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Minho blickte auf das Notizbuch. Dann zu Newt.
"Du willst bitte wen finden?"
"Keisha.", antwortete Newt ungerührt.

"Nein, also das habe ich schon verstanden, aber wer ist das?"
Der blonde Junge ihn gegenüber schüttelte den Kopf.

"Ich weiß es nicht genau. Das meiste habe ich aus dem Buch. Du weißt, wie unzuverlässig meine Erinnerungen gerade sind. Viel kann ich dir zu ihr nicht sagen. Nur, dass sie und Dante sich nach Familie anfühlen."

Er zögerte und ließ das Buch sinken. "Oder es zumindest mal taten. Ich habe sie damals kennengelernt, nachdem ich euch diesen Zettel hinterlassen habe. Tatsächlich bin ich damals von selbst gegangen. Erst später bin ich in den Crankpalace geraten, schon mit Keisha und ihrem Sohn Dante zusammen."

Minho runzelte die Stirn, unterbrach Newt aber nicht. "Wir haben...aufeinander aufgepasst, könnte man sagen. Eines Tages bekam Keisha scheinbar eine Nachricht von ihrem Bruder, dass er und ihre Tochter noch am Leben waren, was sie nicht gewusst hatte. Sie wollte sie finden.

Einige Zeit, nachdem ihr mich besuchen gekommen wärt und mitnehmen wolltet, haben wir uns mit einer Gruppe Cranks auf den Weg gemacht. Kurz gesagt, haben wir ihren Bruder und ihre Tochter gefunden, allerdings mussten unsere Wege sich bald darauf trennen.

Ich stand wirklich nah am Rand zum absoluten Wahnsinn. Aber Keisha...ich glaube, sie war immun. Als wir uns kennenlernten, behauptete sie etwas anderes, wahrscheinlich, weil sie es selbst nicht besser wusste. Jedenfalls verabschiedeten wir uns voneinander."

Newt fuhr sich über seine Augen und runzelte verwirrt die Stirn beim Anblick seiner nassen Hände.

"Ich erinnere mich kaum an Personen. Aber mein Unterbewusstsein scheint mehr zu wissen als ich. Vielleicht sind gewisse Emotionen auch einfach viel tiefer gespeichert."

Minho betrachtete ihn von der Seite.
"Du willst also eine Frau finden, von der du nicht weißt, wo sie ist und ob sie noch lebt? Mit keinerlei Mitteln, um eine erfolgreiche Suche zu starten? Während wir nicht mal genau wissen, wo wir eigentlich sind?"

Newt lachte auf. "Abgesehen von dummen Fragen habe ich noch dümmere Ideen."
"Da ist was dran.", stimmte Minho zu. Der blonde Junge drehte das Notizbuch in seinen Händen hin und her.
"Also...hilfst du mir?"

Der Asiate antwortete erst nach einer Pause, die langsam unangenehm wurde. "Du, shank, bist ein kompletter Vollidiot, weißt du das eigentlich?" Newt zog eine Augenbraue hoch, antwortete aber nicht. Genervt stöhnte Minho auf.

"Natürlich helfe ich dir. Das letzte, was ich tun werde, ist dich schon wieder alleine auf irgendwelche Abenteuerreisen zu lassen, die du für nötig hältst. Das endet in der Regel nicht gut."

Er blickte zu seinem Freund, der ihm im Schein der Taschenlampe zum ersten Mal seit Monaten ein aufrichtiges Lächeln schenkte.

"Danke. Allerdings bist du in der Hinsicht nicht viel besser, schließlich solltest du gerade getötet werden, weil du deine Nase überall hineinsteckst, nicht ich."

"Ausnahmsweise." "Hey, also, ich weiß, dass mein Gehirn nicht gerade zuverlässig bist, aber ich würde das in keiner Hinsicht als Ausnahme bezeichnen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich der vernünftige unter uns beiden bin."

"Wer hat dir das denn gesagt?" Newt zog zur Antwort seine Augenbrauen hoch und warf Minho einen verurteilenden Seitenblick zu. "Nur so ein Gefühl."

Kurz herrschte Stille in dem Bunker. Plötzlich zuckte Newt zusammen und hob den Kopf an.

"Hörst du das?"
"Was genau?"
"Das Surren."

Minho lauschte angestrengt und hörte nach einiger Zeit tatsächlich ein leises Geräusch aus der Ferne. Es schien näher zu kommen.

The Blood RiddleWhere stories live. Discover now