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Aris wurde zu den anderen zurückgeschickt, um mit ihnen nach einem USB-Stick zu suchen, auf den man das Programm ziehen konnte. Als er zurückkam, war es schon fast Morgen.

"Okay, das sollte in drei Minuten fertig sein. Newt, Minho, verliert die Karte nicht, wir müssten sie bei Gelegenheit wieder zurücklegen."

"Für wen hältst du uns? Keine Sorge, wir passen schon auf. Heute Nacht wieder hier? Wie spät ist es?", erkundigte sich Minho. "Fast um fünf. Wie wäre es mit halb drei?" "Bekommen wir hin. Ihr findet uns dort, wo Thomas uns vorhin gefunden hat."

"Viel Erfolg." Sonya reichte den beiden die Mitarbeiterkarte von Doktor McLain und den Stick. "Lasst euch nicht erwischen."

"Natürlich nicht. Bis morgen!" Damit machten Newt und Minho sich auf den Weg zurück in ihr Versteck. Sonya, Thomas und Aris schlichen sich zurück in ihre Zimmer, wo der Rest bereits wieder schlief.

"Ich hoffe, niemand kommt auf die Idee, uns in einer Stunde wieder zu wecken." Aris ließ sich mit dem Gesicht voran auf sein Bett fallen und Thomas tat es ihm gleich.


Zwei Stunden später wurde die Suche nach den beiden verlorenen Jungen wieder fortgesetzt, was Aris beinahe zum Weinen brachte. Thomas teilte seine Gefühle, auch er hätte noch ein paar Stunden geschlafen.

Obwohl die Freunde jetzt wussten, dass sowohl Minho als auch Newt in Ordnung waren, setzten sie die Suche engagiert fort. Gegen Abend war das gesamte Gebäude abgesucht worden, auch die umliegenden Kilometer sind nicht verschont geblieben. Die Stimmung sank zunehmend.

Ava Paige rieb sich erschöpft übers Gesicht, sichtlich übermüdet. "Ich fürchte, das wird nichts mehr. Wir lassen die Sicherheitskräfte weitersuchen, aber alle anderen kehren bitte zu ihren gewöhnlichen Aufgaben zurück."

Sie lächelte kurz angestrengt in die Runde, dann rauschte sie auch wieder davon. Aris sah ihr mit hochgezogenen Augenbrauen hinterher. "Sieht so aus, als hätte sie noch weniger geschlafen als wir. Mein Bett wartet auf mich, habt ihr den Wecker schon gestellt? Ja? Super. Gute Nacht!"


Auch in dieser Nacht schlichen sie sich zu dritt auf die Krankenstation. Thomas zögerte, bevor er die Tür öffnete, teils, weil er nicht wieder auf den Boden geschmissen werden konnte.

"Bitte schlagt mich nicht.", flüsterte er, als er die Tür öffnete. "Keine Sorge, so spaßig es auch wäre, so gewalttätig bin ich nicht. Da solltest du dich eher vor Newt in Acht nehmen, der ist in letzter Zeit zu schadenfreudig.", antwortete Minho aus dem Dunkeln.

Sie traten ein und schlossen die Tür hinter sich. Zwei Taschenlampen wurden angeschaltet. "Schlechte Neuigkeiten. Die Karte ist auch nicht autorisiert. Außerdem sind alle ihre Berechtigungen mittlerweile gesperrt, wir haben sie eben nochmal ausprobiert."

Enttäuscht nahm Thomas die Karte entgegen. "Wenn selbst diese Karte nicht reinkommt, dann kann hinter der Tür eigentlich nur dieser Computer stehen." Sonya nickte zustimmend. "Und die einzige Karte, mit der man Zutritt erhält, ist die von Ava Paige."

Thomas hob eine Augenbraue, woraufhin Sonya erwiderte: "Logischerweise. Wenn nicht ihre Karte, welche soll sonst solche Berechtigungen haben? Wahrscheinlich wurden die nur an Eliten wie sie erteilt."

"Macht Sinn." Aris seufzte schwer. "Was machen wir jetzt? Ihre Karte stehlen, die sie immer im Inneren ihres Laborkittels trägt, den sie praktisch nie ablegt und die auch noch zusätzlich durch ein Magnetschloss gesichert ist, das nur deaktiviert wird, wenn der Schlüssel, den sie als Halskette trägt, in unmittelbarer Nähe ist?", schlug Newt sarkastisch vor.

"Woher weißt du das alles?" "Stell keine dummen Fragen, Thomas. Ist das nicht Minhos Aufgabe? Ich habe die letzten zwei oder so Monate in ihrer unmittelbaren Nähe verbracht, sowas bekommt man mit."

Sonya überlegte kurz. "Also brauchen wir nicht nur die Karte, sondern auch die Halskette? Wie machen wir das?" Sie blickte abwartend in die Runde.

"Moment. Momentchen mal. Ihr habt das ernst genommen? Ihr wollt ihr diese beiden Dinge vor der Nase wegstehlen? Dafür müsstet ihr sie praktisch zusammenschlagen und irgendwo festbinden." Newt sah sie nacheinander an. Seine Augenbrauen wanderten zunehmend in die Höhe. Leise stöhnend schlug er sich die Hand vor die Stirn.

"Blutige Hölle, ich habe euch gerade auf noch eine Idee gebracht, oder?" Aris schnaufte belustigt. "Ich meine, ganz Unrecht hast du damit nicht. Allerdings wüsste ich nicht, wie wir das unauffällig hinbekommen sollten."

"Wie wäre es, wenn wir sie hierherlocken, irgendein Betäubungsmittel einsetzen und sie dann mit uns zu der Tür tragen? Wenn sie hier aufwacht, sind wir schnell geliefert, dann sperrt sie die Karte schneller, als wir sie an den Scanner halten können." 

Minhos Vorschlag wurde kurz abgewogen und fand Zustimmung. "In den Laboren steht sicherlich genug Betäubungsmittel, Brenda sollte sich auskennen. Im Notfall müssen wir sie eben so überwältigen. Die Frage ist, wie wir sie alleine hierherlocken." Sonya blickte zu Newt, der innerlich das Wort Wahnsinn neu zu definieren schien.

"Als Stimme der Vernunft, die ich hier zu sein scheine, möchte ich nur kurz anmerken, dass das ein reichlich wahnsinniges Unternehmen ist. Nur für's Protokoll. Als Teil dieses wahnsinnigen Teams habe ich einen Vorschlag. Dafür müsst ihr mir aber eines dieser Geräte beschaffen, über das sich die Mitarbeiter innerhalb des Gebäudes Nachrichten schicken. Außerdem bräuchten wir Zugriff auf die Überwachungskameras. Ich nehme an, ihr habt dort sowieso schon etwas gemacht? Sonst wäre es sehr riskant gewesen, unverkleidet auf die Station zu kommen."

Sonya nickte zustimmend. "Harriet und Jorge haben eine Dauerschleife eingespielt, als alle mit der Suche beschäftigt waren und ihnen kurz der Raum überlassen wurde. Das Personal dort ist gerade auf nur eine Person reduziert."

"Sehr gut. Dann hört her."


Zwei Tage nach diesem nächtlichen Treffen dämmerte es bereits, als Ava Paige aus ihren Gedanken gerissen wurde. Newt und Minho wurden seit vier Tagen vermisst und noch immer keine Spur von ihnen. Stattdessen hatte jemand Doktor McLains verlegte Mitarbeiterkarte gefunden, die halb unter einen Schrank gerutscht war.

Das brachte sie bei der Suche aber nicht weiter, vor allem, da sowohl aus der jungen Mitarbeiterin als auch aus dem Sicherheitsbeauftragten nichts Nützliches herauszuziehen war. Ava konnte ihren Schlaf in den vergangenen Tagen an beiden, wenn nicht sogar nur an einer Hand abzählen.

Vielleicht dachte sie deswegen zunächst, sie würde sich die Nachricht einbilden. Doch auch nach einigem Blinzeln stand sie noch immer auf ihrem Pager, gesendet von einem nicht eingespeicherten Gerät.

Ava, ich brauche Ihre Hilfe. - Newt

The Blood RiddleWhere stories live. Discover now