„Das werde ich."

◇◇◇◇◇◇◇

Ich war immer das einzige Mädchen gewesen, die sich nie ihre Hochzeit ausgemalt hatte. Anders wie meine beste Freundin Diana. Sie hatte schon mit fünf Jahren von Prinzen und Kleidern geschwärmt. Ich hatte mich für so etwas nie interessiert. 

Heute zog ich selbst mein Kleid aus weiß an. Das Kleid, was man nur einmal in seinem Leben anziehen würde - an dem wohl wichtigsten Tag des Lebens. Man ging den Bund für die Ehe ein und dass das John West sein würde, hätte ich für unmöglich gehalten. Genauso wenig wie das Leben, das in meinen Bauch heranwuchs. 

Ich betrachtete mich im Spiegel und legte meine Hand auf meinen Bauch. Man konnte noch nichts sehen, aber ich spürte, dass dort Leben wuchs. Kurz nachdem John mir einen Antrag auf seinem Segelboot gemacht hatte, wurde ich schwanger und zum glücklichsten Menschen der Welt.

„Du siehst wunderschön aus", sagte eine vertraute Stimme. 

Ich erkannte meine beste Freundin Diana im Spiegel.

„Ist sie eine Prinzessin?"

Ich drehte mich um und erkannte die vierjährige Ava, Diana's und Grayson's Tochter. Sie blickte mich mit ihren großen blauen Augen staunend an. Diana hatte ihr einen süßen Zopf geflochten und das Kleid, das sie anhatte, sah zuckersüß aus. Sie würde das Blumenmädchen sein. Ava war so schnell groß geworden. Die Zeit verging wie im Flug.

„Und? Aufgeregt?", fragte Diana grinsend. 

Ich nickte nervös. „Und wie."

„Keine Sorge, das war bei mir auch so. Das ist normal."

„Wie lange habe ich noch?"

„Zehn Minuten."

Ich atmete tief aus, um mich zu beruhigen. 

„Sind schon alle da?", fragte ich.

Diana nickte. „Ja, Grayson hat gesagt, dass gerade alle Platz nehmen. Riley ist noch nervöser als du. Grayson musste sie stoppen, bevor sie das ganze Buffett aufessen konnte."

Ich lachte. Riley war vor ein paar Wochen den Tränen nahe gewesen, als ich sie gefragt hatte, ob sie mich zum Altar begleiten wollen würde. Ich hatte keinen Dad mehr, den hatte ich nie gehabt und Mom konnte offensichtlich nicht kommen. Es war mir eine Ehre, dass meine Tante mich begleiten würde.

Diana und Tiana hatte ich als meine Trauzeugen ausgewählt. John's Trauzeugen waren Hakeem und Grayson. 

„Ich bin so stolz auf dich, Brooke. Ich hätte nie gedacht, dass wir beide mal hier stehen würden", gab Diana zu. „Um ehrlich zu sein, hätte ich nicht gedacht, dass du älter als 19 wirst." Sie presste die Lippen zusammen. „Tut mir leid, dass ich das gesagt habe."

Ich schluckte. „Ist schon okay. Jetzt sind wir hier."

Sie nickte und wir umarmten uns so lange, bis Tiana ins Zimmer kam und sagte, dass es losging. 

Wir traten aus John's und meinen Apartment. Auf der Straße parkte eine schicke Limousine. Sie gehörte meinem Cousin TJ, doch es stieg John's Onkel Logan aus. 

„Dein Cousin hat mir die Ehre überlassen, dich zu deinem zukünftigen Ehemann zu fahren." Logan strahlte über's ganze Gesicht. 

Ich lächelte. Logan und ich waren in den letzten Jahren sehr zusammengewachsen. Genauso wie Aria und ich. Wir waren jetzt eine Familie. Aria wohnte bei John und mir, aber gerade war sie bei ihrem Bruder, um ihm Halt zu geben. Sie würde mit Ava zusammen Blumen streuen. 

„Mylady?" Logan öffnete die hintere Türe und half mir hinein. Mein Kleid war so groß, sodass ich es gerade noch schaffte, durch die Türe zu passen. Diana, Ava und Tiana stiegen auf der anderen Seite ein. 

Und dann ließen wir South Boston hinter uns. 

◇◇◇◇◇◇◇

Die Zeremonie würde am Strand stattfinden. Das war der perfekte Ort. 

„Bist du bereit?", fragte mich Riley.

Ich atmete tief ein und aus. „Das bin ich." Ich hakte mich bei ihr unter und wir stellten uns bereit.

Die Musiker setzten ihre Bögen an die Geigen und der Klavierspieler begann zu spielen. Der Wind vom Meer wehte in mein Gesicht, als wir vorliefen. Alle Gäste drehten sich um und Ava und Aria begannen die Blumen zu streuen, als ich mit Riley zusammen vorlief. 

Diana hatte alles vorbereitet und organisiert. Hübsche Blumen schmückten die Stühle, auf denen unsere Freunde und Familien saßen. Ich erkannte Carter Malone und Jayden Edwards, sowie auch Tiffany und Staisy. Ich hatte ihnen allen vergeben. Man konnte die Vergangenheit nicht ändern, sondern nur die Zukunft. Für Hass war in meiner Welt kein Platz mehr.

Hinten in einer Ecke saß Zhad. Er zwinkerte mir zu. Ebenfalls in der letzten Reihe saß Michael Forbes, der mich anlächelte. In der Mitte saßen Freunde aus John Basketballteam und aus seiner Nachbarschaft. Vorne saßen Diana und Grayson, die mich voller Wärme ansahen. Tiana und Hakeem saßen neben ihnen. Abigail und Nova saßen ebenfalls ganz vorne. Sie hielten ihre Hände und lächelten mich an. Logan, TJ und Royalty saßen auf der andere Seite. 

Und dann konnte ich ihn erkennen. Den Jungen meiner Träume. Da stand er und schenkte mir das wunderschönste Lächeln der Welt. 

Wir hatten uns dazu entschlossen keine Schuhe zu tragen und so lief ich barfüßig über den warmen Sand. 

Als wir vorne angekommen waren, ließ Riley mich los und setzte sich neben ihre Enkelin. John hielt mir die Hand entgegen. Ich legte meine in seine. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Seine Anwesenheit sorgte dafür, dass ich vor Aufregung nicht durchdrehte. Hätte mir jemand gesagt, ich würde mit 22 Jahren barfüßig an einem Strand die Liebe meines Lebens heiraten, hätte ich ihn ausgelacht. 

„Wir sind heute alle hier zusammengekommen, um Brooke Jordan und John West zu trauen", begann der Standesbeamte.

Wir nahmen unsere Hände und sahen uns versonnen an.

„John - Ihre Worte."

„Ich bin so glücklich dich gefunden zu haben, Brooke. Durch dich habe ich gelernt, was ich im Leben wirklich will und was mir wichtig ist. Wir kommen aus zwei unterschiedlichen Welten und doch sind wir wie füreinander gemacht." Er warf einen lächelnden Blick auf meinen Bauch und sah mir dann tief in die Augen. „Ich verspreche dir, der beste Ehemann und der beste Vater der Welt zu sein. Ihr beide werdet immer an erster Stelle kommen. Ich lebe und sterbe für euch. Das schwöre ich dir."

Ich war den Tränen nahe. Er hatte mich dermaßen gerührt, dass ich nicht anders konnte, als aufzuschluchzen. 

„Brooke - Ihre Worte."

Ich lächelte. Ich hatte mir lange überlegt, was ich sagen wollte, aber immer wenn ich einen Stift ans Papier setzen wollte, war mir nichts eingefallen, weil einfach keine Worte dem gerecht werden konnten, was ich für John empfand. Ich war letztendlich zu dem Entschluss gekommen, dass ich einfach aus dem Herzen heraus sprechen würde.

„John, du warst für mich wie eine Sternschnuppe am Himmel. Du bist einfach so in meiner Dunkelheit aufgetaucht und ich war so überrumpelt, dass ich anfangs gar nicht wusste, was ich mir von dir wünschen oder erhoffen sollte, aber jetzt weiß ich, dass alles was ich gebraucht habe immer nur du warst. Du bist der hellste Stern an meinem Himmel."

Aus seinem Auge kullerte eine Träne und er sah mich überglücklich an. Im Hintergrund hörte ich Riley und Diana weinen.

„John West?" Der Standesbeamte sah zu ihm. „Möchten Sie Brooke Jordan zu Ihrer Ehefrau nehmen?"

„Ja, ich will."

„Brooke Jordan?" Der Standesbeamte wendete sich mir zu. „Möchten Sie John West zu Ihrem Ehemann nehmen?"

„Ja, ich will. Bis der letzte Stern erlischt."






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