Willkommen zu einem hoffentlich guten Start ins Wochenende!
Mistress Kenway wird bei einer Hausdurchsuchung in eine Falle gelockt
und muss sich zwei Halunken gegenüber beweisen.
Aber wozu gibt es das Training der Vorfahren?
Als Master Kenway wieder bei Sinnen ist, wird schnell klar, dass hier
erneut Mächte am Werk waren, die kein normaler Mensch
verstehen würde. Hrymr hat sich anscheinend wieder eingeschlichen!
Ich wünsche viel Vergnügen beim Lesen und bleibt gesund!
LG MrsHEKenway
Kapitel 6
~~~ Die Hausbesetzer ~~~
Leider hielt diese Idylle nicht lange an.
Schon zwei Tage später, am 6. Dezember wurde uns zugetragen, dass es erneut zu Übergriffen auf unsere Lager und entsprechende Konvois über Land gegeben hatte. Also machten Haytham und ich uns auf, diesen Berichten auf den Grund zu gehen.
Im Büro wurden wir freundlich empfangen und uns wurde unter anderem von einer berittenen Gruppe berichtet, welche aber sicherlich keine Assassinen waren.
Diese schienen sich gerade etwas zurück zuziehen, was mir nur in die Karte spielten! Damit wollte ich mich nicht auch noch auseinandersetzen müssen.
„Es handelt sich um einen Trupp von ungefähr 40 Leuten, davon 15 Fußvolk. Sie alle lauern in den Wäldern ringsum London und in den kleineren Dörfern. Es ist ein diebisches Pack und es ist, als könnten sie sich allesamt unsichtbar machen." diese Beschreibung eines Herrn aus der Bruderschaft der Franzosen hier, hörte sich nach eben den Meuchelmördern an. Aber umgekehrt konnten es ebenso gut abtrünnige Templer sein, wer weiß das schon?
Einen Tag später machte ich mich mit meinem Mann per Pferd auf den Weg, den Spuren zu folgen. Es gab Einbruchsspuren bei einer angesehenen Familie hier in der City, welche Haytham entsprechend rekapitulieren konnte und so fanden wir nach weiteren 2 Tagen einen Unterschlupf in einem baufälligen Haus, am Rande der Stadt.
Dieses Viertel trieb mir kalte Schauer über den Rücken. Alles baufällige Häuser, wenn man sie denn so bezeichnen könnte, heruntergekommene Kinder mit ihren ebenso verwahrlosten Geschwistern oder Müttern. Die Armut war hier überdeutlich zu spüren und vor allem zu sehen.
Im besagten Unterschlupf trafen wir jedoch niemanden an, leider.
„Wir können uns so aber ein wenig umsehen, ohne Kämpfe." sagte mein Mann beiläufig und ging in eines der Nebenzimmer.
Ich hingegen durchsuchte das große Ess- und Wohnzimmer nach Hinweisen.
Überall lag Unrat und immer wieder stupste ich unbeabsichtigt eine Ratte zur Seite... dieses Quieken schüttelte mich, weil ich mir nicht ausmalen wollte, was passiert, wenn ich gebissen werden sollte!
Ich ließ irgendwann frustriert meinen Blick umherwandern, wurde aber hier im Erdgeschoss nicht fündig. Ich hob meinen Kopf und sah nach oben. Dort! Im ersten Stock konnte ich etwas goldenes ausmachen!
„Haytham, da oben ist was!" rief ich ihm zu, bekam aber keine Antwort. „Haytham!" rief ich noch einmal. Immer noch nichts. In meiner Angst um ihn versuchte ich ihn zu finden... er müsste noch hier unten sein, aber... nein... ich sah eine Spur... Schleifspuren, welche von Füßen stammten! Sie führten mich nach draußen, über den Innenhof...
Plötzlich waren alle meine Sinne in Alarmbereitschaft! Man hatte Haytham, wie auch immer, betäubt, ihn zur Seite geschafft und wartete nun auf mich! Eine Falle!
Erkannt mein Kind! Gehe hinaus, deinem Mann fehlt nichts, er ist nur... ein wenig benommen! Warum gerade jetzt? So oft wartete ich auf seine Stimme, seine Worte, doch sie kamen nicht. Warum jetzt, Odin? Immer wieder hatte ich mir diese Frage gestellt, es schien willkürlich zu sein, keinem Muster folgend. Geh einfach und denke daran, dass wir nicht immer alles in die Hand nehmen. Du hast noch viel zu lernen. GEH!
Bevor ich mich aufregen konnte, setzte ich meine Suche nach meinem Mann fort. Ich musste in den kleinen Garten hinter dem Haus. Dort stand eine Art großer Schuppen, vor welchem die Spur endete. Ich lehnte mich an die Wand neben der durchlöcherten Tür und lauschte auf verräterisches Atmen oder andere Geräusche.
Noch einmal aktivierte ich meinen Blick, linste dann um die Ecke und erkannte zwei rote leuchtende Auren, welche über einem goldschimmernden Körper hingen. Ansonsten konnte ich nichts an Gefahrenquellen ausmachen.
Vorsichtig schlich ich mich auf Zehenspitzen hinein, ließ meine versteckten Klingen hervorschnellen. Als ich schon auf dem Sprung war, um den beiden Widersachern den Garaus zu machen, wirbelten sie herum und griffen mich breit grinsend an.
„Ahhhhhhhhh... fein! Du willst also diesem Arschloch Gesellschaft leisten, Weib? Wolltet euch wohl einen schönen Tag in unserem Haus machen, wie?" laut lachend schwang der Mann vor mir seinen Knüppel. Seine Kleidung bestand eigentlich nur aus Lumpen und in seinem breit grinsenden Mund waren wenige verbliebene Zähne zu sehen! Sein Partner sah nicht anders aus, aber zu meinem Erstaunen waren beide nüchtern. Es gab keine Alkoholfahne!
Vorsicht war also geboten und ich wappnete mich für einen Kampf.
Sie griffen zeitgleich an, was ich erwartet hatte und schon mit meinem Schwert parat stand. Der rechte Herr wurde von meiner Schwertschneide an der linken Wange getroffen, während sein Kollege meine versteckte Klinge auf seinem Unterarm zu spüren bekam.
Plötzlich sah ich in ihren Augen die Erkenntnis, dass ich nicht nur einfach ein „Weib" war, sondern eine Frau, die sich zu verteidigen wüsste.
„Uuuuiiiii... nur weil du nen Schwert halten kannst, brauchst du nicht so großspurig grinsen, Hure!" fauchte mir der rechte Angreifer entgegen.
„Ich weiß, Gentlemen, es ist viel zu schwer für mich, wollt ihr es mir nicht abnehmen?" dieser sarkastische Satz hatte für Ablenkung bei ihnen gesorgt, welche ich ausnutzte.
Ich drehte mich um den linken Penner, welcher noch schnell versuchte mir dabei zu folgen. Leider war er doch recht flink, sodass ich ihn nur mit meinem Schwert an der Wade streifte! Verdammt!
Sein Kumpan sprintete nun brüllend auf mich zu und zu spät sah ich, dass er neben seiner Kugelkeule auch noch einen Dolch gezückt hatte. Dieser traf meinen Schwertarm schmerzhaft tief! Mein Atem wurde aber ruhig, weil ich wusste, dass ich im Anschluss meine Wunden versorgen konnte!
Mit meiner Linken versuchte ich ihn nun in die Seite zu treffen, er sah es jedoch voraus und blockte meinen Arm mit der Keule. Verdammte Axt...!!! Axt!!! Natürlich...
Ich ließ meine Arme sinken und für den Bruchteil einer Sekunde sah ich meine Vorfahrin vor mir, sah die Bartaxt vor meinem inneren Auge.
Dann spürte ich diese beruhigenden Gewichte in meinen Händen und hörte ein erschrockenes Aufkeuchen meiner Angreifer!
„Wie... das ist Hexerei! Hier treibt sich noch so eine rum!" schrie der linke Herr nun panisch, aber leider hatte er sich recht schnell wieder gefasst und war dabei mich wieder zu attackieren. „Du wirst diesen Tag nicht mehr überleben und wenn wir dich morgen auf den Scheiterhaufen stellen, hast du es auch noch schön warm!"
Ich lachte laut auf, aber ... nicht ich selber war es...
Ab jetzt fühlte ich eine Sicherheit, dass mir nichts passieren konnte und ich begann auf die beiden Männer einzudreschen, ohne einen wirklichen Plan zuhaben! Und damit hatten sie nicht mehr gerechnet.
Beide hatten nun Schwierigkeiten, an mich heranzukommen, weil die scharfen Axtklingen ihre Kleidung aufschlitzten und die Haut darunter immer wieder einritzten. Nicht tief, nein! Ich wollte sie mürbe machen!
Das Klirren von Stahl klang wie Musik in meinen Ohren und ich ließ mich und meine Aggression davon treiben. Auch ich blieb nicht ohne Blessuren. An einigen Stellen spürte ich ein warmes Rinnsal auf meiner Haut.
Eine Faust landete unvermittelt auf meiner Wange, welche ich wegschlug und mit der linken Waffe fast abtrennte. Somit war ein Angreifer schon mal fast ausgeschaltet.
Sein Freund war aber immer noch mit Eifer bei der Sache, schlug immer wieder mit dieser widerlichen Keule auf mich ein und traf meine Schultern einige Male schmerzhaft.
Als er erneut angreifen wollte, konnte ich seine Bewegung voraussehen. Er wollte sich hinter mich drehen!
Ich kam ihm zuvor, drehte mich schon jetzt und trat mit meinem Fuß nach seinem Magen! Er sackte etwas vornüber und das nutzte ich aus. Meine rechte Axt fuhr von unten unter sein Kinn und hebelte seinen Kiefer aus, welcher jetzt schief in seinem Gesicht hing.
Keuchend stand er nun vor mir, rieb sich seine wunden Knochen im Gesicht und schaute mich grimmig an.
„Du bist besser als ich dachte, wer hat dich gelehrt so zu kämpfen?" Woher kam diese ordentliche Aussprache plötzlich?
„Sehr viele Menschen haben mich gelehrt mich gegen Abschaum wie euch zu verteidigen!" meine Stimme war ruhig, aber laut!
Ich vernahm ein Jammern hinter meinem Angreifer und sah seinen Freund, wie er mit Blutleerem Gesicht auf seine Hand starrte. Dann sackte er ohnmächtig zur Seite!
„Lasst uns gehen! Wir wollten ... dieses Haus ist unbewohnt, wir wollten nur... wir brauchen einen Platz zum Schlafen." dieser Herr stand mit gesenkten Schultern da und sah mich schon fast bettelnd an.
„Warum habt ihr uns dann angegriffen, verdammt nochmal?" fauchte ich ihn an.
„Wir dachten, ihr wollt es euch unter den Nagel reißen! Genau wie diese Leute, die vor ein paar Tagen hier waren. Sie haben sich schon eingerichtet, ohne Rücksicht auf uns! Sie haben uns rausgeschmissen, einfach so!" ich starrte ihn ungläubig an und schüttelte meinen Kopf.
„Und deswegen... aber bevor ihr weitersprecht, weckt meinen Mann auf. Und zwar pronto, wenn ich bitten darf!" ich kniete mich neben Haytham, welcher friedlich, ja es sah wirklich so aus, schlief.
„Miss, dass geht leider nicht so einfach. Wir haben da so eine Flasche gefunden mit nem übel riechenden Zeug, was sogar uns fast hat umfallen lassen. Ich weiß nicht, WIE wir ihn aufwecken können!" etwas unsicher sah er von einem zum anderen, dann fiel sein Blick auch auf seinen Kollegen. „Oh verdammt! Wie erklär ich das Olivers Frau nur?" er kniete sich jetzt neben den Verletzten, während ich meinen Mann versuchte wieder wach zubekommen. Die Männer hatten wohl Chloroform gefunden.
„War das in diesem Haus? Und... woher könnt IHR so gut kämpfen?" immer noch versuchte ich Haytham zu wecken, vergebens. Sein Herz schlug aber regelmäßig und sein Atem ging gleichmäßig.
„Im ersten Stock sind einige so komische Dinge. Sieht aus, als wäre da ein Arzt ab und an zu Gange..." kam es etwas beiläufig von dem Belagerer. „Wartet hier, Miss. Ich rufe ein paar Leute, die euren Mann und meinen Freund hier ins Haus bringen." mit diesen Worten verschwand er. Jetzt hatte ich ihn gar nicht nach seinem Namen gefragt.
Wimmernd hörte ich plötzlich „Ich wollte doch nur ein Dach über dem Kopf..." der Verletzte meldete sich und ohne zu überlegen, trennte ich die Hand ganz ab. Es klingt grausam ich weiß, aber sie hing wirklich nur noch an einem Hautfetzen! Aus meiner Tasche am Gürtel holte ich einen kleinen Verband, welchen ich um das Gelenk fest schnürte und hoffte so, dass er nicht noch mehr Blut verlor.
Mehr als warten konnte ich jetzt nicht. Immer wieder tätschelte ich Haytham, wedelte ihm Luft zu oder sah nach dem Handlosen.
Endlich nach einer gefühlten Ewigkeit erschienen 5 Männer in diesem Schuppen und verfrachteten meinen Mann und den Verwundeten auf einen kleinen Karren. Sie hoben mich auf die Ladefläche und dann brachten sie uns eine Straße weiter zu einem anderen Haus, wo eine Horde Kinder zu warten schien.
„Das ist meine Familie, Miss. Diese Bruchbude soll abgerissen werden, weil Platz gemacht werden soll für die Reichen!" seine Stimme hatte einen angewiderten Ton angenommen.
„Das werde ich zu verhindern wissen." als ich in fragende Gesichter sah, erklärte ich meinen Gedanken. Wir würden einfach einen Teil dieser Häuser aufkaufen! Damit hätten wir die armen Familien gerettet und sie könnten mit ihrer Arbeitskraft helfen, die Unterkünfte wieder herzurichten! Gegen einen kleinen Obolus sollten sie dann hier wohnen bleiben. So mein Plan!
„Miss, ihr wisst nicht, mit wem ihr euch da anlegt." Angst klang aus diesen Worten, welche noch von seinem unruhigen Blick unterstrichen wurden.
„Nein, noch weiß ich es nicht. Aber das wird sich ändern." ich saß jetzt neben Haytham auf einer kleinen Pritsche vor einem Feuer und wartete. Leider hatte ich überhaupt keine Ahnung, wann so eine Wirkung von Chloroform aufhörte. Eigentlich sollte es recht zügig gehen, sobald normale Luft eingeatmet wurde.
Der andere Mann wurde nun verarztet von einem, vermutlich war es kein echter Arzt, Herren, der die Wunde ausbrannte und einen sauberen Verband anlegte. Wenigstens verstand er sein Handwerk.
Dann endlich machte mein Templer die Augen auf, schrak sofort hoch und übergab sich postwendend. Ich konnte gerade noch rechtzeitig in Sicherheit gehen.
Schwer atmend lag er wieder auf dem Rücken und sah zur Zimmerdecke empor.
„Was ... war das... bitte für ein Zeug?" er war so wütend, dass er zitterte.
„Sir, ich weiß es nicht und... es tut uns wirklich leid. Wir haben uns nur verteidigen wollen. Ich schwöre..." Zu mehr ließ ihn mein Gatte nicht kommen.
„Ihr wart zu dritt, wo ist euer anderer Freund?" dieser Ton war erschreckend und ich sah mich jetzt ebenfalls fragend um.
„Mein Kumpel liegt hier, er ist verletzt. Wir waren nur zu zweit, Sir." dieser Unglaube war nicht gespielt, ich sah es in seinen Augen.
Haytham erklärte sich. Er war in besagtes Nebenzimmer geschlichen, hatte sich umgesehen und aus den Augenwinkeln die Angreifer gesehen. Natürlich ließ er den Adlerblick aus und meinte, er hätte einen Blick für sowas. Drei Personen hätte er ausgemacht, welche ihm auflauerten und dann auch angriffen!
„Das kann nicht sein, wirklich nicht. Ich war mit Oliver alleine in das Haus gegangen..." sein Blick ging zu seinem Freund, welcher nun auch langsam wieder zur Besinnung kam und schmerzerfüllt stöhnte.
Alex ich habe mir das nicht eingebildet! Es waren DREI rote Auren hinter mir! Hörte ich meinen Mann in meinem Geiste. Ich glaubte ihm, keine Frage. Aber wo war der dritte Herr und vor allem, WER war es?
„Wer sind diese anderen Leute, die sich dort eingenistet haben? Kennt ihr sie?" Fragte ich nun nach, in der Hoffnung, dass Namen fallen würden. Auf einen hoffte ich ganz besonders, auch wenn in mir Panik hochkroch.
„Das ist eine Organisation von Halunken, Miss. Sie haben sich um ihren Anführer geschart, einen Russen, den wir aber hier noch nie gesehen haben. Ich weiß nur, dass er vor einigen Jahren einmal für Unruhe hier gesorgt hat und danach hatte er dutzende Anhänger auf seiner Seite..." grübelte der Mann nun.
„Wie ist sein Name, Mister...?" ich wusste überhaupt nicht mit wem ich gerade sprach.
„Timothy Grouter, Miss... zu euren Diensten." er stand auf, verbeugte sich etwas steif vor mir.
„Alexandra Kenway, Mr. Grouter und das ist mein Gatte, Haytham Kenway." nun war der Höflichkeit erst einmal genüge getan und ich fragte noch einmal nach, wie denn nun dieser Russe hieß.
„Ich meine er hieß Ardemev... oder war es Amadjev? Ich habe ihn nie gesehen, wenn ihr das wissen wollt." er winkte auch gleich entschuldigend ab.
„Avdeyev. Kann es sein?" Haytham hatte sich aufgerichtet und sah in die Runde der Frauen und Männer hier.
„Ja, genau Sir! Er hat ein seltsames Schiff, das wurde mir noch erzählt! Ganz schwarz und riesig!" jetzt hörten wir die Geschichte um das Auftauchen damals, als wir das erste Mal hier in London waren. Es hörte sich wirklich schon wie ein Märchen an, aber wir wussten es besser.