Dämon - Höllisch Verhext

By MaSoFeh

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- „Scheiß Dämon!" schrie ich frustriert. „Was hast du mit mir gemacht?" Leises Lachen erklang aus einer schat... More

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Glossar
Neues Buch - "Er will Sie"

14. Nelly

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By MaSoFeh

Das Aufstehen kam mir vor wie ein Déjà-vu und doch auch wieder nicht. Gleich war: ich wachte wieder in diesem riesigen Bett auf, ohne zu wissen, wie ich hier überhaupt hingekommen war; die Sonne war bereits aufgegangen und ich hatte durchgeschlafen. Die Unterschiede zum gestrigen Tag waren: ich wurde nicht gleich nach dem Aufwachen von einer negativen Welle an Gefühlen überspült; dafür saß ich kerzengerade im Bett und schaute wütend zu meinem personifizierten Wecker hinüber, der sich neben mich mit einem lauten „Und wie war es Gestern?" geschmissen hatte. Das sie mich dadurch mitten aus dem Tiefschlaf gerissen hatte, interessierte Eva kein bisschen. Stattdessen graulte sie Lucky hinter den Ohren und schaute mich total gespannte an.

Müde ließ ich mich wieder nach hinten fallen und schloss die Augen. Gestern – oder war es schon heute gewesen? – war es auf jeden Fall spät geworden. Corvin hatte mir nach Besieglung des Packtes noch erlaubt in der Bibliothek zu bleiben. Ich war glückselig durch die Gänge zwischen den Regalen gelaufen. Dabei streiften meine Finger immer wieder über die Rücken der kostbaren Bücher. Heutzutage waren Bücher eine Seltenheit. Sie wurden ersetzt durch E-Books. Meine Großeltern hatten Bibliotheken noch kennengelernt. Doch als vor etwa zwanzig Jahren eine neue technische Entdeckung gemacht wurde hatte sich vieles auf der Welt verändert. Die komplette Abschaffung von papiergedruckten Büchern war noch die kleinste. War es daher verwunderlich, wenn ich von dem Anblick der Bibliothek mit den ganzen Büchern so gefesselt war?

„Also, wie war es nun?" drängelte Eva.

„Das Essen war lecker, aber der Gastgeber war mittelmäßig." Gab ich eine kurze Zusammenfassung des gestiegen Abends.

„Mittelmäßig?! Ist das dein Ernst? Jetzt will ich aber Details hören!"

Genervt schlug ich meine Augen wieder auf. Warum konnte Eva mich nicht schlafen lassen? Ich schaute zu meiner neuen Freundin hinüber und erwiderte ihren neugieren Blick.

„Hörzu, ich zieh mich erstmal an und dann gehen wir gemeinsam runter in die Küche, wo ich frühstücken werde. Apropos Frühstücken, wie spät haben wir es überhaupt?"

Eva verdrehte belustigt ihre blauen Augen. „Gleich ist es halb eins du Schlafmütze."

„Ernsthaft?!"Erstaunt schaute ich auf den kleinen Wecker auf dem Nachttisch neben mir. Tatsächlich, es war halb eins. Okay, dann war es doch ehr Mittagessen als Frühstück.

„Ja, ernsthaft." Eva sprang vom Bett auf und schaute zu mir hinunter. „Also, wir machen das jetzt so: ich nehme Lucky mit nach unten und lass ihn raus, dabei bereite ich dein Frühstück vor. Dann kommen wir gemeinsam wieder in circa einer dreiviertel Stunde. Du hast in dieser Zeit die Gelegenheit, dich fertig zu machen und dir genau zu überlegen, was gestern Abend passiert ist, damit du es mir nachher in allen Einzelheiten erzählen kannst. Gibt's irgendwelche Fragen?" Ich war zu verdutzt, um darauf schnell zu antworten, sprach Eva einfach weiter „Nein? Na dann, ist ja alles supi. Bis gleich. Komm Lucky!" Kaum hatte das letzte Wort ihre Lippen verlassen, rauschte sie schon aus dem Zimmer. Lucky hatte Mühe schnell genug vom Bett herunterzukommen, um Eva dann schwanzwedelnd hinterher zu hechten.

Als die Tür zum Flur ins Schloss viel, schloss ich erneut die Augen und döste noch für ein paar Minuten vor mich hin, ehe ich mich aufraffen konnte, um ins Bad zu gehen. Dort stellte ich mich unter das warme Wasser der Dusche und spülte mir die Müdigkeit vom Leib. Erst als ich mit einem Handtusch um den Oberkörper vor dem Spiegel stand, stellte ich überrascht fest, dass irgendwer mir die Nadeln entfernt und die Frisur gelöst hatte – das wäre sonst eine sehr schmerzhafte Nacht gewesen. Oder war ich das vielleicht sogar selber gewesen?

Konzentriert kniff ich die Augen zusammen und versuchte mich zu erinnern. Das Letzte aus dieser Nacht, was mir einfiel, war, dass ich mir ein Buch – nachdem Titel zu schließen ein Liebesroman – aus einem der Regale nahm und mich in einen sehr gemütlich wirkenden Sessel fallen ließ. Dort schlug ich das Buch auf und vertiefte mich in die Geschichte eines Mädchens, welches wahnsinnig in einen reichen Edelman verliebt war. Problem Nummer eins war dabei, sie gehörte einem niedrigeren Stand an. Und Problem Nummer zwei bestand daraus, dass er sie gar nicht beachtete. Kurz gesagt: es war sehr Klischeehaft und Kitschig.

Jedoch konnte ich mich nicht daran erinnern, dass ich das Buch weggelegt hatte und nach oben in meine Räume gegangen war. Auch daran, ob ich meine Frisur gelöste hatte, gab es keine Erinnerung. Ich öffnete wieder meine Augen und ging zur Badtür. Nach dem ich mich vergewissert hatte, dass Eva und Lucky noch nicht zurückgekehrt waren, ging ich zum Bett hinüber. Dort auf dem Nachtisch auf der Rechtenseite, hinter dem kleinen Wecker lagen, als ordentlichen Häuflein zusammengeschoben, die ganzen Haarnadeln, die Eva mir in die Frisur geschoben hatte. Verwundert fuhr ich mit einer Hand durch meine Haare. Es befand sich keine einzige Nadel mehr in ihnen. Ohne Spiegel hätte ich garantiert mindestens eine, wenn nicht sogar zwei oder drei vergessen. Doch alle fünfzehn Stück lagen dort auf meinem Nachtisch. Also hatte mich scheinbar doch jemand ins Bett gebracht. Neben den feinsäuberlich aufgehäuften Haarnadeln sprach auch noch mein Abendkleid, welches ich heute Morgen immer noch anhatte, dafür. Sonst fand ich irgendwie immer die Möglichkeit, mich meiner Kleidung zu entledigen und nackt ins Bett zufallen.

Zitternd atmete ich ein. Auch, wenn es mir nicht gefiel, gab es nur eine Möglichkeit, wer mich hier hinauf und ins Bettgebracht hatte: Corvin. Verdammt er hatte mir sogar umsichtig die Nadeln aus dem Haar entfernt und mich zugedeckt. Ich musst mich setzten und zwar dringend. Langsam ließ ich mich auf die Bettkante sinken. In mir tobte ein Sturm aus Gefühlen. Warum tat Corvin das? Wieso hatte er mich nicht einfach im Sessel der Bibliothek schlafen lassen? Wieso löste diese einfache Geste so ein Gefühlschaos in mir aus? Und wieso fühlte ich mich auf einmal so schuldig?

Fragen, so viele Fragen. Verwirrt schüttelte ich den Kopf. Was war nur los mit mir? Es war doch keine große Sache, dass Corvin mich zu Bett gebracht hatte. Er war halt nur höfflich gewesen. Ich schnaubte spöttisch. Na klar, höfliche Dämonen, dass ich nicht lache!

Schnell rappelte ich wieder vom Bett auf. Es war eindeutig Zeit, wieder auf andere Gedanken zu kommen. Ich ging zurück ins Bad und machte mich fertig. Doch meine Gedanken wanden sich immer wieder dem schwarzäugigen Dämon zu und lenkten mich ab. Nach dem dritten erfolglosen Versuch meine Haare zu einem Zopf zusammenzubinden, schmiss ich meine Haarbürste frustriert vor mich auf den Waschtisch. Laut klackernd rutschte sie ins Waschbecken hinunter. Ich ließ sie dort liegen, während ich mit offenen, noch leichtfeuchten Haaren aus dem Bad schlüpfte und in den begehbaren Kleiderschrank hinüber ging. Aus einem in die Wand eingelassenen schwarzen Schrank ganz hinten nahm ich mir frische Unterwäsche. Dann zog ich von einem Bügel die Bluejeans hinunter und zog sie über. Nach einer etwas längeren Suche fand ich einen dunkelgrauen, dünneren Rollkragenpullover. Er saß wie angegossen. Bei dem Regnerischen Wetter wie heute brauchte man auf jeden Fall etwas Wärmeres. Gestern Abend hatte ich mich nur mithilfe eines Wärmezaubers auf meiner nackten Haut warmhalten können. Der verdammte Dämon hatte mir noch nicht einmal Angeboten sein Jackett überzuziehen, geschweige denn mir die Frage gestellt, ob mir kalt wäre. Mist, ich dachte schon wieder an diesen Typen. Sogar das unschuldige, wechselhafte Frühlingswetter war mit Gedanken an ihn verbunden. Fast fluchtartig verließ ich den Raum.

In meinem Schlafzimmer warf ich einen kurzen Blick in den riesigen Spiegel. Nach einer kurzen Musterung entschloss ich mich noch etwas Make-Up aufzulegen und verschwand wieder ins Bad. Als ich schließlich mein Aussehen als akzeptabel empfand, ging ich hinüber ins Wohnzimmer. Ein köstlicher Geruch nach Speck und Eier stieg mir in die Nase und ließ mir das Wasser im Mund zusammenlaufen. Lucky lag wie üblich dösend auf dem Teppich vor dem Kamin. Eva hatte sich auf der Couch ausgestreckt und las auf ihrem Smartphon in irgendeiner Modezeitschrift.

„Wow, du hast länger als eine Stunde gebraucht, um dich fertig zu machen. Nicht schlecht." Belustigt schaute sie zu mir auf. „Bist wohl wieder weggedöst, als ich abgehauen bin."

Ihre Bemerkung ignorierend, schnappte ich mir den Teller mit dem Essen und belegte einen der Sessel.

„Also," wechselte ich das Thema. „ist Eddy wiederaufgetaucht?"

Sie setzte sich auf und legte ihr Handy beiseite. „Vergiss es. Ich durchschau dich. Du willst nur von gestern Abend ablenken."

Ich schnitt eine Grimasse. „Scheint ja nicht gerade zu funktionieren."

„Jap." Grinste Eva breit. „Aber um deine Neugierde zu befriedigen: Eddy ist heute kurz zum Frühstück erschienen, ehe er wieder bei Hektor antanzen musste. Er soll ihm bei Planen des Gartens helfen oder so."

„Ernsthaft?" fragte ich überrascht.

Sie zuckte nur mit den Schultern. „Mehr hat er nicht erzählt. War etwas schweigsamer als sonst." Ein besorgter Ausdruck huschte über ihr Gesicht. „Aber das ist jetzt egal," Lenkte sie das Thema wieder zurück auf mich. „Schließlich möchte ich alles, von gestern Abend erfahren." Sie legte sich rücklings zurück auf das Sofa und machte es sich bequem, ehe sie mich erwartungsvoll anschaute.

„Darf ich wenigstens noch aufessen?"

„Man kann auch dabei reden."

Ich seufzte ergeben und begann zu berichten. Das, was Tabu war, ließ ich natürlich weg. Aber der Rest reichte schon aus, um Eva total zu begeistern.

Entzückt klatschte sie in ihre Hände. „Er ist hin und weg von dir!"

„Nein! Absolut nicht!"

„Doch! Warum sollte er dich sonst zu diesem aufwendigen Abendessen einladen und dich dann noch ins Bett tragen?"

„Erstens, weiß ich nicht hundertprozentig, ob er es war. Und zweitens, er ist ein verdammter Dämon!" Die letzten zwei Wörter schrie ich fast. Das dieser ''verdammte Dämon'' mich gestern in den Nacken geküsst hatte, verbannte ich konsequent aus meinen Gedanken.

„Wow, ganz ruhig. Ich hab bloß erwähnt, was zwischen den Zeilen steht."

„Glaub mir, da steht rein gar nichts!" beharrte ich und stellte den nun leeren Teller zurück auf den Tisch und ergriff stattdessen den inzwischen kalten Kaffee.

Eva schaute mich nachdenklich. „Wer weiß." War alles, was sie dazu sagte.

***

Am Nachmittag arbeitete ich in der Bibliothek. Das Buch lag neben mir auf dem Schreibpult und ich schrieb es ab. Dabei Fluchte ich deftig vor mich hin. Die Schrift war keine mir bekannte und brannte in den Augen. Und erst diese kantigen und schlichten Schriftzeichen ließen die Muskeln in meinem rechten Arm beim Schreiben protestieren. Was war das für ein verdammtes Buch?

„Du bist fleißig, wie ich sehe."

Erschrocken wirbelte ich zu Corvin herum. Eine Hand presste ich dabei an meine Brust, wo mein Herz wie verrückt schlug. Mit keinem Laut hatte er sein Kommen verraten.

„Mach das nie wieder!"

Er warf mir nur einen belustigten Blick zu, ehe er sich den Blättern mit meiner Schrift zuwandte.

„Die Sprache der Dämonen." Staunend fuhr er mit dem Finger über die geschriebenen Schriftzeichen. „Unglaublich."

„Jap, unglaublich schmerzlich auf jeden Fall." Murmelte ich leise, während ich meine Schreibhand ausschütteltet.

„Verdammt, das hatte ich total vergessen." Fluchte er. „Zeig mir deine Hand." Verwundert, dass er eben meine Worte verstanden hatte, schaute ich ihn nur an.

Auffordernd streckte er mir seine Hand entgegen. „Sofort!"

Nach einem kurzen Zögern legte ich meine Rechte in seine. Mit sanften Fingern fuhr er über meine Hand, meinen Arm bis hinauf zu meinem Schultern. Dabei folgte er genau den Weg der schmerzenden Muskeln. Seine Berührung war... himmlisch – anders konnte man es einfach nicht ausdrücken. Sie linderte den Schmerz bis er verschwunden war. Erleichtert schloss ich die Augen. Diese schmerzten zwar immer noch, aber das war erträglicher, besonders jetzt, wo der Arm Schmerzfrei war. Als Corvin an meinen Schultern ankam, ließ er meinen Arm vorsichtig los. Ich wollte gerade meine Augen wieder öffnen, als er mein Gesicht mit beiden Händen umfasste und mit den Daumen über meine Augenlieder strich. Überrascht zuckte ich zusammen und wollte mich ihm entziehen, doch er hielt mich sanft, aber bestimmt fest. Es gab keine Chance für mich, zurückzuweichen und... und ich wollte es auch gar nicht mehr. Wie er mein Gesicht umfasste, wie er meinen schmerzenden Augen Linderung verschaffte... Wie konnte dieser gutaussehende Typ nur ein verdammter Dämon sein? Wäre er es nicht, dann hätte ich ihm in diesem Augenblick einfach hingegeben.

Aber er war es nun mal. Er gehörte nun einmal der Rasse an, der die Mörder meines Verlobten ebenfalls angehörten und mich hätten sie fast auch auf dem Gewissen gehabt. Und wofür das alles? Nur für ein verdammtes Dämonenbuch! Genau dem Buch, das gerade auf dem Schreibpult neben mir lag, wurde mir schlagartig klar. Verdammte scheiße!

Fluchend riss ich meine Augen auf und wich einige Schritte zurück. Komplett überrumpelt ließ Corvin mich gewähren. Ich wand mich zu dem Buch um und musste schwer schlucken.

„Nelly, was ist los?"

Corvin ignorierend wirbelte ich zum nächsten Ausgang herum und verließ fluchtartig den Raum.

***

Zu meinem Leidwesen war ich im rechten Flügel des Hauses gelandet. Rennend versuchte ich aus dem Gewirr von Gängen wieder hinauszukommen. Warum konnte dieser Teil des Hauses nicht einfach nur einen graden Gang haben, wie es im linken Flügel des Hauses der Fall war? Nach einer gefühlten Ewigkeit landete ich endlich in der Eingangshalle und rannte ohne weitere Umwege in meine Gemächer. Dort angekommen, rollte ich mich auf dem Sofa zu einer kleinen Kugel zusammen und ließ meinen Tränen freien Lauf.

Wieso musste mir gerade so etwas passieren? Warum konnte ich die Vergangenheit nicht einfach verdrängen? Warum musste sie mich gerade jetzt wieder einholen? Warum hatte das Schicksal vor einem Jahr beschlossen mich leben zu lassen? Warum hatte damals nur Martin seinen Kaffee getrunken und sich damit selber unwissentlich außer Gefecht gesetzt? Warum ich nicht? Warum war ich verdammt noch mal nicht auch Tod und bei meinem Liebsten? ...

Lucky schob sich neben mir auf die Couch und kuschelte sich eng an mich. Ich klammerte mich an meinen vierbeinigen Freund und durchnässte sein Fell mit meinen Tränen. Doch ihn schien es nicht zu stören, dass ich ihm fast sein Fell ausriss und ihn als lebendes Taschentuch verwendete. Er bleib einfach neben mir liegen und spendete mir Trost, während mein ganzer Kummer aus mich herauslief.

Die Panikattacke kam ohne Vorwarnung. In einem Augenblick lag ich noch ausgestreckt neben Lucky, im Nächsten krümmte ich mich zusammen und versuchte Luftzubekommen. Mein Sichtfeld wurde kleiner und mein Pulsbeschleunigte sich. Kalter Schweiß trat mir auf die Stirn. Zittrig setzte ich mich hin und stand wacklig auf. Nach Luft japsend war ich gezwungen, kurz zu verharren, bevor ich weiter zum Fenster schwanken konnte. Ich brauchte unbedingt frische Luft.

Fahrig fuhren meine Finger über den Griff des Fensters, doch ich fand keinen Halt. Mein Herz raste wie ein Presslufthammer und ich sank keuchend auf die Kniee. Lucky stand laut winselnd neben mir und stupste mich immer wieder ermuntern an. Vorsichtig hob ich meine rechte Hand und legte sie auf den Fenstergriff. Nur mit Mühe konnte ich die zitternden Finger um den Griff legen, genügend Kraft aufbringen und den Hebel nach oben drehen. Erleichtert robbte ich auf meinem Hintern ein Stück zurück, um die Fenstertür aufzuziehen. Ein Windhauch traf mich ins Gesicht und brachte ein paar Tropfen des kühlen Regens mit sich.

Eine neue Welle des Schweißes brach mir aus, als ich mich hinstellte und mit wackligen Schritten hinaus auf den Balkon trat. Schwankend suchte ich am Geländer halt. Doch die frische Luft brachte keine Besserung. Sie wollte meine Lunge einfach nicht erreichen. Mein Sichtfeld wurde immer kleiner. Meine Beine gaben unter dem Gewicht meines Körpers nach und meine Arme fanden keinen Halt am Geländer. Ich verkrampfte mich auf den nassen, gefliesten Boden des Balkons, während der Frühlingsregen auf mich herabviel und meine Hände zehrten gegen den unsichtbaren Griff an meinem Hals. Selbst Luckys Hundezunge die mir besorgt über das Gesicht leckte brachte den benötigten Sauerstoff nicht in meine Lunge zurück.

Tränender Verzweiflung liefen meine Wange hinab und vermischten sich mit denRegentropfen, die auf mein Gesicht vielen. Hilfe verdammt nochmal! Ich brauchtedringend Hilfe!

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