Spiel der Liebe

Idioten

Annika lag auf ihrem Bett und starrte an die Decke. Es war Samstag und sie war todmüde. Sie hatte eine äußerst anstrengende Woche hinter sich und noch einen Berg an Hausaufgaben zu erledigen. Sie rollte sich zur Seite und setzte sich völlig unmotiviert auf die Bettkante. Nach dem Frühstück, das sie herunter gequält hatte, hatte sie sich nur kurz ausruhen wollen, war aber wieder eingeschlafen. 'Kein Wunder', dachte sie, 'nach den fünf Cocktails gestern...' Sie legte eine Hand an die Stirn und schwor sich, nie wieder Alkohol zu trinken. Sie wusste nicht, was gestern mit ihr los gewesen war, normal konnte sie ihren Alkoholkonsum in Grenzen halten.

Die Tür ging auf und Caro kam herein. „Na, du Schlafmütze? Hast du Schlafmangel oder einen Kater?" Sie grinste und setzte sich neben Annika aufs Bett.

„Ich weiß es nicht, beides?" Annika schaute Caro leidend an. „Wieso hab ich gestern überhaupt so viel getrunken?"

„Kannst du dich nicht erinnern?", fragte Caro entsetzt. Sie hatte Annika nur ein wenig necken wollen, nicht aber gewusst, dass es so schlimm um ihre Freundin stand.

„Doch, schon. Keine Sorge, ich hab keinen Filmriss. Aber...Oh!" In dem Moment erinnerte sich Annika daran, dass sie in ihrer Aufregung gestern gar nicht aufgepasst hatte, wie viele Cocktails sie wirklich bestellt hatte. Sie erinnerte sich jetzt auch, warum sie so aufgebracht gewesen war.

„Nick, dieses Schwein..." Sie stützte ihren hämmernden Kopf in ihre Hände, während Caro neben ihr zum Lachen anfing.

„Ich fasse es nicht, dass du dich überhaupt so über ihn aufregen kannst", meinte sie und stand auf.

„Nein, ich weiß es auch nicht. Es war es zumindest nicht wert", grinste sie. Nick hatte Nora beauftragt Annika zu sagen, er erwarte von ihr, dass sie konsequent drei Mal die Woche Joggen gehe, um konditionsmäßig fit für ein ganzes Spiel zu werden. Angeblich habe er sie am vergangenen Samstag nur deswegen eine Halbzeit spielen lassen, weil ihre Kondition nicht für zwei gereicht hätte. Annika empfand diese Aussage als eine Frechheit ohnegleichen. Natürlich war das nur eine Provokation seinerseits, sonst hätte er den Punkt am Montag in ihrer Diskussion angesprochen. Sie war sich zwar darüber bewusst, hatte sich aber trotzdem maßlos angegriffen gefühlt. Denn ihre Kondition war um einiges besser, als die von vielen ihrer anderen Teamkolleginnen.

„Kommst du mit in den Park? Es ist zwar ein bisschen kühl draußen, aber die Sonne scheint", lud Caro sie ein. Annika unterdrückte ein Gähnen und schaute aus dem Fenster. Ein wenig frische Luft würde wahrscheinlich echt nicht schaden.

„Okay, ich zieh mir schnell was an..." Annika stand auf und holte eine Jeans und einen schwarzen Pullover, der ihr viel zu groß war, aus ihrem Schrank und zog sich beides an. Nachdem sie ihre Chucks zugeschnürt hatte, setzte sie sich noch ihre RayBan-Brille auf.

„Es ist kein gutes Zeichen, wenn du drinnen schon eine Sonnenbrille aufsetzt", bemerkte Caro belustigt. Annika machte einen unzufriedenen Laut und sammelte ihre Haare in einen unordentlichen Pferdeschwanz.

Als sie am See angekommen waren, bereute sie es keine Sekunde, die Brille mitgenommen zu haben, denn das Wasser reflektierte die hellen Sonnenstrahlen mit heftiger Intensität. Annika folgte Caro zu Nora, die zusammen mit Phoebe Dunbarr, ein lebhaftes Mädchen aus ihrer Klasse, auf einer Decke relativ weit entfernt vom Wasser saß.

„Na, wie viele wurden es gestern Abend?", fragte Phoebe grinsend an Annika gewandt, als sie auf sie zu geschlendert kam. War es so offensichtlich, dass sie einen Kater hatte?

„Zu viele", murmelte sie, als sie sich hinsetzte, nur um dann festzustellen, dass es ihr in liegender Position eindeutig besser ging. Also arrangierte sie es so, dass sie sich seitlich hinlegen und sich mit dem Ellbogen abstützen konnte. Die anderen Mädchen rückten lachend zur Seite, sodass sie Platz hatte.