chapter 59

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Darling • Rothwell

Leslie ist Rider's Schwester...

»Oh mein Gott«, hauche ich nur total neben der Spur und komme nur schwer dazu, einen klaren Gedanken zu fassen. Das alles ist so unglaublich verkorkst, es ist wirklich schwer zu realisieren. Ich räuspere mich leise. »Deshalb ist es immer so verspannt zwischen euch... es... es ist wegen ihr. Wegen dem, was Leslie passiert ist.«

Derek sagt nichts, doch das braucht er auch gar nicht. Denn nun ergibt alles Sinn. Nun verstehe ich, was Rider mit seinen Andeutungen sagen wollte und jetzt verstehe ich auch, warum Rider Derek hasst. Wie Derek schon gesagt hat, gibt Rider ihm die Schuld dafür, was mit Leslie passiert ist. Aber... warum tut Rider das?

»Warum gibt Rider dir die Schuld? Was kannst du denn dafür, was sie Leslie angetan haben?«, frage ich dann verständnislos. Ich meine, wie kann Rider das nur tun? Derek hat sie schließlich geliebt und auch, wenn Rider das natürlich auch getan hat, gibt ihm das kein Recht, Derek zu verurteilen oder ihm einzureden, er würde die Schuld dafür tragen.

Derek atmet tief durch und drückt sich dann fest mit dem Daumen und Zeigefinger auf die Augenlider, als würde er damit versuchen, die Augen vor dem zu verschließen, was damals war. Als würde er versuchen, die Erinnerungen zu verdrängen.

»Weil... weil ich mitschuldig war. Ich... ich hätte es besser wissen müssen. Ich hätte es spüren müssen...«

»Ich hoffe du weißt, dass das nicht stimmt«, flüstere ich und nähre mich Derek, um nach seinen Händen zu greifen und sie von seinem Gesicht zu entfernen. Ich sehe auf seine Hände hinunter und Derek folgt meinem Blick, als ich sie mit meinen umschließe und seufze. »Ich kann verstehen, dass dich das fertigmacht und du dir die Schuld geben willst, weil... weil du es nicht verarbeiten kannst und es wehtut, aber hör auf damit. Du hättest doch nicht wissen können, dass sie ihr sowas antun.«

Derek schweigt erneut bedrückt. Doch dieses Schweigen ist anders, als das zuvor. Denn diesmal wirkt es, als würde er etwas für sich behalten, obwohl er es am liebsten laut hinausschreien würde.

Ich merke, wie er mit sich selbst am Ringen ist, wie so oft an diesem Abend und ich fühle mich wieder so schlecht, weil es wehtut, ihn so hilflos zu sehen...

»Trotzdem«, presst er dann schwer hervor und verzieht erneut das Gesicht. »Ich werde mir das niemals verzeihen können. Und ich weiß, dass sie das auch nicht kann.«

Meine Augen weiten sich. »Warum sagst du sowas? Hat sie dir das etwa gesagt? Hat sie gesagt, dass sie dir die Schuld gibt?«

Derek lässt erneut von meinen Händen ab und entfernt sich von mir, während er zeitgleich meinen Blick meidet. »Das brauchte sie garnicht. Ich habe es nämlich in ihren Augen gesehen.«

Der Kloß in meinem Hals wird dicker, mit jeder weiteren Sekunde die verstreicht und die mir zeigt, dass ich nicht träume. Das alles ist kein Traum, es ist real, – die bittere Realität. Und ich kann einfach nicht glauben, dass Derek sowas durchmachen musste. Dass er mit diesen Bedenken und Gefühlen seit so langer Zeit alleine ist und sich selbst immer tiefer in dieses Leere Loch zieht, dass er sich über die Zeit in seinem Inneren geschaufelt hat.

»Du konntest nichts dafür«, wiederhole ich ernst und trete zwei Schritt auf Derek zu. Als ich unmittelbar vor ihm zum stehen komme, gehe ich auf Zehnspitzen und greife nach seinem Gesicht, um es in meine Richtung zu drehen und ihm so ehrlich und direkt es geht in die Augen zu sehen. Ich versuche, ihm mit einem einzigen Blick zu zeigen, dass diese Worte aus meinem Herzen kommen und das ich fest daran glaube, dass sie wahr sind. Denn ich kann mir nur schwer vorstellen, dass Leslie ihm wirklich die Schuld dafür gibt. Sie waren zusammen, dass heißt, sie haben sich geliebt. Und wenn man eine Person liebt, dann kann man doch nicht sowas von ihr denken und ihnen so etwas grauenvolles zumuten.

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