Kapitel 41

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J O H N 
W E S T

Ich sah die ganze Zeit nur Ivy's Gesicht vor mir. Das Mädchen, das ich wie meine kleine Schwester angesehen hatte. Die, die scheinbar nicht viel Selbstvertrauen hatte. Diejenige, die die Kunst liebte und scheinbar keiner Fliege etwas zur Leide getan hätte. Ich konnte es nicht fassen. Ich fühlte mich betrogen und hintergangen. 

Brooke's Hand auf meiner Schulter gab mir die nötige Kraft, um nicht auszurasten. Ich zitterte wie Grayson. Ich hatte Michael Forbes nicht geglaubt, bis Brooke ihren Mund aufgemacht hatte. Brooke log nicht. 

„Und was ist jetzt mit Madison?", fragte Diana, die Ivy von uns allen am wenigsten gekannt hatte. Das war wahrscheinlich der Grund warum sie zuerst die Sprache wiedergefunden hatte. 

Michael schluckte und schaute zu Boden. 

„Was ist?", hakte Diana nach. „Was ist mit ihr?" Sie wurde immer nervöser und aufgebrachter. Ich wusste, wie sehr Diana und Madison sich während Diana's Schwangerschaft nahe gekommen waren. Madison hatte Diana unterstützt, obwohl sie früher Feinde in der Fitzgerald gewesen waren. Nun waren die zwei unzertrennlich. „Reden Sie!"

„Sie - sie ist... tot. Sie hat es nicht geschafft."

Ich hatte das Gefühl, dass die Welt zum Stillstand kam. Ich nahm nichts mehr wahr. Ich hatte nur diesen Tunnelblick und mein Kopf begann zu schmerzen. Erst dann realisierte ich, dass ich nach Luft keuchte und mein Gehirn nicht mehr mit Sauerstoff versorgt wurde. 

Brooke rief meinen Namen und nach ein paar Sekunden hatte ich mich wieder gefasst. Grayson und Diana waren zu Boden gesackt, Riley schüttelte fassungslos den Kopf und TJ presste die Lippen zusammen. Diana schrie und schlug um sich. Sie weinte bitter und verschluckte sich an ihren eigenen Tränen, während sie immer wieder „Wie?!" und „Warum?!" schrie. 

„Es tut mir so leid. Ich war gerade dabei, sie zu retten, als Ivy sie erschießen wollte", erklärte Mr Forbes hilflos und voller Reue in den Augen. „Wir sind geflohen, aber wir haben es nicht rechtzeitig zu meinem Auto geschafft. Ivy hat sie getroffen."

Ivy hat Madison getötet...

Das klang wie in einem schlechten Psychothriller oder einem unlogischen Krimi. Das durfte, das konnte nicht wahr sein. Wie war Ivy dazu in der Lage gewesen? Selbst wenn sie uns alle angelogen hatte, sie die verstoßene Tochter von Jake Cruise war und eine Kriminelle bei CRUISE war, wäre sie doch niemals in der Lage gewesen Madison zu töten. Das Mädchen, das sie seit ihrer Kindheit kannte. Madison war damals diejenige gewesen, die uns als einzige von den reichen Kids auf der Fitzgerald aufgenommen hatte. Sie hatte uns nicht mit gerümpfter Nase angesehen. Madison war Ivy's erste Freundin gewesen. Wie hatte Ivy so etwas tun können? Wie? Warum? Das alles war zu viel für mich. Es war, als hätte mich ein Tsunami überrumpelt. 

Die einzige Erklärung für Ivy's Tat war, dass sie wirkliche eine wahrhaftige Psychopathin war. Ein gefährlicher Mensch mit zwei Gesichtern und zwei Leben. 

Mein Herz krampfte schmerzhaft. Brooke hielt mich in einer festen Umarmung und wiegte mich leicht hin und her, während sie mir den Rücken streichelte. Ich klammerte mich an sie. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass Madison einfach weg war. Ich würde niemals mehr ihr provozierendes Grinsen sehen, ihre ehrliche Art und ihre Leidenschaft sich für Dinge einzusetzen, erleben. Nie mehr würde ich in der Gegenwart von diesem unabhängigen und einzigartigen Menschen sein. Für sie hatte Geld nie eine Rolle gespielt, sie hatte die Menschen gesehen und nicht die Fassade. Madison wollte aus den Fängen ihrer Eltern entkommen. Sie war unschuldig gewesen. Alles, was Madison im Leben gewollt hatte, war ihr eigenes kleines Restaurant zu eröffnen, Hakeem zu heiraten und eine Familie mit ihm zu gründen. 

Hakeem... Was sollten wir ihm nur sagen? 

„Kurz bevor sie ging, waren ihre letzte Worte an einen Jungen gerichtet. Ich soll sie ihm überbringen", erklärte Mr Forbes, der seine Tränen nun auch nicht mehr stoppen konnte. 

Es würde Hakeem zerstören. Madison war die Liebe seines Lebens gewesen. Ich hatte geglaubt Brooke verloren zu haben, aber ich hatte immer die Hoffnung gehabt, dass sie irgendwo da draußen war. Ich hatte mich an jede Spur geheftet. Hakeem konnte das nicht tun, denn Madison war wirklich tot. 

Ich fragte mich, ob ich das je verarbeiten würde oder ob ich das alles jemals realisieren würde. 

Manche Geschichten verdienten kein Happy End...

◇◇◇◇◇◇◇

Das zweite Kapitel!

Ich entschuldige mich jetzt schon mal für den Herzschmerz, aber es muss leider sein.

Es geht weiter...⏩

NEW YORKS HIGH SOCIETYWhere stories live. Discover now