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Ava hastete die Treppen zur Krankenstation herauf, ihren Blick stets auf ihren Pager werfend.

Ava, ich brauche Ihre Hilfe. - Newt

Newt? Wo bist du?

Sind Sie alleine?

Ja.

Kommen Sie zur Krankenstation. Beeilen Sie sich. Aber kommen Sie alleine.

Damit hatten die Nachrichten geendet. Auf weitere Fragen hatte Newt nicht reagiert und Ava hatte sich schnellstmöglich auf den Weg gemacht. Dabei rasten ihr mehr Fragen durch den Kopf, als sie Treppen erklimmen konnte.

Ava gelangte schwer atmend auf das nötige Stockwerk. Nach einer kurzen Verschnaufpause hastete sie die Flüre entlang. Vor dem Eingang zum Krankenzimmer der Glader blieb sie schließlich stehen. Wo konnte Newt nur sein? Ein schneller Blick auf ihren Pager sagte ihr, dass keine neuen Nachrichten eingegangen waren.

Erschöpft lehnte Ava ihre Stirn an die Tür. Sie musste Newt finden. Aber was, wenn die Nachricht gar nicht von Newt kam? Wo hatte er einen Pager gefunden? Dann leuchtete ihr Pager auf.

Rechts.

Ava blickte die rechte Abzweigung herunter und erkannte in der beinahe kompletten Dunkelheit den Umriss einer Gestalt. Warum waren die Leuchtstreifen am Boden überhaupt aus?

In dem Moment sprangen sie an und Ava erkannte auch das Gesicht der Person. "Newt!" Erleichtert atmete sie aus und schritt in seine Richtung.

"Ava." "Wo warst du? Was machst du hier? Bist du verletzt? Weißt du, wo Minho ist?", sprudelten die Fragen nur so aus ihr heraus. Sie war nur noch wenige Meter von Newt entfernt. Er lächelte ihr bedauernd entgegen und tippte etwas auf seinem Pager. "Ich fürchte, ich muss mich entschuldigen."

Sie blieb eine Armlänge entfernt von ihm stehen. "Nein, ich muss mich entschuldigen. Ich wusste nicht, was meine Mitarbeiterin plant und dass du mit hineingeraten bist, war ein dummer Zufall. Es ist nicht deine Schuld, dass du das Gefühl bekommen hast, dich verstecken zu müssen."

"Ich weiß. Das meinte ich aber auch nicht." Er blickte an Avas Kopf vorbei und im nächsten Moment griff jemand von hinten nach ich. Bevor sie überrascht aufschreien konnte, wurde ein Tuch über ihren Mund und ihre Nase geschlagen.

Erstaunt riss sie die Augen auf. Sie erkannte den Geruch. Damit wurden in WICKEDs Operationssaal häufiger Atemnarkosen durchgeführt. Verzweifelt bohrte Ava ihre Finger in den Arm, der das Tuch festhielt und versuchte, nach hinten zu treten, doch ihre Versuche blieben erfolglos.

Sie blickte zu Newt, der entschuldigend den Kopf schüttelte. "Wie gesagt, ich muss mich entschuldigen, aber momentan ist das unsere einzige Option." Er trat einen Schritt näher und beugte sich näher zu Ava. "Aber keine Sorge. Im Gegensatz zu WICKED ist es absolut nicht in unserem Interesse, Ihnen Schmerzen zuzufügen. Bis später." Er winkte ihr zu, bevor Ava ihren Widerstand endgültig aufgab und in Minhos Armen zusammensackte.

Der ließ sie mehr oder weniger gnadenlos auf den Boden fallen. "Ich hätte wirklich gedacht, diese Betäubungsmittel wirken schneller. Ein Glück, dass sie keine langen Fingernägel hat." Er rieb sich den Arm, an dem Ava sich festgekrallt hatte.

Thomas bückte sich zu Ava runter und schlug ihr leicht auf die Wange. "Wie lange wird sie bewusstlos sein?" "Keine Ahnung. Deswegen beeile dich und heb sie auf, wir müssen noch bis zum Bunker kommen."

Thomas nickte und griff der Wissenschaftlerin unter Schultern und Knie. Sie machten sich zu dritt auf den Weg in den Bunker. Newt und Minho überprüften die Flure und Räume, die sie auf dem Weg überqueren mussten. Dann gelangten sie an die Geheimtür.

Auf halbem Weg durch den Tunnel gab Thomas Ava an Minho ab und sah sich etwas genauer um. Er konnte gerade so noch aufrecht durch den schwach beleuchteten Tunnel laufen. Insgesamt stießen sie auf nur eine Abzweigung: Die, die entweder zum Bunker oder zum verschlossenen Raum führte.

An der verschlossenen Tür angekommen, setzte Minho Ava ab und ließ Newt die Tür entriegeln. Die Anzeige an der Tür war beinahe vollständig grün, als eine Mitteilung aufleuchtete.

Daumenabdruck benötigt.

"Wie gut, dass wir sie mitgenommen haben." Minho hob Ava an und legte ihren Daumen an den Scanner. Gespannt sahen die drei Jungen an die Tür. Das letzte Stück grün tauchte auf der Anzeige auf und die Tür glitt lautlos auf. Erleichtertes Aufatmen war zu hören.

Newt betrat den Raum zuerst, dicht gefolgt von Thomas und Minho, der Ava mitzog. Der Raum war nicht sehr groß und leer. Bis auf den Computer, der in der Mitte des Raumes stand und leise vor sich hin summte.

"Bingo." "Ich weiß nicht, was ich gemacht hätte, wenn der jetzt nicht hier drin gewesen wäre. Ehrlich." Minho holte den USB-Stick aus seiner Hosentasche und schaltete den Computer an.

Der Bildschirm leuchtete auf. Willkommen zurück, Doktor Ava Paige. Minho fand den USB-Anschluss und ein Fenster sprang auf. Er klickte auf den Ordner mit dem Programm und öffnete es.

Berechnung durchführen?

Berechnung wird durchgeführt. Voraussichtlich verbleibende Zeit: 17 Minuten.

Das Summen wurde geringfügig lauter. Minho blickte zu Newt und Thomas. Das war ihr Schlüssel zur Freiheit. Und der Schlüssel zur Rettung der Menschheit. Sollte dieses Programm wirklich funktionieren.

Ava regte sich und richtete so die Aufmerksamkeit der drei Jungen auf sich. Stöhnend schlug sie die Augen auf und fasste sich an die Schulter. "Newt? Minho? Thomas?" Verwirrt blinzelte sie den Jungen kurz entgegen, dann schien sie sich an das Geschehene zu erinnern. Sie riss die Augen auf.

"Wo sind wir?" Ihr Blick fiel auf den Computer in der Mitte des Raumes. "Ist das...?" Sie verstummte und blickte verwirrt zu den drei Jugendlichen.

"Willkommen zurück, Doktor Ava Paige.", zitierte Minho den Computer. "In etwa 15 Minuten sollten wir den Schlüssel zum Heilmittel in den Händen halten und Sie haben die Ehre, das live mitzuerleben."

Sie blinzelte. "Aber... Wie? Woher? Wieso habt ihr mir nichts gesagt?" Ava schüttelte den Kopf, sichtlich verwirrt.

"Ihnen? So wie sie uns alles erzählen? Man sagt ja, Vertrauen beruht auf Gegenseitigkeit, aber Ava, Ihnen ist bewusst, dass das Vertrauen zwischen uns und WICKED auf Nichtseitigkeit beruht." Minho verschränkte die Arme, während Newt fragend zu Thomas sah.

"Ist Nichtseitigkeit ein Wort?"
"Bezweifle ich."
"Darum geht es doch gar nicht.", entgegnete Minho.

"Wir erzählen euch alles, wonach ihr fragt.", erwiderte Ava.
"Ach ja? Was passiert dann mit unseren Freunden auf der Krankenstation?"

Ava öffnete den Mund, schloss ihn nach kurzem Zögern aber wieder. Seufzend fuhr sie sich durchs Haar.

"Nun gut, ihr habt Recht, einige Informationen können wir nicht an euch weitergeben. Aber eine solche Entdeckung zu verstecken, ist etwas ganz anderes!"

Minho schüttelte den Kopf. "Sie sind doch hier mit uns, nicht? So gesehen verstecken wir nichts."

Ava seufzte erneut. "Ihr denkt doch nicht wirklich, dass mir egal ist, was mit euch passiert. Ich habe die letzten Tage ständig nach Newt und dir gesucht und ihr wart sie ganze Zeit hier? Ich weiß, dass nach allem, was ihr durchgemacht habt, die Mitarbeiter reichlich herzlos erscheinen und einige sind es auch, aber ich bin genauso interessiert an eurem Wohlbefinden wie an dem Heilmittel."

Kurz blieb es still im Raum. Dann meldete Newt sich zu Wort. "Ich weiß, dass das für Sie stimmt. Aber damit gehören Sie zu der absoluten Minderheit. Nur wir selbst können uns noch vor WICKED retten."

Er blickte Ava in die Augen und nach einer Weile senkte sie den Blick.
Dann gab der Computer einen Ton von sich.
Überrascht drehte Minho sich um. "Jetzt schon? Das waren doch keine 15 Minuten." Er blickte auf den Bildschirm.

Berechnung abgeschlossen. Geben Sie die befugten Personen ein.


The Blood RiddleWhere stories live. Discover now