Kapitel 15

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R A C H E L
J O R D A N

„Miguel, ich habe gesagt, dass du sie auf sanfte Weise zu mir bringen sollst!", sagte eine wütende Stimme, die den Raum beherrschte.

Es war Riley's Stimme...

Dann nahm mir vorsichtig jemand den Sack vom Kopf und ich blickte in das Gesicht meiner Schwester.

„Fall dieses Mal bitte nicht in Ohnmacht", lächelte sie.

Wie in Trance ließ ich mich in ihre Arme fallen. Ich wollte, dass dieser Moment wahr war und es kein Traum war. Riley roch noch genau wie damals. Ich vergrub mein Gesicht in ihrer Schulter und zum ersten Mal seit 18 Jahren heulte ich unkontrolliert. Ich wusste gar nicht mehr wie sich das anfühlte. Tränen strömten über mein Gesicht und ich krallte meine Finger in ihren Rücken. Dann sah ich auf und hielt sie vor mich. Entgeistert starrte ich sie an. Ich war wie vom Schlag getroffen. Ich konnte nicht mehr klar denken und ich hatte Mühe stehen zu bleiben, anstatt umzukippen. Der Inhalt meines Magens drehte sich um und mein Herz schmerzte. Ich hielt ihr Gesicht zitternd in meinen Händen. „Das - das kannst nicht - nicht du - du sein. Du bist - bist tot. Wie - wie kann das - das nur sein?"

„Das Schicksal ist eine kleine Bitch und sie hatte wohl Mitleid mit mir", schluchzte Riley und lächelte mich warmherzig an.

So war sie, wie ich sie kannte, aber ich konnte es immer noch nicht glauben. „Nein, du - du bist tot. Ich - ich träume."

„Nein", schüttelte Riley den Kopf und fuhr mir über die Wange, um meine Tränen abzuwischen. „Ich bin es - Riley. Ich lebe."

Ich konnte nicht anders und fiel ihr nochmal in die Arme. Ich lebe... Das konnte nicht sein. Ich verlor hier drin meinen Verstand. Ich weinte ihre Schulter voll und ich fühlte mich so verletzlich und schwach. 18 Jahre habe ich gedacht, sie sei tot. Ich habe meine Schwester verloren und das irgendwann akzeptiert. Ich löste mich wieder von ihr und starrte in ihre Augen, dem vertrautesten Ort der Welt. „Wie?", brachte ich hervor. „Jake - er - " Ich stockte. Ich war zu schwach, um dieses Wort auszusprechen.

„Das hat er - beinahe", erklärte Riley mit einem schmerzerfüllten Blick. „Woher weißt du das? Jake hat alle glauben lassen, es sei Dwayne gewesen."

„Er hat es mir erzählt, kurz bevor ich vor der Polizei in Boston fliehen musste", schluchzte ich und starrte sie noch immer geschockt an. Ich konnte nicht fassen, dass meine kleine Schwester tatsächlich lebendig vor mir stand. Sie war kein Geist, keine Halluzination... Sie war echt! Riley lebte!

Sie sah mich mitleidig an und strich mir sorgvoll eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Davon habe ich gehört. Der Wichser hat dir dein Leben genommen."

Tränen quollen aus meinen Augen, als ich kurz wieder geglaubt hatte mich unter Kontrolle zu haben, doch dem war nicht so. Nicht im Geringsten. Für 18 Jahre dachte ich, dass Riley tot war und für ein Jahr musste ich mit dem Gedanken leben, dass es meine Schuld war, dass sie tot war, als Jake mir gesagt hatte, dass er meine Schwester nur getötet hatte, weil sie schon immer meine Schwachstelle gewesen war.

„Beruhig dich", flüsterte Riley und nahm mich in den Arm.

Die anderen waren aus der Zelle verschwunden. Wahrscheinlich hatte Riley sie mit einem Handzeichen weggescheucht, als ich ihr in die Arme gefallen war.

„Es ist so schön dich zu sehen", wisperte sie und strich mir über's Haar. „Ich habe dich und meine Nichte im Fernsehen gesehen. Ich bin so stolz auf dich."

Ich begann in ihren Armen zu zittern. „Sag so etwas nicht. Das stimmt nicht. Wenn ich mich damals nie auf Jake eingelassen hätte, wären wir nicht hier."

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