| 67 | 𝐌𝐢𝐥𝐞𝐬

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Ungeduldig starrte ich auf mein Handy. Seit zwei Stunden waren Nero und Jackson schon verschwunden und ich saß mit Ryan in der Wohnung, während wir uns Saw ansahen. Und um eines klarzustellen, der Film war Ryans Wunsch gewesen, nicht meiner!

Gerade blitzte wieder diese hässliche Säge im Fernsehen auf und ich wollte die Augen skeptisch zusammenkneifen, da klopfte es wild an der Tür und beinahe wäre ich zusammengezuckt.

Meine Rettung! Frustriert aufstöhnend pausierte Ryan den Film und trottete zur Tür, ich würde es schließlich nicht tun. Es war schon weit nach 0 Uhr, wer konnte das wohl sein?!

„Hey Bro, was machst du denn hier?", rief er begeistert aus und hatte sofort bessere Laune. Wie ausschlaggebend Matts Anwesenheit für Ryans Stimmung doch war. „Ähm, alles okay?", hing er jedoch später besorgt hintendran als Matt immer noch nicht antwortete.

„Hm, kann ich reinkommen?", fragte dieser einfach nur und jetzt wurde auch ich hellhörig. Mit dem Ellenbogen stützte ich mich auf der Sofalehne ab und reckte den Hals, um in den Flur sehen zu können.

Ryan war entgeistert beiseitegetreten. „Das fragst du noch? Du wohnst doch quasi hier!"

Mein Mitbewohner warf mir einen beunruhigten Blick zu und Matt setzte sich neben mich aufs Sofa. Dabei sah er mich nicht einmal an und auch meine Begrüßung ignorierte er.

„Matt, was ist denn?", wollte Ryan wissen, der immer unruhiger wurde und von hinten seinen Bro die Hände auf die Schultern gelegt hatte.

„Keine Ahnung, aber Jackson hat mich vorhin zur Halle bestellt und wollte, dass ich gelöschte Nachrichten von Neros Handy wieder herstelle, und dabei hab ich einen Blick darauf werfen können", erklärte der Braunhaarige und mit gerunzelter Stirn sah er zu Ryan hoch, der noch immer hinter ihm stand. „Ich glaube, dass Nero irgendwelche krummen Dinger gemacht hat. Jackson sah ziemlich wütend aus."

Bei seiner letzten Bemerkung musste ich seltsamerweise leise auflachen. Welche unserer Aktivitäten war denn nicht krumm?

Ryans Handgelenke spannten sich an. „Konntest du lesen, worum es ging?"

„Nein." Matt schüttelte mit dem Kopf. „Aber das werden wir schon noch erfahren."

Eine angespannte Stille herrschte im Raum. Man konnte förmlich sehen, wie das Gehirn jedes einzelnen von uns auf Hochtouren arbeitete. Matt und Ryan zerbrachen sich den Kopf über die Nachrichten und ich hatte ein schlechtes Gewissen, weil ich sie im Dunkeln tappen ließ. Allerdings hatte ich auch nicht vor, daran etwas zu ändern. Das war Jacksons Aufgabe und er entschied, wann und wie das Ganze aufgedeckt werden würde.

Plötzlich spürte ich ein Vibrieren in der Hosentasche und als ich mein Handy herausnahm und Jacksons Namen sah, nahm ich sofort ab. „Jackson?"

„Miles, ist Ryan bei dir?", fragte er sofort ohne Umschweife und seine Stimme hatte einen seltsamen unterdrückenden, kratzige Unterton.

Mein Blick wanderte zu ihm. „Ähm ja."

„Und Matt vielleicht auch?", war seine nächste Frage, die ich bejahte. „Gut, dann kommt bitte alle zur Halle. Wir müssen klären, wie es weiter geht. Ach, und Miles, erzähl ihnen bitte noch nichts."

„Mach ich nicht!", versicherte ich ihm und nachdem er aufgelegt hatte, seufzte ich laut. „Wir sollen zur Halle kommen."

Matt und Ryan sahen beide gleichzeitig zu mir. „Wieso?"

„Aufklärung. Also Beeilung!", meinte ich und eilte zum Flur. Dort zog ich meine Jacke und Schuhe an, ehe ich mir den Yamaha Schlüssel schnappte. „Kommt ihr?"

Beide nickten und folgten mir anschließend ins Treppenhaus. Den Fahrstuhl hasste ich nach wie vor, weswegen ich die Treppe nahm. Damit war ich zwar bedeutend langsamer als Matt und Ryan, aber ich setzte mein Leben wenigstens nicht aufs Spiel!

Unten bei den Motorrädern hatte ich dann erstmal Mühe damit, meine R6 startklar zu bekommen, denn die vollverkleidete Kawasaki und Matts KTM engten sie unvorteilhaft ein. Zudem war Ryan nicht der Pünktlichste und somit dauerte das alles länger als gewollt!

Auch die ganze Fahrt war unruhig. Irgendetwas war passiert, oder würde passieren. Das sagte mir mein Gefühl. Bei längerem Nachdenken durchzog mich ein kalter Schauer und meine Haltung auf dem Motorrad nahm ab Grazie ab.

Ich hatte, wenn ich ehrlich war, keine Ahnung was mich jetzt erwarten würde. Wie viel würde Jackson preisgeben? Und was würden wir im Bezug zu den Serpens unternehmen? Schließlich steckten sie ungewollt auch mit drin und es war unsere Pflicht, die Dinge wieder ins Lot zu bringen, sonst würde es am Ende noch schlecht für uns laufen!

Vor mir sah ich die roten Bremslichter von Ryans Kawasaki aufblitzen, da er sich einer Ampel näherte und als ich dort neben ihn hielt, trafen sich unsere Blicke durch das Visier.

Natürlich konnte ich ihm nicht direkt in die Augen sehen, aber seine Anspannung war nicht zu übersehen. Seine Hände krallten sich an den Kupplungshebel und ans Gas fest, als würde er jederzeit vom Bike fallen. Mir ging es nicht anders, nur wusste ich schon, was in etwa gleich verkündet werden würde.

Mit Matt im Nacken und einem falsch parkenden Ryan vor mir, hielt ich schlussendlich etwas entfernt von der Halle an. Unzählige andere Motorräder standen bereits da und in der Halle herrschte ein reges Treiben. Viele Mitglieder waren gekommen und warteten auf Infos. Die meisten kannte ich nur vom Aussehen. Jackson war nirgends zu sehen. Nero auch nicht.

„So viel war nicht mehr los seit deinem Beitritt, Miles", bemerkte Ryan.

Die beiden Bros liefen dicht neben mir und hatten anscheinend auch nicht vor ihren Platz zu verlassen. So standen wir irgendwann neben Alec, der mir einen bedeutungsvollen Blick zuwarf.

„Ich hab ein ganz mieses Gefühl", sprach Ryan all unsere Gedanken aus.

„Glaub mir, ich auch", bestätigte Matt. Fast schon süß, wie dicht sie beieinanderstanden. Vertrauen pur.

„Sorry, für dieses kurzfristige Treffen... mitten in der Nacht, aber ich hab was zu verkünden!", hallte plötzlich Jacksons Stimme von vorn zu uns, der sich nun unter die Menge mischte und offenbar meinen Blick suchte.

Als er ihn schließlich gefunden hatte, wirkte er sicherer. Dennoch sah er schrecklich aus! Seine Augen wirkten trüb und er verkörperte die aktuelle miese Stimmung. Als Alpha sollte er ein Vorbild sein und dennoch schrie alles an ihm danach, dass er aufgegeben hatte.

„Nero hat uns verraten. Die Serpens hatten von Anfang an nie etwas mit dem Brand oder dem Mord zu tun. Schuld daran ist einzig und allein ein Untergrundkämpfer Namens Zayn, der uns gegeneinander ausspielen wollte, um die Drogengeschäfte zu seinen Gunsten zu drehen. Doch das wird nicht passieren, schließlich wurden wir rechtzeitig gewarnt", erklärte Jackson. Sein Blick lag dabei die ganze Zeit auf mir und ich nickte ihm bestätigend zu.

„Was ist jetzt mit Nero?", warf einer der Mitglieder die Frage in den Raum und ein anderer wollte wissen, „Und wie können wir sichergehen, dass er uns verraten hat?"

„Es gibt genug Beweise. Nero war Zayns Informant." Jacksons Stimme klang müde und ich bekam Mitleid mit ihm. Die weiteren Fragen ignorierte er weitestgehend. Er wollte nicht weiter ins Detail gehen, das sah man ihm an. Aber er konnte die Gang nicht so abspeisen.

„Was ist jetzt mit Nero?", kam auch schon die nächste Frage. „Wer wird unser neuer Beta?"

Jacksons knurrte gereizt und alle verstummten. „Es wird vorerst keinen neuen Beta geben und Genaueres wird morgen Vormittag besprochen. Jetzt geht!"

Das war der Zeitpunkt, in dem der Schwarzhaarige sich abwandte und die Gang aufgewühlt, mit entsetzten Gesichtern und ohne Führungskraft zurückblieb.

RIDERS ~ Burn For ThisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt