Ball Ball bald

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Die Woche verging schnell und Annika hatte keine Zeit sich über irgendetwas nicht-schulisches Gedanken zu machen, denn die Schüler wurden nur so mit Hausaufgaben, Referaten, Essays und Projekten überhäuft. Das erste Pokalspiel am Wochenende tat dem ganzen ein wenig Abbruch, aber auch hier fühlte Annika einen riesigen Druck auf ihren Schultern. Sowohl von sich selber, als auch von Mrs. Carmelot und ihren Teamkollegen. Und natürlich auch von Nick.

Es herrschte zwischen ihnen eiskalte Luft, worüber Annika sich nicht im Geringsten wunderte. Sie wusste aber nicht, was sie davon halten sollte. Irgendwie war es gut, denn so mied sie es, mit Nick reden zu müssen.

Auf der anderen Seite war es keine sehr angenehme Situation, so ein Verhältnis zu ihrem Trainer zu haben. Sie sollten keine Probleme damit haben, sich zu sehen, mit einander zu reden und zusammen zu arbeiten. Denn sie wollte immer noch ihr bestes geben. Für ihr Team, für sich selber und auch für Nick.

Zum Glück gewannen sie das Spiel gegen Halifax ohne Probleme. Nick war zufrieden mit ihren Leistungen und auch Annika war ausnahmsweise zufrieden mit sich selber. Als sie an dem Abend unter der Dusche stand und das heiße Wasser auf sie herab prasselte, konnte sie nicht anders, als sich über die vergangenen Wochen zu wundern.

Sie war wahrlich nicht lange auf der Carmelot Schule, trotzdem fühlte es sich wie ihr halbes Leben an. Sie dachte kaum noch an London, denn dafür war einfach keine Zeit. Schule, Handball, ihre neuen Freunde. Damit war ihr Leben schon ausgefüllt. Und irgendwie gefiel es ihr auch so. Sie genoss es fast schon auf das Internat gekommen zu sein.

Natürlich vermisste sie ihre Großeltern, naja eher ihren Großpapa. Aber es war auf keinen Fall unaushaltbar. Und sie würde schon in zwei Wochen wieder nach London fahren und sie besuchen. Um sich ihre Abendgarderobe auffrischen zu lassen, dachte sie bitter und rollte innerlich mit den Augen, als sie sich Dianas Pläne für sie vorstellte. Es würde kein entspannendes Wochenende werden. Da freute sie sich schon wesentlich mehr auf die Herbstferien, die sie bei ihrer Großtante Daphne verbringen würde.

Naja, bis dahin waren ja noch ein paar Wochen. Seufzend stieg Annika aus der Dusche und machte sich bettfertig. Morgen begann eine neue Woche.

___

Es herrschte wilder Aufruhr in der Klasse, als Mrs. Miller das Zimmer betrat. Keine der Schülerinnen saß auf ihrem Platz, die übliche Ordnung schien vergessen.

"Wer ist es denn jetzt?" Phoebe konnte sich nicht beherrschen. Mrs. Mille schaute sie streng an, überlegte, ob sie etwas von Disziplin und Manieren erwähnen sollte, entschied sich aber dagegen. Es war nur verständlich, dass die Mädchen so aufgeregt waren. Sie legte ihre Tasche auf den Pult und wartete, bis im Raum Ruhe eingekehrt war. Sie zog, fast schon verschwörerisch lächelnd, einen Umschlag hervor.

Die Mädchen in der Klasse zogen scharf die Luft ein. Annika blickte sich amüsiert um. Heute würde "endlich" verkündet werden, welche Mädchen auserwählt worden waren, um zum jährlichen Ball mit zu kommen. Die Spannung im Raum war auch für sie spürbar, aber sie konnte sie so was von überhaupt nicht nachvollziehen. Dieser Ball war eine schwachsinnige Idee und sie war froh, damit nichts am Hut zu haben.

Mrs. Miller brach endlich die Stille. "Ich habe hier die Ergebnisse von harter Arbeit in der Hand. In diesem Umschlag befindet sich eine Liste mit den Namen von sechs Mädchen aus dieser Klasse." Fast alle Mädchen kreischten erwartungsvoll, als Mrs. Miller den Umschlag öffnete und ein Blatt Papier heraus nahm. Sie betrachtete die darauf gedruckte Liste.

"Der erste Namen auf dieser Liste ist..." Mrs. Miller schaute ihre Schülerinnen an, sagte aber nichts. Sie verstand es wahrlich es spannend zu machen.

"Ich halt's nicht aus!", stöhnte Phoebe auch schon, die nicht still sitzen konnte. "Bitte sagen Sie es endlich, Mrs. Miller!" Phoebe sprach anscheinend den anderen Mädchen aus der Seele, denn so gut wie alle nickten eifrig. Annika schüttelte kaum merklich den Kopf. Das war doch das reinste Affentheater. Mrs. Miller lächelte breit.

Spiel der LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt