I LIE TO YOU

larellee tarafından

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Du kennst jemanden, wenn du weißt, wovor er sich fürchtet ... Ihr Lächeln zieht jeden in den Bann, seine Auge... Daha Fazla

Vorwort
Aesthetics
Letzter Atemzug
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Epilog
Nachwort + Dankesagung

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larellee tarafından

Ace

Langsam lösen Paige und ich uns voneinander. Meine Brust hebt und senkt sich, keiner wagt es, den Blickkontakt abzubrechen. Die Stimmung ist noch immer elektrisch aufgeladen und ich spüre die Erinnerungen an unseren Kuss in mir widerhallen. Paige bricht neben mir plötzlich in schallendes Gelächter aus.

»Was ist so lustig?« Fragend hebe ich eine Augenbraue. Macht sie sich etwa über mich lustig?

Sie grinst mich breit an. »Du müsstest dich mal sehen.«

Wieder kichert sie. »Dein... Dein Mund ist... Mein Lippenstift...« Sie schüttelt sich vor Lachen. Und ich verstehe. Vermutlich sind meine Lippen gerade knallrot, so wie ihre es zuvor waren. Ich grinse ebenfalls. Paige atmet tief ein und versucht, sich zu beruhigen, doch sofort fängt sie wieder an zu lachen. Sie wischt sich Lachtränen aus den Augenwinkeln, oder Regentropfen, wer weiß. Nach ungelogen Minimum zehn Minuten, fängt sie sich wieder. »Wollen wir wieder zurück in die Wohnung? Wir sind klitschnass. Ich könnte trockene Klamotten gebrauchen.«

Ich zucke mit der Schulter. »Ich habe keine Wechselsachen mit.« Warum auch? Als Paige mich zu sich eingeladen hat, habe ich sicher nicht damit gerechnet, mit ihr im Regen rumzuknutschen und dabei bis auf die Knochen nass zu werden. Bereuen tue ich es natürlich nicht. Wenn es eine Sache in meinem Leben gibt, die ich auf jeden Fall immer wieder tun würde, dann ist es das, was wir getan haben, so oft zu wiederholen, bis ich vor Glück geplatzt bin. Was niemals passieren wird, weil ich nicht genug von Uhr bekommen kann.

Paige wirft mir einen diabolischen Blick zu. »Für dich finde ich schon was.«

»Einen Kartoffelsack?«

Sie lacht auf. »Nein, viel hübscher, ganz so teuflisch bin ich doch nicht!«

Gemeinsam steigen wir die Sprossen hinab, zurück in die Abstellkammer, ich halte sie fest, damit sie nicht fällt. Unten angekommen läuft sie zielstrebig durch das Apartment und zieht mich hinter sich her, in ein Zimmer. Ihr Zimmer. Überall hängen Bilder, Fotografien und Zeitungsausschnitte. Es ist in hellen Cremetönen gehalten, mit roten und dunkelblauen Akzenten.

Ein monströses Bücherregal nimmt eine ganze Wand ein, es quillt förmlich über vor Büchern. Über ihrem Schreibtisch hängt ein alter Druck von der Brooklyn Bridge, ganz in schwarz-weiß. Bis auf die Lippen der Frau, die auf dem Bild zu sehen ist. Bücher, Hefte und Stifte liegen verstreut rum, ein wildes Chaos, wie sie selbst. Aufbrausend. Chaotisch. Hitzig. Als hätte sie mich in einen Teil ihrer Welt entführt.

Ein großes Fenster ist leicht angeklappt, daneben führt eine gläserne Tür auf einen kleinen Balkon mit zwei Klappstühlen und einem kleinen Tisch. Der Wind fährt durch einen Baldachin. Ihr kolossales Himmelbett ist aufgeräumt, im Gegensatz zum Rest des Zimmers. Die Kissen sind penibel ausgeschüttet, die Bettdecke fein säuberlich auf den Bettrand gefaltet, die Tagesdecke wirft nicht eine Falte auf.

Sie muss meinen belustigten Blick bemerkt haben. »Was denn? Das ist mein Heiligtum, mein Baby. Natürlich kümmere ich mich um diesen Schatz.«

Ich lache auf. »Das ist dein Schatz? Ernsthaft?«

Sie schüttelt den Kopf. »Nein, eigentlich nicht. Ich schreibe Tagebuch, seit Jahren, diese Bücher sind meine wahren Schätze. Aber das Bett ist auch wichtig.«

Sie öffnet eine Tür die in ein Ankleidezimmer führt. Wozu brauch man diese ganzen Klamotten? Sie macht einen Schrank mit Kleidern auf. Lange, kurze, aus Seide, aus Chiffon und in allen möglichen Farben. Sie zieht ein knall pinkes Kleid aus dem Schrank und reicht es mir.

Entsetzt starre ich dieses Monstrum an, das ein Kleid sein soll. Es hat kitschige Puffärmel die so groß wie mein Kopf sind, eine gigantische Schleife verziert die Taille. Der Rock besteht fast nur aus rosa Tüll und großen Glitzersteinen. Es raschelt laut.

»Zum Wechseln, oder glaubst du, ich lasse zu, dass du dich irgendwo in meinem Zimmer hinsetzt, wenn du klitschnass wie ein Schwamm ist?«

Verdattert schaue ich sie an. »Aber... Das kann nicht dein Ernst sein?«

Sie erwidert meinen Blick und starrt mich regungslos an. Meint sie das wirklich ernst? Mit dem Kleid würde ich aussehen wie ein Bonbon. Paige bricht in schallendes Gelächter aus. »Du hättest mal deinen Blick sehen müssen.« Ein verwegener Ausdruck erscheint auf ihrem Antlitz. Ich rümpfe die Nase. »Warum hast du dir überhaupt so ein Kleid gekauft? Das sieht aus wie ein überdimensionales Prinzessinnenleid ... Nur in weniger Prinzeninnen-haft und mehr kitschig.«

»Ehrlich gesagt: ich weiß es nicht. Aber es ist potthässlich, da hast du Recht.« Seufzend hängt sie es wieder in den Schrank und zieht zwei riesige Pullover sowie eine Jogginghose raus.

»Ich liebe supergroße Klamotten, der hier könnte dir vielleicht passen.«

Prüfend begutachte ich den schwarzen Pullover. »Dürfte passen.«

»Ähm, lass uns ins Bad gehen« Sie zieht mich in ein großes Badezimmer, mit dunkelbraunem Boden und grauen Kachelfliesen. Eine Badewanne mit goldenen Löwenfüßen thront vor einem Panoramafenster und bietet einen fantastischen Blick auf New York. Das Bad ist sauber, vermutlich könnte ich mich in den Oberflächen spiegeln, auf dem Waschbecken steht nichts weiter als eine Zahnbürste und ihr typischer Lippenstift.

Der Rest ist vermutlich im Regal. Paige reicht mir ein Handtuch. »Du ziehst dich aus und häng die Klamotten über die Heizung. Hoffentlich werden sie trocken.«

Verschmitzt grinse ich sie an. »Ich soll mich ausziehen? Nur, wenn du mitmachst.« Sie reißt den Mund auf und keucht. »So ein frecher Ace«, schimpft sie und schüttelt mit dem Kopf.

Noch immer kopfschüttelnd beginnt sie, sich langsam auszuziehen. Ich schaue ihr dabei zu. Sie bemerkt meinen Blick natürlich prompt, weil ich in etwa so diskret war, wie eine Großmutter beim Sonntagstratsch.

»Umdrehen. Also wirklich!«, schimpft sie gespielt empört. Ich folge ihrer Anweisung und drehe mich zum Fenster. Widerwillig, denn am liebsten würde ich ihr schamlos dabei zusehen, wie sie sich vor mir auszieht. Blut wird zwischen meine Beine gepumpt und ich muss mich verdammt nochmal zusammenreißen. Körper können solche Verräter sein. Ich nehme die Umgebung durch die Glasscheiben in mich auf, statt weiter an Paiges Körper zu denken. Besser so. Die Sonne scheint nicht mehr, genauso wie der Regenbogen weg ist. Die Wolken hängen tief, und es sieht so aus, als würden die Wolkenkratzer sie aufspießen. Und der Regen ist das warme Blut, das aus den offenen Wunden tropft. Oder die Tränen, durch den nagenden Schmerz. Oder beides.

»Du kannst dich wieder umdrehen«, flüstert Paige leise. Ich drehe mich rasch um und bedenke sie mit einem intensiven Blick. Sie trägt nur einen riesigen, aber wirklich riesigen Pullover, der ihr bis über die Knie geht und dicke Kuschelsocken. Dann reicht sie mir das Handtuch und meine Klamotten. Schnell dreht sie sich um. »Sicher, dass du mir nicht zuschauen möchtest?«

»Ja.«

»Schade.«

»Ich könnte sonst für nichts garantieren«, fügt sie noch hinzu. Zum Glück steht sie mit dem Rücken zu mir, sonst würde sie mein absolut dämliches Grinsen sehen. Es beruhigt mich, dass ich nicht der Einzige bin, der sich so von dem anderen so angezogen fühlt. Hastig und mit fahrigen Bewegungen ziehe ich mich um. Der Pullover ist etwas zu kurz, die Jogginghose ebenso. Paige dreht sich um und mustert mich von oben bis unten.

»Steht dir.«

Ich huste gespielt, um mein Schnauben zu tarnen. »Wollen wir nicht lieber Pullover tauschen?«

Eine Weile schaut sie mich einfach nur an, als würde sie darüber nachdenken, zuckt sie mit den Achseln und sagt schlicht: »Nö.«

Sie dreht sich um und geht aus dem Bad. Ich folge ihr. Wir gehen in die Küche, beziehungsweise in den offenen Wohn-Ess-Bereich. »Soll ich uns Tee kochen?«, fragt sie und wirbelt zu mir herum. »Tee klingt gut«, vor allem, weil mir zunehmend kälter wird, trotz der Kleidung. Im Herbst draußen im Regen zu tanzen gehört wohl nicht unbedingt zu den sinnvollsten Dingen, die man tun kann. Außer man steht auf eine fette Erkältung (was ich nicht tue, ich glaube, ich stehe viel eher auf Paige).

»Gut, welche Sorte?«

»Mir egal.«

»Haben wir leider nicht.« Herausfordernd lupft sie eine Augenbraue und stemmt die Hände in die Hüfte. Ich stelle mich vor sie und kneifen die Augen zusammen. Keiner von uns blinzelt, wie in diesen Westernfilmen, in denen sich die zwei Cowboys gegenüberstehen und die Waffen aufeinander gerichtet haben. Keiner lässt den jeweils anderen aus den Augen. »Schwarzen Tee«, lenke ich ein.

»Sehr gute Wahl«, kommentiert sie das Ganze, setzt Wasser auf und holt zwei Tassen aus einem Schrank. Die Tassen sind mit Sprüchen bedruckt. Ich lese sie mir durch. Paige tippt auf eine Tasse. »Die könnte auch von mir sein«.

Das elfte Gebot lautet: Du sollst mich nicht nerven.

Ich lächle leicht, sie reicht mir die andere. Der Henkel ist ziemlich groß und der Spruch, der auf dem weißen Porzellan geschrieben steht, hebt sich mit der schwarzen Farbe vom hellen Ton ab. Die Lettern sie schon leicht unleserlich, vielleicht, weil die Tasse schon so oft in Benutzung war und daher langsam aber sicher abblättert. Auf ihr steht geschrieben:

Lies die folgenden Zeilen nicht.

Oh, du hast es ja doch gelesen, du kleiner Rebell.

Damit entlockt sie mir sogar ein lautes Lachen. »Ich weiß, diese Sprüche sind nie lustig. Aber hey, trotzdem kaufe ich sie.« Achselzuckend wendet sie sich von mir ab und dem Teekocher zu. Das heiße Wasser gießt sie in die Tassen und geht daraufhin mit den dampfenden Bechern ins Wohnzimmer. Mit einem kleinen Abstand folge ich ihr. Gemeinsam kuscheln wir uns auf das weich gepolsterte Sofa. Sie greift nach einer weichen Wolldecke, die sich überraschenderweise kein bisschen kratzig anfühlt, und legt sie über uns. Sie bettet ihren Kopf auf meine Brust und unsere Beine verschlingen sich ineinander. Regentropfen klopfen leise an die Fensterscheibe.

»Bist du eigentlich oft alleine?«, frage ich. Schließlich ist ihre Mutter tot.

Sie antwortet nicht gleich, sondern scheint sich ihre Worte sorgfältig zurechtzulegen. »Schon... Aber es geht. Brax - Dad kommt sehr spät nach Hause.«

Sie verschluckt sich und hustet. Ich klopfe ihr auf den Rücken, nur etwas zu doll, sie stöhnt nämlich schmerzerfüllt auf.

»Oh verdammt, sorry.«

»Alles gut.«

Paige schaut mich nur an, als würde sie irgendwas überlegen. »Ich bin kompliziert, weißt du?«, sagt sie aus heiterem Himmel.

»Wie?« Verständnislos schaue ich sie an. Wer war denn nicht kompliziert? Und wie kommt sie überhaupt darauf? »Was genau meinst du?«

Sie seufzt. »Das ist es, was ich dir auf dem Dach sagen wollte. Ich bin kompliziert und... so nah... emotional... war mir noch niemand. Ich dachte nur, ich warne dich besser mal.«

»Aber mit dir ist doch alles in Ordnung?«

Sie vergräbt ihr Gesicht in den Händen. »Eben nicht. Ich bin total... kaputt.«

»Bist du nicht«, halte ich dagegen. Sie schüttelt den Kopf. »Ich habe Angst, weißt du?« Ihre Stimme klingt unsicher.

»Aber wovor denn?« Ich greife nach ihrer Hand.

»Das du einfach weggehst. Das du, wenn du die Seite gesehen hast, die niemand sonst zu sehen bekommt, einfach verschwindest. Das du mir einfach den Rücken zukehrst und weg bist du. Seit dem Tod meiner Mutter versuche ich, niemanden so sehr an mich heran zu lassen. Aber ich glaube, dafür ist es längst zu spät und das jagt mir eine Heidenangst ein.«

Sie schaut zu mir auf, ihre Augen glänzen. Eine einzelne Träne rinnt ihr die Wange herab. Ich wische sie entschieden weg. »Das wird nicht passieren«, versichere ich ihr. Sie soll bloß keinen Zweifel an meinen Worten haben, denn sie entsprechen der Wahrheit. Ich würde sie nicht einfach gehen lassen, außer sie verlangt es von mir.

»Woher willst du das wissen? Es gibt so viele Dinge, die ich nie jemandem gesagt habe, die ich dir nicht gesagt habe. Es ist, als wärst du ein Traum und irgendwann erwache ich.«

»Nein«, sage ich mit fester Stimme. Eindringlich schaue ich ihr in die Augen. »Es ist kein Traum, oder vielleicht ja doch, aber du wirst auf keinen Fall erwachen. Ich bin hier, hörst du? Und ich bleibe. Du brauchst mich auch nicht wegzustoßen, du brauchst keine Angst haben. Ich bleibe hier, bei dir.«

»Aber da ist so viel Dunkelheit.« Ihre Stimme zittert.

»Vielleicht sollten wir ein helleres Feuer anzünden, um die Schatten zu vertreiben.« Sie zuckt leicht zusammen. Kaum merklich, wenn sie mir nicht so nahe wäre. Sie schlingt ihre Arme um mich. Auf einmal wirkt sie so zerbrechlich, schutzbedürftig. Ich hauche ihr einen Kuss auf den weichen Haaransatz. Sie schluchzt an meine Brust. Eine Weile verweilen wir in dieser Position. Bis sie sich von mir löst.

»Danke. Danke das du mich zu nichts drängst oder zu irgendwas zwingst.«

Ich schenke ihr ein aufmunterndes Lächeln. »Ich weiß, wie du dich fühlst. Ich hasse es genauso, zu irgendwas gedrängt zu werden.«

Paige möchte schon etwas erwidern, da ertönt ein leises Pling aus dem Flur. Ein Pling, das den Fahrstuhl ankündigt. Fast hätte ich dieses leise, unbedeutende Geräusch überhört. Aber nur fast. Es ist so still hier, bis auf das Rascheln der Decke und der Regentropfen. Wir bekommen Besuch.

Okumaya devam et

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