Brennende Eiseskälte

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Was sagt ihr zu einer Mini-Lesenacht? ;) Das erste von zwei Kapiteln heute kommt hier:
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Die Nachspeise wurde aufgetragen - Kaffee und Tee und bunte Macarons auf edlen Porzellan-Etageres. Annika war froh, dass sie nicht ein großes Stück Kuchen oder ähnliches essen musste, denn sie war schon mehr als satt.

Im ganzen Saal breitete sich auf einmal eine freudige Erwartung, eine zitternde Spannung aus. Die beginnende Unruhe veranschaulichte die immer deutlicher werdende Ungeduld der Anwesenden, die mittlerweile nur noch darauf warteten, dass der Tanz losging.

"Okay, Joe." Annika beugte sich ein wenig zu ihrem Ballpartner. "Nach dem Tanz mit mir - wen wirst du dann um den Finger wickeln?" Sie hatte schon einige Zeit lang überlegt, wer Joes Typ war. Er wirkte nicht sonderlich suchend oder an anderen Mädchen interessiert, aber das konnte genauso gut ein Trick sein. Sie sah ihn forschend an und versuchte irgendetwas in seinem Blick zu lesen.

"Wen? Hm, gute Frage." Er rieb sich überlegend das Kinn und sah sich um. 

"Hast du echt nicht dein Auge auf jemanden geworfen?" 

"Annika, du weißt, dass du mein Ein und Alles bist", grinste er schief und sie verdrehte die Augen. 

"Spaßvogel. Sag schon!", forderte sie ihn wieder auf, als sie erkannte, dass sie auf einer heißen Spur war. Er beugte sich näher zu ihr und lächelte jetzt ein wenig verlegen.

"Sag kein Wort, okay?" Er hielt eine kurze Pause und lehnte sich ganz zu ihrem Ohr vor. "Phoebe", flüsterte er dann und wich wieder zurück.

"Phoebe?", formte Annika lautlos mit den Lippen und riss die Augen weit auf. Damit hatte sie nun wirklich nicht gerechnet. "Wieso?", fragte sie neugierig.

"Naja, schau sie dir mal an. Keiner ist wie sie. Keiner ist so skrupellos ehrlich wie sie. Das macht sie irgendwie interessant. Und außerdem sieht sie gut aus." Annika ließ diese Neuigkeit auf sie einsinken, dann grinste sie breit. 

"Eigentlich würdet ihr ein gutes Paar abgeben", schmunzelte sie.

"Aber sie ist eine harte Nuss." Joe zog die Augenbrauen zusammen. "Ich werde sie erst ein wenig weichkochen müssen." 

"Solltest du dann nicht langsam damit anfangen?"

"Immer mit der Ruhe, ich darf ja nicht desperat rüberkommen. Jetzt konzentriere ich mich erst einmal auf unseren Eröffnungstanz und dann sehen wir weiter." Lässig legte er einen Arm hinter Annika auf ihren Stuhlrücken und lehnte sich entspannt zurück. 

Annika sah sich noch einmal im Saal um und versuchte, die Atmosphäre in sich aufzunehmen. Es war schließlich ihr erster Winterball und so langsam verstand sie, warum er so begehrt war. Sie hob ihren Blick zu den Wänden und zur Decke, auf denen schwarze Schatten im flackernden Licht der Kerzen tanzten, wie sie es gleich tun würde, und fast wie ein Theaterstück wirkten. Als würden diese Schatten eine Geschichte eines anderen Winterballes erzählen, der parallel zur Wirklichkeit verlief.

Wie von alleine schweifte ihr Blick weiter zu Nick, der sich mit den anderen an seinem Tisch unterhielt. Ein leicht wehmütiges Gefühl überkam sie, als sie ihn und seine genau überlegten Bewegungen beobachtete. Alles an ihm war so korrekt und fehlerfrei, sodass er unnahbar schien. Keiner konnte ganz zu ihm durchdringen, er wollte gar nicht, dass ihm jemand so nahe kam.

Wieso dann sollte Annika eine Chance haben? Nick spielte in einer Liga für sich. Da war kaum Platz für sie.

In dem Moment sah auch Nick zu ihr und erschrocken über den plötzlichen Blickkontakt, drehte sie sich weg. Es war ihr peinlich, beim Starren ertappt zu werden - obwohl das an diesem Abend nicht das erste Mal war, dass sie sich quer über die Tische ansahen, als wären sie die einzigen Anwesenden.

Spiel der LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt