Dämon - Höllisch Verhext

By MaSoFeh

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- „Scheiß Dämon!" schrie ich frustriert. „Was hast du mit mir gemacht?" Leises Lachen erklang aus einer schat... More

1. Nelly
2. Corvin
3. Nelly
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37. Hektor
38. Corvin
39. Nelly
Glossar
Neues Buch - "Er will Sie"

18. Nelly

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By MaSoFeh

Freitag, sieben Wochen nach Corvins verschwinden.

Auf dem Rücken ausgestreckt lag ich auf der Couch. Lucky hatte es sich auf meinen Füßen bequem gemacht und schlief. Ich streckte meine Hände nach oben und betrachtete sie. Sie leuchteten schwach in einem weißen Licht. Meine ganze Konzentration war darauf gerichtete, dieses Licht zu einer Kugel zu bündeln. Ein stechender Schmerz zuckte von Nacken ausgehend durch meinen ganzen Körper. Zischend sog ich die Luft ein. Das war schon der fünfte fehlgeschlagene Versuch heute gewesen, meine Magie in irgendeiner Weise zu nutzen. Corvin hatte mir scheinbar nicht nur Zimmerarrest gegeben, sondern auch um einiges meine Hexenmagie eingedämmt. Somit war alles, was ich noch mit meiner Magie anfangen konnte, meine Hände als Taschenlampe zu benutzen. Na klasse, das war doch echt zum kotzen.

Ich ließ meine Arme sinken und sie vielen nutzlos auf das weiche Sitzpolster. Eigentlich hätte ich jetzt aufgebracht, wütend oder frustriert sein sollen, doch ich fühlte nichts als Leere. Das ging schon seit mehr als einer Woche so. Als ich das erste Mal festgestellt hatte, dass ich nicht mehr hexen konnte, war ich vollkommen ausgerastet, habe Gott und die Welt verflucht und ganz besonders diesen schwarzäugigen Dämon sowie das gesamte Wohnzimmer verwüstet. Alles hatte nichts geholfen.

Also warum dann noch aufregen, hatte ich gedacht und die Gefühle beiseitegeschoben. Irgendwann hatte dann die innere Taubheit begonnen. Sie half mir die Tage zu überstehen und nicht durchzudrehen. Auch das abschreiben des Buches viel mir jetzt wesentlich leichter, weil ich den Schmerz kaum noch wahrnahm. Und so gingen die Tage bedeutungslos ineinander über. Selbst Lucky schaffte es nicht, mich in meinem Kokon zu erreichen. Ich stieß ihn weg, sobald er mir Emotional zu nahekam. Um auf Distanz zu ihm zu bleiben, sorgte ich dafür, dass er nicht nur am Tag bei Eva blieb, sondern auch nachts. Das er heute hier bei mir war, war eine Ausnahme. Eva wollte alleine mit Eddy zeitverbringen und bat mich, Lucky für diese Zeit zu nehmen. Auf ihre Nachricht hatte ich ihr ein Einfaches, emotionsloses ''mach ich'' zurückgeschickt. Als ich Lucky dann abends die Tür öffnete, kam er mit eingekniffenem Schwanze und gesenktem Kopf herein. Nebenbei registrierte ich, dass er mir eigentlich leidtun sollte und ich ihn durch streicheln und knuddeln wieder fröhlich stimmen sollte, schließlich war er mein bester Freund. Doch ohne Gefühle wurden selbst solche wichtigen Gedanken unwichtig, weswegen ich sie einfach verwarf. Nennt mich Grausam, Miststück, Kuh oder was weiß ich noch alles und ich würde es noch nicht mal abstreiten. Die innere Taubheit hatte aus mir genau das gemacht.

***

Immer noch auf dem Rücken liegend, starrte ich zwei Stunden später noch an die Decke. Lucky hatte sich auch nicht vom Fleck bewegt. Die vom Feuer beleuchtete Stuckrose an der Decke konnte ich bereits mit geschlossenen Augen malen. Ich nahm mein Handy in die Hand, um kurz auf die Zeit zu schauen. Warum? Keine Ahnung. Die Zeit war doch sowieso bedeutungslos. Das Display leuchtete auf und zeigte mir, dass es kurz vor Mitternacht war. In drei Minuten würde es Samstag sein - bedeutungslos. Ich legte das Handy zurück auf den Couchtisch und starte wieder an die Decke. Das flackernde Feuer zeichnete verschiedene Muster an den Putz. Ich sah sie, nahm sie aber nicht wahr.

Ein Beben erschütterte die Burg. Lucky sprang winselte von der Couch und versteckte sich darunter. Langsam setzte ich mich auf und schwang die Beine herunter. Wie ferngesteuert ging ich auf die Tür zu und öffnete sie. Ohne zu zögern trat ich auf den Gang hinaus. Die Taubheit hatte auch ihre Vorteile. Ich machte mir keine Gedanken darüber, was für Konsequenzen mich erwarten würden, wenn ich den Arrest brach oder was mich erwarten würde, wenn ich der Ursache des Bebens nachging. Denn es interessierte mich einen Scheiß. Nachdem ich gerademal einen Fuß auf den Gang gesetzt hatte, überrollte mich eine Energiewelle. Taumelnd hielt ich mich an dem Türrahmen fest. Was war denn das jetzt gewesen? Erst das Beben und jetzt eine Welle aus Energie? Was ging hier vor sich?

Die Energiewelle kam aus der Richtung der Eingangshalle, also lenkte ich meine Schritte dorthin. Kurz, bevor ich mein Ziel erreichte, traf mich eine neue, dieses Mal stärkere, Welle Energie und ein ohrenbetäubendes Brüllen, dass das ganze Anwesen durchdrang. Jetzt dürfte jeder der Bewohner endgültig wach sein. Als endlich wieder Ruhe herrschte, nahm ich die Hände von meinen Ohren und überwand die letzten Meter zur Eingangshalle. Ans Geländer gelehnt schaute ich hinab in den Eingangsbereich. Dort, mitten im Zentrum auf dem weißen Marmorboden, lag eine große schwarze Gestallt in Embryonalstellung mit Flügeln. Sie war umgeben von violettem Feuer und einem abartigen Gestank nach Schwefel. Ich zog die Nase kraus. Verdammt, wie hatte ich diesen Gastank bisher überriechen können. Bäh, das war einfach nur widerlich. Unbewusst hob ich meine rechte Hand und tippte mir an die Nasenspitze. Doch statt gefilterter Luft durchzuckten mich Schmerzen. Ach verdammt, das mit meiner Hexenmagie hatte ich ja komplett vergessen. Naja, dann eben Nase zu und durch.

Ich stieß mich vom Geländer ab und ging zur Treppe. Je weiter ich hinabstieg, so intensiver wurde dieser Höllengeruch. Mit dem Ellenbogen vor Nase und Mund überwand ich die letzten Meter. Jetzt trennten mich weniger als zehn Meter von dem Wesen in der Mitte. Ich legte den Kopf schräg, kniff die Augen etwas zusammen und starrten zu dem Etwas. Es kam mir irgendwie bekannt vor.

Die Gestalt lag auf der Seite. Der Rücken mit den fledermausähnlichen Flügeln war mir zugewandt. Vorsichtig nährte ich mich dem Wesen. Eine Stimme in meinem Kopf sagte mir, dass ich eigentlich Angst haben müsste, doch ich spürte rein Garnichts. Ich wusste nur instinktiv, dass ich helfen musste. In einem Abstand von einem Meter fing ich an die Gestalt zu umrunden. Als das Gesicht erkennbar wurde, stockte ich kurz. Die Knochenzüge waren ausgeprägter als üblich und an der Unterlippe waren die Spitzen von Reiszähnen zu sehen, aber sonst gab es kein Zweifel, dass es Corvin war - Corvin in seiner ursprünglichen Gestalt.

In der hintersten Ecke meines Kopfes fingen die Gefühle an, Radau zu machen. Unbewusst verstärkte ich die Mauer um sie herum. Würden sie freikommen, dann würde es nicht nur bei der Verwüstung meines Wohnzimmers bleiben. Meine Wut war einfach viel zu groß.

Ich hockte mich neben Corvin und überprüfte seinen Atem. Seine Brust hob und senkte sich regelmäßig. Langsam streckte ich die Hand aus um seinen Puls zu fühlen.

„Stopp! Nicht anfassen!" Ich erstarrte und schaute zu Hektor hinüber. Fragend runzelte ich die Stirn, doch er sprach schon weiter. „Corvin ist nicht er selbst. Berührst du ihn, könnte er dich anfallen und töten."

Schulterzuckend ignorierte ich seine Worte und legte zwei Finger auf die Stelle seines Halses, wo ich seinen Puls vermutete. Ein Herzschlag später, nach dem ich seine kühle, schwarze Haut berührt hatte, lag ich auf den Rücken und ein muskulöser und sehr nackter Corvin ragte bedrohlich über mir auf. Ganz ruhig lag ich unter ihm - die innere Taubheit ließ keine Angst zu - und schaute in seine kohlrabenschwarzen Augen. Nein, Korrektur, sie waren nicht mehr komplett schwarz. Sie schimmerten Blutrot.

Schweigend hielt er meinen Blick gefangen. Schwarzrot gegen hellgrau - Höllenfeuer gegen Mondlicht. Hinter der Mauer fingen meine Gefühle einen riesigen Aufstand an. Doch ich behielt die Kontrolle über sie, obwohl es mir unter dem lodernden Blick des Dämons nicht gerade leicht viel.

Keine Ahnung, wie lange wir so dalagen und uns nur genseitig in die Augen schauten. Jedenfalls schien Hektor die Geduld verloren zu haben. „Herr, vielleicht solltet Ihr..." weiter kam er nicht. Ein tiefes Grollen ließ Corvins Brust vibrieren. Ich konnte es in meinem ganzen Körper spüren. Außerdem breitetet der Dämon über mir seine Flügel so aus, dass sie mich von Hektor abschirmten. Corvins Blick hielt nun auch nicht mehr meinen gefangen sondern fixierten den blonden Dämon mit den Katzenaugen. Eigentlich sollte ich jetzt wirklich in Panik verfallen. Die Betonung liegt bei eigentlich. Stattdessen streckte ich eine Hand aus und legte sie an Corvins Wange. Langsam drehte ich seinen Kopf wieder zu mir. Sobald der Augenkontakt zwischen uns wieder her gestellt wurden ist, ließ das Knurren abrupt nach und Corvin entspannte sich.

„Hektor..." Über mir spannte Corvin seine Muskeln sofort erneut an, sobald der Name meinen Mund verlassen hatte. Beruhigend strich ihm über die Wange. „... du solltest besser gehen." Schweigen. „Verpiss dich sofort!" Schnelle Schritte verrieten, dass meinem Befehl Folge geleistet worden ist.

Ein paar Minuten blieb ich noch ruhig unter Corvin liegen. Als ich sicher war, dass Hektor wirklich weg war, wollte ich mich aufsetzten, doch Corvin bewegte sich keinen Zentimeter. Mit geschlossenen Augen schmiegte er sich in meine Hand und ein zufriedenes Schnurren ertönte. Die Mauer in meinem Inneren bekam Risse. Schnell ließ ich die Hand sinken und versuchte mich erneut aufzusetzen. Sofort riss der dunkle Dämon über mir seine Augen auf und presste mich noch stärker auf den Boden. Er war zu schwer. Ich bekam kaum noch Luft. Mit offenem Mund schnappte ich nach Atem. Sofort erhob Corvin sich. Erleichtert setzte ich mich auf. Doch ehe ich mich versah, hatte er mich schon auf seine Arme gehoben und trug mich fort.

***

Er trug mich hinauf in die zweite Etage und in den verbotenen Teil des Turmes. Ich wehrte mich nicht. Hätte ja sowieso nichts gebracht. Ruhig ließ ich meinen Kopf an seiner Halsbeuge ruhen. Während er mich durch die dunklen Räume trug bis hinauf unter das Dach. Dort legte er mich auf etwas weiches ab - ein Bett? - und schmiegte sich schon kurz darauf an mich. Okay? Was sollte das jetzt werden? Doch er benahm sich. Außer kleine Kreise, die er auf meinen Bauch malte, blieb er lieb und nett.

Mit dem Rücken an die Brust des dunklen Dämons gepresst, wartete ich bis seine Atmung tiefer und gleichmäßiger geworden war. Erst dann wand ich mich vorsichtig aus seinem festen Griff um meine Hüfte und ertastete den Rand unseres Lagers.

Ja, es war ein Bett. Das stellte ich fest, als ich den Rand der Matratze und ein Lattenrost ertastete. Leise stand ich auf, doch die Dunkelheit machte es unmöglich abzuhauen. Wo ein Lichtschalter war, wusste ich nicht. Helles Licht hätte Corvin ehe nur geweckt. Vorsichtig setzte ich ein Schritt vor den anderen. Jedoch hatte das keinen Sinn. Wohin sollte ich denn laufen? Wo war denn die Treppe? Es war einfach zu duster, um auch nur einen Schemen zu erkennen. Mit einem lautlosen Seufzer ließ ich mich auf den Boden gleiten. Zurück ins Bett würde ich auf keinen Fall gehen. Die Berührungen mit Corvin waren die reinste Qual. Sie rissen die Mauer um meine Gefühle immer weiter ein. Schweigend schaute ich auf meine Hände - oder besser auf die Stelle, wo meine Hände in der Dunkelheit sein sollten - und lauschte auf den Atem des Dämons im Bett.

Während die Zeit verging und ich nur so im dunklen Zimmer rumsaß, schweiften meine Gedanken ab. Ich hatte ja nichts Besseres zu tun. Irgendwann blieb ich bei der Situation heute Abend auf der Couch hängen, wo ich meine Magie geübt hatte. Ich war doch so bescheuert! Warum war mir das nicht schon früher eingefallen? Bevor Martin vor einem Jahr gestorben war, war meine Magie für mich alltäglich gewesen. Jede Kleinlichkeit hatte ich mit deren Hilfe erledigt. Nach meinem Koma hatte sich das geändert. Nur wenn es wirklich notwendig geworden war, hatte ich von meiner Magie Gebrauch gemacht und seit ich hier bei Corvin festsaß, so gut wie gar nicht mehr. Was war ich bitteschön für eine Hexe? Ich vergaß einfach mein Hexenerbe! Jetzt war damit aber Schluss!

Kaum war der Gedanke gefasst, glühten meine Hände weiß. Nicht so hell, dass es Corvin wecken würde. Aber so hell, dass ich meine Umgebung wahrnehmen konnte. Ich stand auf und ging auf die Treppe zu. Ohne mich noch einmal umzudrehen, verließ ich das Schlafzimmer.

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