allerdings hatten sie auch das Geld und die Kontakte für sowas.

Irgendwann hatten sie mich dann rausgeschickt, da es eine Überraschung werden sollte. Alec hatten sie als Aufpasser mit hinausgescheucht, damit ich nicht auf dumme Gedanken kam und reinschaute. So langsam hatte ich echt das Gefühl, in ihnen gute Freunde gefunden zu haben. Der Blondhaarige saß nun neben mir vor der Halle und zupfte gelangweilt immer wieder kleine Grashalme aus, während ich nur mal die Stille und Ruhe genoss. Mittlerweile war es langsam dunkel geworden und ein leichter Wind ging.

Hinter uns wurde auf einmal das Garagentor geöffnet und gab einen strahlenden Matt frei. „Du darfst eintreten", verkündete er ganz dramatisch und breitete die Arme aus.

Ich musste lachen und Alec tippte sich nur an die Stirn, als Zeichen, dass Matt sie nicht mehr alle hatte. Doch den Braunhaarigen störte dies überhaupt nicht. Stattdessen beobachtete er mich mit großen Augen, wie ich mich erhob und die Halle betrat. Dabei fiel mir auch die Sauerei und Unordnung auf. Wasser, Öl und andere klebrige Stoffe sammelten sich zu kleinen Pfützen auf dem Boden und für das Chaos würden wir wahrscheinlich ewig brauchen.

Meine Yamaha war mit einer Plane zugedeckt und ich konnte so nur ihre Umrisse sehen. Jackson stand mit zufriedener Miene daneben und Nero und Ryan unterhielten sich leise. „Also Miles, bereit?", fragte er unnötigerweise, da ich eh schon ganz hibbelig war. Ich nickte eifrig, ohne ihn anzusehen und Jacks nahm mit einer Hand die dunkle Plane ab.

Was ich dort sah, ließ mich erst mal erstarren und mir klappte die Kinnlade herunter. Auf den ersten Blick hätte ich sie wahrscheinlich gar nicht wieder erkannt. Zum Glück hatten sie, sie blau gelassen und nicht rot oder gelb lackiert. Sie war mit einigen aufwendigen Aufklebern verziert und hatte noch etwas mehr schwarz, weiß und Gold an der Verkleidung, was perfekt zur Telegabel passte. Zudem war sie leicht nass, also frisch gewaschen und glänzte richtig. Nicht der kleinste Dreck.

Selbst die Räder waren neu, somit auch das Profil und hatten weiße Schrift am Rand, was ihr ein sportliches Aussehen gab. Auch die Felgen waren schwarz-weiß beklebt wurden, aber immer noch dunkelblau. Auch hatte sie eine neue, verdunkelte Racingscheibe. Jetzt fehlte nur noch der Hydra Aufkleber, wo sie sogar Platz am Tank gelassen hatten.

Das waren zumindest die optischen Veränderungen. Was sie noch alles getunt hatten, konnte ich auf den ersten Blick nicht sagen, nur dass sie meinen Auspuff und die NOS Flaschen wohl gelassen oder zumindest durch neue ersetzt hatten.

„Und gefällts dir?", wollte Matt ungeduldig wissen, der auf einmal neben mir stand.

Ich nickte sprachlos und ging zu der YZF. Meine Hand strich federleicht über den Lenker, bis hin zum Tank, der Sitzbank und dann zum Heck, während ich um sie herumlief. „Ob sie mir gefällt? Was soll ich sagen?... Mir fehlen die Worte... sie ist einfach, der Wahnsinn!", sagte ich noch immer fasziniert, mit dem Blick auf ihr.

„Freut uns", meinte Ryan. Auch er war nähergetreten und begutachtete seine Arbeit. Das Tuning und Aufstylen der Maschine war wohl so ne Art Willkommensgeschenk.

„Wir haben noch einen JR Sportluftfilter, neue EBC Bremsbeläge und neue Brems - und Kupplungshebel eingesetzt, damit du schneller schalten kannst. Zudem haben wir deine NOS Flaschen ersetzt und ein paar Sturzpats angebracht", sprach Matt weiter. Er erklärte mir noch weitere Details zum Tuning, doch wenn ich ehrlich war, hörte ich ihn gar nicht mehr richtig zu. Ich hatte nur Augen für mein Bike und stellte mir jetzt schon das Fahren mit ihr vor.

Als der kleine Mechaniker dann endlich fertig war, kam Jackson und legte mir seinen Arm wieder auf die Schulter, wie vorhin. „Jetzt brauchst du nur noch das Kennzeichen."

Verwirrt sah ich zu dem Kennzeichenhalter. Ich hatte doch eins. „Aber-"

„Nicht das...", unterbrach mich Jackson belustigt und löste sich von mir. Mit seiner rechten Hand zeigte er auf den Tank. „...Das." fuhr er fort und ich verstand. Verstehend nickte ich, zog den Aufkleber hervor und ging zum Motorrad. Der Alpha schien wohl darauf zu bestehen, dass ich ihn selbst anbrachte. Gleich mal als Loyalitätsbeweis, was ich dann auch tat.

Kaum war er angebracht, schien die Stimmung eine andere. Lockerer und Vertrauter. So, jetzt war sie gekennzeichnet und gehörte offiziell zur Hydra. Mein Herz machte einen Satz und Glücklichkeit überkam mich, auch wenn ich tief im Inneren wusste, dass es vor dem Gesetz richtig war. Wegen meinem Onkel und Ruby würde mir schon noch was einfallen.

„So, dann sind wir ja fertig und bereit." Jackson ließ den Rest des Satzes unausgesprochen und klatschte stattdessen kurz in die Hände und ging zum Ausgang.

Ich sah ihm hinterher. „Bereit wofür?", rief ich.

„Fürs Rennen, wofür denn sonst?", antwortete Nero, der ebenfalls an mir vorbeilief und mich frech angrinste. Offenbar hatte er heute mal gute Laune. „Oder ziehst du den Schwanz ein?", wollte er wissen und sah mich provozierend an.

„Niemals!", entgegnete ich entschlossen und die Leidenschaft brannte in meinen Augen.

Natürlich folgte ich den anderen und als ich den Motor meines Motorrads startete, schmolz ich fast dahin.

Jackson und Nero fuhren voraus, dann Matt und Ryan und als Letztes kamen Alec und ich. Die Halle hatten wir nicht abgeschlossen, da Jackson meinte, dass gleich noch jemand vorbeikommen würde. Unser Weg führte uns allerdings nicht mehr zur Stadt, sondern weiter ins Gelände rein. An der Fahrweise an sich hatte sich nichts geändert. Nur die Reifen waren neu und hatten noch ordentlich Profil.

Auch wie Matt gesagt hatte, fühlte sich das Schalten anders an und die Bremsen gingen besser. Ich war schon richtig scharf darauf, sie in einem Rennen zu testen und dieses Mal kreuzte ich dort nicht als Null auf, sondern hatte einen festen Platz und hatte eine Chance mir in dieser Szene einen Namen zu machen.

RIDERS ~ Burn For ThisWhere stories live. Discover now