| 15 | 𝐌𝐢𝐥𝐞𝐬

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Das Klingeln meines Weckers riss mich aus meinem viel zu kurzen Schlaf. Stöhnend legte ich den Arm über den Kopf. Wie spät war es bitte? Ich öffnete mein rechtes Auge und blinzelte gegen das Sonnenlicht an. Kurz nach sieben Uhr. Eindeutig zu früh.

Mein Blick wanderte zu meinem Schreibtisch am Fenster und ich riss die Augen auf. Mein Helm und meine Handschuhe lagen darauf und über meinem Schreibtischstuhl hing meine Jacke, die noch immer tropfte und meinen Boden nass machte. Dann war das alles letzte Nacht ja wirklich passiert! Und Jackson war noch unten.

Schnell schlug ich die Bettdecke zur Seite und sprang aus dem Bett. Ich hatte eins meiner geliebten grauen Shirts an, mit V-Ausschnitt, und eine kurze Short.

Die Müdigkeit steckte mir noch in den Knochen und als ich die Treppe hinunterhastete spürte ich deutlich, dass ich zu wenig Schlaf hatte. Doch als ich im Wohnzimmer ankam und aufs Sofa blickte, war meine Unruhe weg. Jackson lag friedlich schlafend auf dem Sofa, hatte sich ausgestreckt, die Decke lag halb auf dem Boden und er sah irgendwie besser aus als gestern. Erleichtert ließ ich die Schultern hängen und drehte mich um. Zu früh gefreut.

„Wir müssen reden", meinte mein Onkel streng und sein Blick ließ keine Widerrede zu.

Also nickte ich nur und folgte ihm in die Küche. Er wandte sich von mir ab und schaltete die Kaffeemaschine an. Ich lehnte mich derweil an die Küchenzeile und beobachtete ihn dabei. Als er endlich seine Tasse Kaffee hatte, sah er mich wieder an und mein ungutes Gefühl wuchs. Wie sollte ich ihm, als Polizisten, das bitte erklären?

„Du schuldest mir eine Erklärung", sagte er und nickte in Richtung Sofa. „Wer ist das?"

Ich seufzte und wandte meinen Blick bewusst nicht ab, um glaubwürdiger zu sein. „Er heißt Jackson und ist ein Freund von mir. Wir haben gestern noch lange gezockt und es ist etwas spät geworden", antwortete ich und hoffte einfach mal drauf, dass mein Onkel mir glauben würde.

„Aha, und deshalb hat er Fieber und deine Klamotten an?", fragte er weiter und nippte währenddessen an seinem Kaffee.

Unsicher musterte ich den viel interessanteren Küchenboden. „Wir sind in den Regen gekommen und da hab ich ihm eben meine Klamotten gegeben, weil seine nass waren. Und da hat er sich vermutlich erkältet", erklärte ich unsicher. Gelogen war es ja nicht. Aber auch nicht die gesamte Wahrheit.

„Und wie konntet ihr beim Zocken bitte in den Regen kommen?" Er hob die Augenbraue an und verzog seinen Mund zu einem geraden Strich.

Ich schloss für einen kurzen Moment die Augen. Offenbar musste ich meine letzte Karte ausspielen. „Wir sind noch Motorrad gefahren."

„Nachts?", stieß er schockiert aus. „Miles, das Thema hatten wir doch! Was wenn-"

Schnell unterbrach ich ihn. „Es ist nichts passiert und es war nur ne kleine Runde. Wird nicht wieder vorkommen", besänftigte ich ihn schnell. Ich wollte nicht, dass Jackson von meinen Problemen erfuhr.

Gestresst atmete er aus. „Ich hoffe wirklich, dass sich dieses Motorradthema bald erledigt hat." Seine Stimme wurde etwas sanfter. „Woher kennst du ihn überhaupt?"

„Ähm...", machte ich geistreich und zupfte an meinem Shirt. „Er ist der Bruder von einem aus meiner Klasse und wir haben uns getroffen, als er ihn abgeholt hat", murmelte ich und musste unwillkürlich an Ryan denken.

„Gut, freut mich, dass du endlich Anschluss findest. Aber sollte es deinem Freund schlechter gehen, dann muss er ins Krankenhaus, beziehungsweise nach Hause." Herzhaft gähnte er und stellte seine Tasse zurück auf die Ablage. „Ich muss ins Bett und du in die Schule, also Beeilung." Damit verschwand er nach oben und ich atmete auf. Entspannt lief ich ins Wohnzimmer. Jackson hatte seine Augen noch immer geschlossen, also machte ich wieder kehrt.

RIDERS ~ Burn For ThisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt