#19YearsBattleOfHogwarts
"Neue Liebe beginnt da, wo alte aufhört, weh zutun." ~ Prinz Pi
„Bevor du irgendetwas sagst", fing Malfoy an und riss sich von mir los. „Ich – Es – verdammt!" Er wirbelte herum und fuhr sich aufgebracht durch die weißblonden Haare. „Können wir das von neulich vergessen?", fragt er hoffnungsvoll und setzte sich auf einen der Tische. Verwirrt sah ich ihn an.
„Was vergessen? Deine Beleidigungen?" Er verdrehte seine Augen und rückte ungeduldig hin und her. „Oder willst du das vergessen, was ich dir nach Zaubertränke gesagt habe?" Er guckte vom Boden hoch und nickte zögerlich.
„Es – Du hattest Recht, okay?" Überrascht sah ich ihn an. „Zaubertränke ist nicht das Gleiche, wenn wir nicht zusammen arbeiten, auch wenn es niemand wissen darf. Ich will, dass es wieder so, wie vor unserer Auseinandersetzung, ist. Du hilfst mir. Wir haben Spaß. Du weißt ja."
„Wer hat gesagt, dass es mir Spaß macht mit dir zusammen zu arbeiten, mh?", fragte ich und zog provozierend eine Augenbraue in die Höhe. Er lächelte nur, was mir Antwort genug war. Die Zeit mit ihm hatte mir Spaß gemacht und gefallen und das wusste er. „Außerdem hättest du uns nicht beleidigen müssen. Vor dem Spiel hast du es auch nicht mehr getan – na ja jedenfalls nicht so wie jetzt." Ich ging einen Schritt auf ihn zu. „Das hätte jetzt alles nicht so sein müssen, dass weißt du, oder?" Er nickte schwach und sah mich mit glasigen Augen an. Wow, so hatte ich Malfoy wirklich noch nie erlebt. Irgendwie war es gerade komisch so mit ihm zu reden. „Warum tust du das immer?", fragte ich und kam ihm noch näher. Er zuckte nur mit den Schultern und wich meinem Blick aus. Okay, er wollte also nicht darüber sprechen, warum er meistens so ein Arsch war. Verstanden.
Ich ging noch einige Schritte weiter nach vorne zu ihm und stand dann direkt vor Malfoy. Als er mich plötzlich wieder anguckte, war alles wieder da. Diese elektrisierende Spannung, das Kribbeln und das Lächeln, was sich auf meine Lippen schlich, wenn ich ihn ansah.
„Weißt du was?", fragte ich und er schüttelte den Kopf. „Manchmal bist du ganz in Ordnung", gestand ich. Erleichtert lächelte Malfoy.
„Also wieder alles beim Alten?", fragt er hoffnungsvoll. Ich musste nicht lange überlegen und nickte zustimmend. Vielleicht könnte ich ja dafür sorgen, dass Malfoy nicht mehr so ein Arsch zu meinen Freunden wäre. Dies war zwar ein unerreichbares Ziel, aber versuchen konnte ich es trotzdem.
„Was meintest du eigentlich, als du gesagt hast, du dachtest mal was anderes von mir?", fragte ich neugierig. Malfoy sprang von Tisch und ging an mir vorbei, wobei er meinen Arm streifte.
„Das – das war nur so daher gesagt", sagte er hastig. Ich drehte mich zu ihm um und sah, wie er an der Tür stand und im Begriff war sie zu öffnen. „Ich –Ich", setzte er an, doch schüttelte dann den Kopf. „Egal! Bis dann, Victoria!" Malfoy verließ den Raum und ließ mich etwas verwirrt zurück. Was war das denn gerade?
Völlig verwirrt, aber mit einem riesen Lächeln, schlenderte ich zurück in die Große Halle, wo meine Freunde noch saßen. Als mein Blick zum Slytherin-Tisch glitt, sah ich Malfoy, welcher neben Blaise saß und ihm etwas erzählte. Blaise Blick hing dabei an mir, während sich ein wissendes Lächeln auf seinem Gesicht wiederspiegelte. Mit einem guten Gefühl setzte ich mich zu meinen Freunden, die sofort anfingen mich auszufragen, warum ich Malfoy gerade so mitgeschleppt hatte.
„Dem musste mal einer die Meinung sagen", antwortete ich schulterzuckend und konnte mein Grinsen einfach nicht verbergen. Irgendwie fühlte es sich gut an wieder mit ihm im Klaren zu sein. Natürlich wusste ich, dass Malfoy sich nicht sofort komplett ändern würde, aber trotzdem hoffte ich, dass er seine negativen und abfälligen Kommentare uns gegenüber einstellen würde. Wenn er dies nicht tun würde, dann würde ich auch keinen Grund sehen, die Versöhnung mit ihm aufrecht zu erhalten. Auch wenn ich gestehen musste, dass mir in der letzten Zeit etwas Entscheidendes gefehlt hatte. Malfoy war schon zu etwas Wichtigen in meinem Leben geworden.
Mit einem komplett neuen Gefühl ging ich die nächsten Wochen an. Es kam mir vor, als ob Zaubertränke plötzlich spannender und schöner geworden war. Auch wenn es mir schwerfiel, dass mit Malfoy für mich zu behalten, schaffte ich es irgendwie. Als der Dezember anbrach bekamen wir noch mehr Schnee und natürlich Hausaufgaben. Während Harry, Ron und Hermine ihre Hausaufgaben zusammen machten, traf ich mich zwei Mal die Woche mit Malfoy, um alle Hausaufgaben zu machen. Natürlich blieben meine Ausflüge nicht lange unbemerkt, doch schaffte ich es irgendwie alle davon zu überzeugen, dass ich meine Hausaufgaben an einem ruhigen Ort machen wollte, wo ich ungestört war. Man konnte wohl sagen, dass ich in diesen paar Wochen das Lügen perfektionierte.
Auch unsere DA-Treffen wurden immer lustiger und lehrreicher. Das einzige Übel war, dass ich immer mit Julian zusammenarbeitete. Wir hatten uns zwar ausgesprochen und versöhnt, aber ich traute ihm noch nicht hundertprozentig zu, dass er das alles ernstmeinte.
Bei unserem letzten DA-Treffen vor den Weihnachtsferien, welche ich natürlich mit Ron und Harry im Fuchsbau verbringen würde, wiederholten wir nochmal alles, was wir bisher bei den DA-Treffen gelernt hatten. Nachdem wir zehn Minuten den Lähmzauber geübt hatten, legten wir Kissen auf den Boden und übten den Schockzauber. Da wir allerdings zu viele waren, konnte nur die eine Hälfte trainieren, während die anderen zuguckten und auf ihren Einsatz warteten.
Als ich und Julian an der Reihe waren, versetzte er erst mich in Schock und dann ich ihn. Kurz vor Schluss schaffte ich es Julian so stark mit dem Schockzauber zu belegen, dass er nach hinten auf die Kissen fiel. Als er nach einigen Sekunden aber immer noch nicht aufgestanden war, fing ich mir an Gedanken zu machen und ging zu ihm rüber. Julian lag mit einem lässigen Grinsen auf den Kissen.
„Na komm steh auf!", meinte ich und zeigte auf die restlichen Paare, welche alle noch fleißig übten. „Ich will weiter üben!" Julian nickte und reichte mir dann seine Hand, damit ich ihn hochziehen konnte. Doch als ich seine Hand ergriff, zog er mich ohne Vorwarnung auf sich rauf und hielt mich fest.
„Hab ich dir eigentlich je gesagt, wie schön du bist?", fragte er leise, woraufhin ich meinen Kopf schüttelte. Julian strich mir einige Strähnen nach hinten und legte seine Hand auf meine Wange. Mir war sofort bewusst, was er jetzt versuchen würde, weshalb ich mich von ihm losriss und aufstand. Nein, ich würde es Julian nicht erlauben mich wieder zu küssen. Das hatte er sich selbst und seinem dummen Verhalten zu verdanken.
Ich wollte gerade wieder anfangen Julian, der endlich aufgestanden war und nun ein Gesicht wie nach sieben Tagen Regen machte, in Schock zu setzten, da fing Harry auch schon an zu reden und verkündete, dass diese Stunde zu Ende wäre. Alle verließen in ihren üblichen Gruppen den Raum, außer ich. Da ich jetzt einfach keine Lust mehr hatte mit Julian und Lee zum Gemeinschaftsraum zu gehen, schloss ich mich Hermine und Ron an. Wir verließen als letzte Gruppe den Raum, während Harry zurückblieb.
Hermine, Ron und ich blieben im Gemeinschaftsraum und alberten einfach ein wenig herum. Ich freute mich unheimlich auf die Ferien und auf Weihnachten. Vor allem auf Weihnachten. Das Essen, die Geschenke und die friedliche Stimmung. Hatte ich schon das Essen erwähnt? Na ja, wie dem auch sei, ich freute mich tierisch. Auch wenn ich zugeben musste, Hogwarts zu vermissen während den Ferien. Ach wem mach ich hier was vor – ja, ich würde Malfoy vermissen.
„Leute?", warf ich plötzlich in die Runde und meine beiden Freunde sahen mich fragend an. „Wer macht heute Nacht die Aufsicht? Also wegen der Korridore und so." Unschuldig lächelte ich beide an, die sich einen irritierten Blick zu warfen. „Also ich frag jetzt nur so aus reiner Neugierde", schob ich schnell hinterher und merkte erst jetzt wie auffällig mein verhalten sein müsste.
„Die Slytherins", antwortete Hermine mit etwas Verachtung in ihrer Stimme. „Warum?"
„Nur so." Wow, unauffälliger ging es ja auch nicht mehr. „Und wisst ihr in welchen Stockwerken die so umhergeistern?"
„In allen. Also wenn du beiden nicht begegnen möchtest musst du echt auf der Hut sein – oder du leihst dir Harrys Tarnumhang", meinte Ron und zuckte mit den Schultern. Ich nickte wissend und überlegte.
Eine halbe Stunde später stieß Harry zu uns. Er schien völlig unter Schock zu stehen und antwortete nicht mehr auf unsere Fragen.
„Geht es um Cho?", fragte Hermine und ich warf Harry einen wissenden Blick zu. „Hat sie dich nach dem Treffen abgefangen?" Mein Ellbogen traf Ron, der Harry mit einem vielsagenden Blick anguckte und gemeinsam kicherten wir los. Ich konnte mir schon ganz genau vorstellen, was Cho von Harry wollte. „Habt ihr euch geküsst?", drängte Hermine, als Harry zu gab, mit ihr nach dem Treffen alleine gewesen zu sein. Harry nickte wieder und ich stieß einen kleinen Jubelschrei aus.
„Und wie war's?", fragte ich und zwinkerte ihm zu. Harry schien ziemlich verlegen bei dieser Frage zu werden, doch gestand dann, dass es Nass war. Als wir ihn komisch ansahen, gab er zu, dass sie währenddessen geweint hatte. Während Ron in schallendes Gelächter ausbrach, guckte ich Harry mitleidig an.
„Bist du so schlecht, Mann?", fragte Ron, als er sich etwas beruhigt hatte. Harry sagte nur, dass er es nicht wissen würde und dann klärte uns Hermine darüber auf, dass Cho in letzter Zeit immer weinte. Und als sie das so sagte, fiel es mir auch auf. Fast immer, wenn ich Cho sah, weinte sie. Zudem machte Hermine die Jungs dann auch mit der Gefühlswelt eines Mädchens vertraut oder anders gesagt, sie versuchte beiden zu erklären, was Cho im Moment fühlt. Der Verlust von Cedric, die Gefühle für Harry – alles etwas verwirrend.
„Das kann doch kein Mensch alles auf einmal fühlen!", sagte Ron am Ende von Hermines Ausführungen.
„Nur weil du die Gefühlswelt eines Teelöffels hast, heißt das nicht, dass es uns allen so geht", sagte Hermine gehässig und ich fing an zu lachen. Dieser Vergleich war Gold wert.
„Danke, Hermine", lachte ich und wischte mir die Tränen weg. „Ab jetzt werde ich immer an Ron denken müssen, wenn ich einen Teelöffel sehe. Das ist Göttlich!" Harry erzählte uns dann noch, was danach passiert sei, bevor Hermine sich verabschiedete und schlafen ging. Ich blieb mit den Jungs noch etwas im Gemeinschaftsraum sitzen, bis sie schlafen gingen.
„Nacht, Vic und bis morgen", gähnte Ron während sie die Treppen zu den Jungenschlafsälen hochgingen. Ich winkte beiden zu und wünschte ihnen auch eine gute Nacht. Und plötzlich war ich alleine. Das Knistern des Feuers im Kamin und mein regelmäßiger Atem, waren die einzigen Geräusche, die ich hörte. Alles war plötzlich so friedlich geworden.
Ich stand von meinem Platz vor dem Kamin auf und setzte mich in einen der Sessel, nur um Nachzudenken. Es tat gut einmal komplett alleine und ungestört zu sein. Ich zog aus meiner Tasche mein kleines Notizbuch hervor und stieß wieder auf die Briefe von Malfoy. Es war schon irgendwie süß von ihm mir zu schreiben, auch wenn er es anonym getan hatte. Mit einem glücklichen Lächeln fuhr ich mit meinem Finger seine Schrift nach, bevor ich einen Entschluss fasste. Schnell packte ich das Büchlein und die Briefe wieder weg und stand auf. Obwohl es dumm von mir war, da ich komplett alleine war, drehte ich mich vor Verlassen des Gemeinschaftsraumes um und überprüfte, dass niemand mich sah.
Die Fette Dame schlief schon, sodass sie nicht sah, wie ich mich davon schlich. Auf Fußspitzen begann ich meinen Streifzug durchs Schloss. Leise und vorsichtig.
Als ich plötzlich Schritte hörte, versteckte ich mich hinter einer Rüstung und guckte vorsichtig, wer an mir vorbei lief. Pansy Parkinson ging mit einem grimmigen Gesicht den Korridor entlang und faselte ständig etwas von: „Warum kann er es nicht erwidern?" und „Ich bin die Eine!" Ich musste mich stark zusammenreißen nicht zu lachen bei ihrem Anblick, doch schaffte es und setzte meine Suche weiter fort. Allerdings nun mit einem Gefühl der Erleichterung, dass Malfoy alleine unterwegs sei. Denn ich suchte nach Draco Malfoy, um mit ihm Zeit zu verbringen. Und ich freute mich darauf. Verdammt!