Epilog

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🖤
| Einpaar Monate später |

Als Derek das Motorrad am Straßenrand parkt und ich langsam absteige, um mir den Helm vom Kopf zu ziehen, schnappe ich tief nach Luft, ehe ich die Augen öffne und mich zögerlich in der Gegend umsehe. Mein Herz beginnt zu ziehen, als ich die allzu bekannten Straßen sehe, die vielen Mehrfamilienhäuser und die paar Kinder, die in der Nähe auf dem Spielplatz spielen.

Alles hier, selbst die leicht beschädigte Straße weckt so viele Erinnerungen in mir...

Ich war zuletzt vor zwei Jahren hier. Zwei ganze Jahre sind vergangen, seitdem ich das letzte mal an dem Grab meiner Mutter stand. Es ist zwei Jahre her, als ich das letzte mal in meiner Heimatstadt war und demnach kommen auch all die Erinnerungen auf einmal hoch und rauben mir für einige Sekunden den Atem.

»Ist alles okay?« Eine Berührung an meiner Schulter reißt mich aus meinen Gedanken und ich sehe zu Derek, der nun neben mir steht und mir ein aufmunterndes Lächeln schenkt. Und er hat nicht einmal ansatzweise eine Ahnung, wie viel mir dieses Lächeln in diesem Moment bedeutet.

Ich schlucke schwer, ehe ich zögerlich nicke. »Ja... es geht schon irgendwie. Es ist nur so komisch, nach all der Zeit wieder hier zu sein.« Ich sehe mich erneut um und die Vertrautheit dieser Gegend umhüllt mich auf eine ganz neue Weise, von der ich nicht weiß, ob sie gut oder schlecht ist. »Ich hab's vermisst. Es fühlt sich zwar komisch an wieder hier zu sein, aber irgendwie ist es trotzdem mein zu Hause«, flüstere ich zum Ende hin und als meine Augen das Haus am Ende der Straße erfassen und genau in dem Moment Leute heraustreten, zieht und drückt es zugleich in meiner Brust.

Das war mein zu Hause, mein Rückzugsort. Und nun lebt eine neue Familie in dem Haus. Diese Erkenntnis tut zwar nicht so sehr weh, wie ich es mir vorgestellt habe, aber es ist doch ein merkwürdiges Gefühl, andere Menschen aus dem vertrauten Haus kommen zu sehen...

Ich blinzle mich aus meiner Starre, als ich spüre, wie Derek nach meiner Hand greift. Mein Blick fällt auf seine Hand, die nun meine umschließt und ein wohliges Gefühl tritt in mein Herz ein.

»Komm, lass uns weiter«, sage ich dann, nachdem ich mich innerlich vom Haus und der Gegend verabschiedet habe und wir zusammen die Straßen entlang laufen. Während wir das tuen, erzähle ich Derek von meiner Kindheit hier, von all den lustigen und schönen Dingen, die mir passiert sind und sogar von einpaar Erlebnissen, von denen ich nie gedacht habe, sie jemals jemanden anzuvertrauen.

Einfach, weil sie viel zu peinlich waren.

Doch irgendwie erzähle ich sie Derek gerne und genieße es, ihn mit diesen Geschichten zum Lachen zu bringen. Denn sein Lachen ist in meinen Augen das schönste Geräusch und wie Balsam für meine Seele.

»Warum wundert mich das nicht«, kommentiert Derek lachend, während ich ihm von einem äußerst peinlichen Zwischenfall in dem Haus meiner Nachbarin erzähle und verpasse ihm empört einen Schubser, als er mich direkt auslacht.

»Hey, dass war wirklich schrecklich peinlich für mich!«, schimpfe ich, doch beginne selbst zu lachen, als Derek sich nicht mehr halten kann.

Sein Lachen ist unglaublich ansteckend.

Vielleicht ist auch das eines der Gründe, weswegen ich es so unglaublich sehr liebe...

»Ich hätte dich gerne als Kind gekannt. Ich glaube, es wäre mit dir nie langweilig geworden«, bemerkt Derek dann nach einigen Minuten und einpaar Geschichten später und ich sehe lächelnd zu ihm auf.

»Ja, wir hätten bestimmt viel Spaß zusammen gehabt«, entgegne ich zuversichtlich, doch mein Lächeln nimmt ab, als ich sehe, dass wir an meinem Ziel angekommen sind. Meine Augen haften an dem Zaun, der mich von dem Friedhof trennt und ich schlucke schwer, als mich eine komische Atmosphäre packt.

Deep Heart ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt