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Minho erzählte von seinem Lauf und wie er zu einer Horde Infizierter zurückgekehrt war. Wie er dann das Gebäude betreten war und auf dem Weg nach unten war, als die Sirenen losgingen und die Aufmerksamkeit der Eindringlinge auf ihn lenkten.

Minho war sofort losgerannt, direkt auf die zerbrochene Eingangstür zu, doch er hatte nicht mit einem Infizierten gerechnet, der sich vor ihm auf den Boden warf und ihn so zum Stolpern brachte. Im nächsten Moment war er von drei weiteren umzingelt.

Während seiner Erzählung ließ Minho das Messer aus, das ihm beim Fall aus der Hand geflogen war. Er trat dem Infizierten vor sich ins Gesicht und sprang auf. Das Messer lag kurz vor dem Ausgang. Doch den Weg dorthin blockierte eine Reihe Infizierter, die ihn am Fliehen hindern wollten.

Noch während Minho sich einen Plan überlegte, erklang ein ganz anderes Geräusch. Verwundert blickte er zu der Glastür, vor der sich eine metallische Wand niederließ. Minho zog seine Augenbrauen zusammen und brachte sich in eine Kampfstellung. Er würde ganz sicher nicht wieder irgendwo mit einer Horde Gegner eingesperrt werden.

Die Parallele zum Labyrinth ließ sein Verlangen, dort rauszukommen, wachsen. Er vollführte einige direkt Attacken. Die Wunde an seiner Stirn entstand, als einer der Infizierten eine Glasscheibe aufhob und ihm entgegenschwang. Minho konnte sich wegbücken, doch die Scheibe schnitt oberflächlich eine Stelle über seiner Augenbraue.

Das Adrenalin in seinem Körper überdeckte den Schmerz glücklicherweise. Einige andere Infizierte fanden die Idee ihres Gefährte gut, denn auch sie bückten sich nach den Glasscheiben. Minho nutzte ihre Haltung aus.

Er sprang auf den Rücken von ein, zwei Infizierten und erreichte sein Messer kurz nachdem die Metalltür zur Hälfte runtergefahren war. Mit dem Messer in der Hand drehte er sich um und stieß mit einem Stock zusammen, den einer der Eindringlinge wohl im Wald aufgesammelt und nun erhoben hatte, um ihn außer Gefecht zu setzen.

Minho schwang instinktiv das Messer und schien getroffen zu haben, denn sein Angreifer heulte schmerzerfüllt auf. Die Sicht des Jungen verschwamm zwar etwas, doch er sah genug, um zu wissen, dass die Tür bald den Boden erreichen würde. Minho legte die letzten Schritte zur Tür zurück und krabbelte unter dem Spalt in die Freiheit.

Dabei hatte er zwar einige Infizierte treten müssen, die ihn an den Beinen festhalten wollten, doch er verspürte deswegen keinerlei Schuldgefühle. Die Tür hinter ihm erreichte den Boden mit einem leichten Thud.

Etwas erschöpft atmend, stütze Minho sich auf seinen Knien an. Er fasste an die Wunde an seiner Stirn und betrachtete seine blutigen Fingerspitzen. Es hätte schlimmer kommen können. Die Stille draußen stand im starken Kontrast zu den Sirenen und den Schreien der Infizierten, die durch die Metalltür kaum zu hören waren.

Das Messer in seiner Hand war blutig, er hatte wirklich jemanden getroffen. Später würde er es desinfizieren, jetzt erstmal nutzte er den Schnee auf dem Boden, um es zu säubern. Dann blickte er sich in der Gegend um. Die Sirenen waren offensichtlich ein Alarm gewesen. Die Vordertür war abgeriegelt worden und Minho war sich ziemlich sicher, dass es bei den anderen Türen des Gebäudes nicht anders aussehen würde.

Allerdings würden die unimmunen Wissenschaftler in diesem Komplex sich niemals mit einer Horde Infizierter einsperren. Minho hatte den leisen Verdacht, dass sie evakuiert hatten und er glaubte auch zu wissen, wie und wohin. Avas Worte, sie würden den Durchgang, durch den sie gekommen waren, normalerweise zu einem anderen Zweck nutzen, hatten sein Gedächtnis nicht verlassen.

Minho stand auf und umrundete den Komplex. Etwas weiter den Hang herunter entdeckte er den Ort, von dem aus sie in die Schlucht gestürzt waren. Die Schlucht selbst fiel im ersten Moment nicht auf, doch wenn man genau hinsah, schien sie geradezu herauszustechen.

Er machte sich auf den Weg dorthin und als er am Rand stand, entdeckte er tatsächlich eine große Menschenmenge darin. Jemanden Bekanntes zu finden, war nicht schwer. Zwischen all den weißen Kitteln stach Newt in seinem braunen Pullover reichlich gut hervor. Von da an begann er seinen Abstieg.

Den Rest der Geschichte hatten die Leute um ihn selbst mitbekommen, also brach er dort ab. Die meisten Gesichter zeigten kaum Emotionen, einige Wissenschaftler sahen leicht verstört aus und seine Freunde hatten die unterschiedlichsten Gesichtsausdrücke. Newt runzelte die Stirn, tief in Gedanken.

"Jetzt wisst ihr, wie ich hergekommen bin und es ist naheliegend, wie ihr hier erschienen seid, aber was tun die Infizierten her?", Minho verschränkte seine Arme und wandte sich an Ava. "Das ist allerdings eine sehr gute Frage.", stimmte Aris zu und verengte seine Augen abwartend.

Ava seufzte. "In dem Wald, der uns und auch euer Lager umgibt, finden sich manchmal einige Infizierte ein. Es muss nebenan ein Dorf gegeben hatten, nach dem sie zu suchen scheinen. Wir haben einige Häuser gefunden, aber woher genau die Infizierten immer kommen, wissen wir nicht."

Sie verschränkte ihre Hände und zuckte entschuldigend mit den Schultern, etwas, was sie normalerweise nicht tat. Minho war alles andere als zufrieden damit. "Und Sie dachten nicht, dass es vielleicht wichtig wäre, uns darüber zu informieren? 'Gucken wir mal auf gut Glück, ob sie es merken oder bei einer Attacke draufgehen.'oder wie?"

Ava öffnete den Mund zu einer Erklärung, schloss ihn aber wieder. Minho schnaufte und verdrehte seine Augen. Die Wunde an seiner Stirn machte sich durch einen stechenden Schmerz bemerkbar und Minho hob automatisch seine Hand, ließ sie aber wieder fallen. Das Adrenalin war wohl abgeklungen.

Stattdessen strich er mit dem Handrücken leicht drüber. Sie blutete kaum noch. Sein Blick fiel auf Newt, der zu ihm sah und fragend eine Augenbraue hob. Minho schüttelte leicht den Kopf. Aris trat an ihn heran und schlug ihm gegen den Arm. "Warn uns nächstes Mal, wenn du weggehst."

"Wir dachten schon, du wärst noch im Gebäude eingeschlossen.", fügte Thomas hinzu. Was Minho ja auch fast gewesen war. Er nickte und versprach, nächstes Mal Bescheid zu geben. Sie warteten noch einige Zeit draußen in der Kälte, bis der Durchgang sich öffnete und ihnen signalisierte, dass es sicher war, das Gebäude wieder zu betreten.

Minho folgte der Menschenmenge, noch aufmerksamer und angespannter als zuvor. Er war weit davon entfernt, den Mitarbeitern von WICKED Vertrauen zu schenken.

The Blood RiddleOnde histórias criam vida. Descubra agora