16

70 4 2
                                    

Im Raum waren jede Menge Wissenschaftler erschienen. Thomas und die anderen wurden rausgeschickt. Davor entschied sich Ava aber noch zu einem Gespräch mit Thomas.

"Du hast etwas womöglich Bahnbrechendes entdeckt, das uns auf jeden Fall helfen wird."
"Wollen Sie mir auch sagen, was das ist?"
"Später. Aber trotz deiner Entdeckung, finde ich es enttäuschend, dass du dich nicht an die Anweisungen gehalten hast."
"Wir haben schon mal gesagt, dass wir uns nicht von Ihnen kontrollieren lassen." Ava seufzte und nickte.
"Das ist richtig. Dennoch ist hier alles genau durchgeplant. Vieles könnte schiefgehen, vom Vertauschen vom Blut bis zur Verfälschung von Ergebnissen. Es ist wichtig, dass wir auf die Arbeit und Ergebnisse unserer Mitarbeiter vertrauen können."                                                                    Mit diesen Worten verließ sie den Raum.


Thomas saß auf seinem Bett und beobachtete die Diskussion zwischen Minho und Harriet.
"Wir werden doch eh nichts von den Ergebnissen erfahren, selbst wenn wir helfen."
"Das könnte stimmen. Dennoch sollten wir uns darauf einstellen, nicht? Wir haben ein Recht darauf, die Ergebnisse zu kennen."
Minho schnaufte. "Recht? Denkst du, diese Leute interessiert sowas?"
Er stand auf und verschränkte seine Arme. Harriet lenkte ein. "Ich sehe es ja ein. Glaub mir, du bist nicht der Einzige, dem das alles hier nicht gefällt."

"Mich fasziniert, dass ihr so interessiert an den Ergebnissen seid.", unterbrach Jorge.                         "Mich interessiert eigentlich nur, was das für uns und den Rest der Menschheit bedeutet. Mit den Erklärungen werde ich ohne eine medizinische Ausbildung wahrscheinlich nicht viel anfangen können.", erklärte Sonya. Lizzy. Thomas wusste nicht, wie er sie nennen sollte.

"Der Rest der Menschheit ist mit mittlerweile praktisch egal. Es wäre nur gut zu wissen, ob das, was hier getan wird, überhaupt etwas bringt." Minho ließ sich wieder auf sein Bett fallen. Insgeheim stimmte Thomas ihm zu. Was von der Menschheit übrig geblieben war, schien sowieso kaum noch rettbar.


Ava erschien an dem Tag nicht mehr. Auch die restlichen Wissenschaftler waren nirgends zu sehen. Es gab mehrere denkbare Gründe. Entweder, sie hatten sich getäuscht und mussten wieder dort weitermachen, wo sie angefangen hatten, oder ihnen war tatsächlich der Durchbruch gelungen und die Wissenschaftler verloren ihren Verstand darüber.

Thomas brachte die Aussicht, möglicherweise Entdecker eines wesentlichen Puzzleteils für das Gegenmittel zu sein, keine so große Freude, wie er sich erhofft hätte. All die Leute, für die es längst zu spät war, hatten nichts davon. Seine Freunde und er hatten bereits an dem gesamten Experiment teilgenommen und die meisten von ihnen nicht überlebt.

Hätte es Theresa gefreut, dass er möglicherweise die Lösung gefunden hatte? Theresa. Seit er wieder bei WICKED war, hatte er nicht mehr an sie gedacht. Seine Wunden waren noch lange nicht verheilt, doch es war so viel passiert, dass seine Gedanken durch und durch damit beansprucht waren. Jetzt allerdings fragte er sich, ob WICKED ihnen noch etwas verheimlichte. Gab es Hoffnung, dass sie noch am Leben war?

Jetzt wollte Thomas seine Freunde noch mehr sehen. Er sollte Ava darauf ansprechen. Wobei dies wahrscheinlich nicht gerade der beste Moment war. Minho sprach unerwartet. "Ich gehe kurz Newt besuchen, kommt jemand mit?" Thomas und Lizzy schlossen sich ihm an.


Newt saß mit leerem Blick hinter der Glasscheibe. "Denkt ihr, wir dürfen rein?" Lizzy rüttelte an der Tür, doch die war verschlossen. "Ich habe nichts anderes erwartet.", konstatierte Minho. Er ging an einen der Tische und betätigte kurzerhand einen Knopf. "Newt, kannst du uns hören?"

Thomas beobachte gespannt, wie Newt seinen Kopf zur Seite wandte und dann leicht nickte. "Du glaubst nicht, wie froh wir darüber sind." Lizzy ließ sich auf einen Stuhl fallen. Newts Mundwinkel zogen sich kaum merkbar hoch. Beinahe sah er wieder aus wie früher.

"Ich bin des Hörens noch fähig, mein Verstand ist das geschädigte hier." Er tippte sich gegen die Schläfen. "War das gerade ein Witz? Shank, du bist gar nicht so  hoffnungslos verloren, wie du denkst." Minho klang stolz, was Thomas überraschte. Sollte es vielleicht nicht, tat es aber.

Newt deutete ein Grinsen an. "Immerhin." Thomas beugte sich ebenfalls zum Tisch herunter und entdeckte ein Mikrofon. Er wollte auch etwas sagen, aber ihm fiel nichts ein. Schließlich konnte er Newt schlecht fragen, wie es ihm ging, die Frage beantwortete sich von selbst. Vielleicht konnte er einfach das aktuellste Ereignis erwähnen.

"Stell dir vor, wir haben gestern an dem Rätsel gearbeitet, als ich einen möglichen Durchbruch erreicht habe." Minho schnaufte belustigt. "Kauf ihm das nicht ab, der Idiot hier hat bei Weitem mehr Glück als Verstand. Aber ja, die Wissenschaftler haben nahezu menschliche Gefühle gezeigt, als sie seine sogenannte Arbeit sahen."

Newt nickte zwar, wirkte aber abwesend. Minho sah zu Lizzy, die den Blick besorgt erwiderte. Sie schaltete das Mikrofon ab. "Ich glaube, wir sollten bald wieder  gehen, sonst überfordern wir ihn." Thomas nickte und Minho senkte den Blick.

"Er ist wirklich weit von 'in Ordnung'entfernt." Er setzte sich auf einen Stuhl neben Lizzy. Thomas sah wieder zu Newt, der verloren in die Gegend sah. Kurzerhand aktivierte Thomas das Mikrofon wieder.

"Wir sprechen uns bald wieder, in Ordnung?" Newt zeigte zunächst keine Reaktion, dann lächelte er leicht. "Darauf zähle ich, Tommy. Bring Lizzy und Minho wieder mit."                             "Werde ich. Bis bald." Er deaktivierte das Mikrofon und wandte sich seinen Freunden zu. "Ich denke, für ihn besteht noch Hoffnung."


An diesem Abend aßen sie gemeinsam an einem großen runden Tisch, als Ava den Raum betrat. "Glückwunsch. Wir haben zwar nicht den ultimativen Durchbruch erreicht, doch wir sind der Lösung des Rätsels um Einiges näher gekommen. Auch wenn du nicht unseren Anweisungen gefolgt bist, hat deine Arbeit uns geholfen, einige unbeantwortete Fragen zu klären."

Den letzten Satz hatte sie an Thomas gerichtet, der kauend zu ihr sah. Ava schüttelte leicht den Kopf. "Ich werde eine Präsentation vorbereiten, um euch alles besser erklären zu können. Kommt morgen früh um acht in diesen Raum." Sie deutete auf einen Raum auf dem Plan an der Wand und verabschiedete sich dann.


Der Raum, den Thomas und seine Freunde am nächsten Morgen betraten, war abgedunkelt. Ein Projektor projizierte ein Bild an die Wand. Thomas achtete nicht weiter darauf, sondern suchte sich einen Sitzplatz. Bis auf ihn waren noch seine Begleiter, Ava und drei weitere Wissenschaftler im Raum. Ava klatschte in die Hände.

"Guten Abend. Wie versprochen, haben wir eine Präsentation zusammengestellt, um euch alles leichter verständlich machen zu können." Sie tippte auf das Bild und es veränderte sich. Thomas war gespannt auf die Erklärungen und er sah, dass es seinen Freunden ähnlich ging. Ava räusperte sich und zog ihre Gummihandschuhe aus. "Lasst uns beginnen."

The Blood RiddleWhere stories live. Discover now