chapter 2

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Chapter 2 -
It's enough, Dad

Dean Lewis • Waves

»Und?«

Ich lasse meinen Rucksack in eine Ecke plumpsen, ehe ich mit hängenden Schultern auf einen freien Stuhl zuschlürfe. Dabei spüre ich Dad's abwartenden Blick stets auf mir, doch ich lasse mir Zeit beim Antworten. Denn es ist immer dasselbe. Immer die selben Fragen, immer die selbe Leier.

Und so langsam habe ich es einfach satt.

Ich weiß doch genau, dass er sich in Wahrheit nicht für mich interessiert. Er fühlt sich nur dazu gezwungen, mit mir zu sprechen. Gezwungen, diese Fragen zu stellen. Er versucht eben seine Vaterrolle zu spielen, aber diese ist schon längst fällig gewesen.

Genau das ist auch der Grund, weswegen ich genervt die Augen verdrehe. »Und was?«

Dad lässt von seiner Kaffeetasse ab und räuspert sich. »Wie war dein vierter erster Schultag?«

Ich sehe ihn an und werde für einen Moment weich. Einen klitze kleinen Moment. Denn ich weiß, dass ich mir tief im Inneren wünsche, dass er es ernst meint. Dass ihn das wirklich interessiert. Und das er es genießt, Zeit mit mir zu verbringen. Auch, wenn es nur zwei Minuten sind, in denen er über belangloses Zeug spricht.

Doch dem ist nicht so.

Und das muss ich einsehen.

»Genau so, wie es die anderen vier zuvor waren«, antworte ich also seufzend und versuche ihm somit klarzumachen, dass ich nicht in Stimmung für irgendein Gespräch bin, in dem er mir falsches Interesse vorgaukelt.

Oder Väterliche Liebe.

Ich seufze erneut.

»Vera... ich bitte dich. Ich will doch nur, dass du mir ein bisschen von deiner neuen Highschool erzählst. Hast du Freunde gefunden? Wie findest du die Lehrer? Kommst du gut zurecht oder wäre es doch besser, wenn du noch eine Zeit lang Zuhause bleibst?«

Sobald Dad seine Rede beendet hat, schlucke ich unmerklich. Denn ich erinnere mich widerwillig an den heutigen Tag zurück und an die Bekanntschaft mit dem mir Unbekannten. Obwohl... ich glaube, ich kann es nicht wirklich Bekanntschaft nennen, sondern wohl eher ein unglückliches Aufeinandertreffen.

Gott Vera, – er hat dich ganz einfach beim Lauschen erwischt.

Ich stoße die angestaute Luft aus. »Was willst du hören, Dad? Das mir die neue Highschool total gut tut und eine magische Wirkung auf mich hat? Das ich fest entschlossen bin, die Vergangenheit ruhen zu lassen und ein neues Lebenskapitel anzufangen? So leid es mir auch tut, aber so ist es nicht. Diese Highschool unterscheidet sich nicht groß von meiner alten. Die Menschen dort sind die selben. Das Einzige, was daran anders ist, ist, dass es unbekannt ist. Etwas Neues. Genauso wie diese Stadt und dieses Haus. Alles ist neu, aber letztendlich doch irgendwie gleich.«

Mein Dad mustert mich überrascht. »Vera.... Ich... ich will doch nur, dass du glücklich bist.«

Ich beiße mir auf die Zunge, senke den Blick und bleibe für eine Zeit still.

Glücklich sein.

Wow, dass hört sich plötzlich so lächerlich in meinen Ohren an. Denn nach dem, was ich durchgemacht habe, kann ich doch nicht einfach wieder glücklich sein. Es wäre selbstsüchtig. Es wäre abwegig. Es ist einfach nicht möglich.

»Weißt du, Dad... Ich habe mich bereits damit abgefunden, dass das Leben nicht viel für mich übrig hat. Ich glaube, dass solltest du auch langsam.«

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