chapter 36

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Sobald ich mich bereit fühle, husche ich zurück ins Zimmer und bemerke Derek erst zu spät, der gerade dabei ist, sich umzuziehen. Für einen Moment stehe ich mit offenem Mund da und kann garnicht anders, als auf seinen nackten Oberkörper zu starren, doch sobald sich sein Kopf in meine Richtung bewegt, fahre ich blitzschnell herum und unterdrücke den Scham, der mit einem Mal aufkommt und meine Wangen zum Glühen bringt.

Gott, kann sich der Boden auftauen und mich verschlucken? Nur dieses eine mal? Bitte?

Derek schmunzelt. »Ich hab gesehen, dass du gestarrt hast.«

Ich brauche einen Moment, um seine Worte zu verdauen und reiße die Augen auf. »Was? Nein! Das... das war deine Schuld! Warum hast du mir auch keine Vorwarnung gegeben? Ich meine.... ich- ich hätte ja nicht wissen können, dass du dich genau dann umziehst, wenn ich wieder reinkomme!«

Gottseidank ist es so dunkel, dass er meine roten Wangen nicht bemerken dürfte, denn selbst wenn ich es nicht will, ich kann nicht anders, als erbarmungslos anzulaufen.

Warum tut er das nur mit mir?

»Hey, kein Grund panisch zu werden. Ist schon gut.«, höre ich Derek belustigt nuscheln. »Du kannst dich wieder umdrehen.«

Ich befolge seinen Rat und drehe mich vorsichtig um. Gerade noch rechtzeitig erkenne ich, wie Derek mich von oben bis unten mustert und obwohl er schon längst den Kopf von mir abgewandt hat, erkenne ich, wie es um seine Mundwinkel zuckt.

Ja, ich sehe sicherlich lächerlich in seinen Klamotten aus, aber das muss er ja nicht so offensichtlich zum Ausdruck bringen.

Ich atme tief durch und verwerfe alle negativen Gedanken. »Danke.«, seufze ich dann und zwinge mich zu einem halben Lächeln, dass obwohl es ernst gemeint ist, sicherlich total gequält aussieht. »Für alles.«, füge ich noch hinzu, als Derek mich mit einem undefinierbaren Blick mustert.

»Kein Problem, Vera«, entgegnet er dann und schenkt mir gegen meiner Erwartung ebenfalls ein Lächeln. Doch seines sieht nicht gequält aus, und aus irgendeinem Grund bringt es mein Herz zum hüpfen.

»Ich... also« Ich breche ab und räuspere mich peinlich berührt, »Nochmals: Tut mir leid, dass ich mich dir so aufzwinge. Nach dieser Nacht werde ich dir aus dem Weg gehen, genauso, wie du verlangt hast.«

Derek wendet erneut sein Gesicht von mir ab und sieht raus, in die Ferne, während er sich Zeit beim antworten lässt. »Okay.«

Ein Klos bildet sich in meinem Hals, denn auch wenn ich es nicht will, es tut scheiße nochmal weh. Immer noch. Obwohl er mich schon so oft mit seinen wechselhaften Gefühlen mir gegenüber verletzt hat, schafft er es, mich immer aufs Neue auszunocken.

»Ich kann's nicht glauben...«, murmle ich leise, doch nicht leise genug, denn Derek scheint meine Worte verstanden zu haben.

»Was?«

»Ich glaube, du weißt selbst garnicht, was du willst und was nicht. Manchmal kommt es mir so vor, als würdest du mich verarschen. Warum... warum tust du mir das alles an, Derek? Ich hab dir doch gar keinen Grund für all das geliefert...« Sobald ich bemerke, dass ich mich in alles hineinsteigere, halte ich inne und belasse es dabei.

Es bringt doch sowieso nichts, zu versuchen, ihm auf den Zahn zu fühlen. Denn Derek lässt nicht zu, dass man ihm auf die Spur kommt. Er ist wie ein Stein. Ehrlich, dass trifft es meiner Meinung nach ziemlich gut.

Derek seufzt schwer, und ich komme nicht drumherum, mir einzubilden, dass eine gewisse Last in diesem Seufzer zu hören ist. »Nimm dir das nicht zu Herzen, Vera. Lass das alles einfach nicht an dich ran.«

Ich folge seinem Blick raus in den dunklen Himmel und lache trocken. »Zu spät.«

Ich spüre, wie Derek mich von der Seite aus beobachtet, doch mache mir nicht die Mühe, seinen Blick zu erwidern.

»Weißt du was, vergiss einfach alles, was ich dir auf dieser beschissenen Party gesagt habe. Und das danach. Tun wir einfach so, als wäre es niemals passiert, okay?«

Ich halte die Luft an, um sie dann wieder von mir zu stoßen und lasse diese Welle an Verwirrung in mir zu, Oberhand zu ergreifen. »Aber... warum? Was hat sich so plötzlich verändert? Du warst damals ziemlich überzeugt von deinen Worten und schienst es bis vor kurzem immer noch.«

Derek schweigt für einen Moment, ehe er zu sprechen ansetzt: »Vergiss es einfach, Vera.«

»Nein.« Ich sehe zu Derek, der sich nun wieder zu mir wendet und sobald seine dunklen Augen auf meine treffen, werde ich schwach. »Das kann ich nicht.«

»Warum? Kannst du nicht einmal das tun, was man von dir verlangt, ohne es kompliziert zu machen?«, bemerkt Derek und ich muss mir ein Schnauben verkneifen, denn er sich überfordert und verzweifelt an. Doch diese Rücksicht verschwindet sofort wieder, als ich an den Abend zurückdenke und mir seine Worte durch den Kopf hallen.

Das ich damals verletzt war, scheint ihm garnicht bewusst zu sein. Das wird besonders jetzt deutlich, wo er plötzlich sagt, dass ich alles vergessen soll. Als wäre nichts dabei gewesen.

Doch dieses hin und her geht mir so langsam mächtig auf die Nerven...

»Das kann ich nicht, genauso, wie du nicht aufhören kannst, diese Spielchen mit mir zu spielen.«

Derek zieht die Brauen zusammen. »Ich spiele keine Spielchen. Glaub mir Vera, alles was ich tue und sage, macht mir keinen Spaß. Es macht mir keine Freude, dich zu verletzten.«

»Wenn ich dir das nur glauben könnte...«

Derek beginnt von einer Stelle zur anderen zu laufen und fährt sich durch die Haare, während er den Kopf dabei gesenkt hält. »Du machst das alles nicht gerade einfacher für mich, Vera...«, bemerkt er dann, als hätte ich eine Ahnung, wovon er überhaupt spricht.

»Was genau? Derek, du machst mich langsam irre. Du redest immer wieder von Dingen, die ich nicht verstehe. Warum blockst du mich immer und immer wieder ab? Ich weiß doch, dass da etwas sein muss. Etwas, dass du mir anscheinend nicht erzählen möchtest...–«

»Ich kann nicht! Ich kann es einfach nicht, Vera.«, stößt er gequält hervor und es tut wirklich weh, ihn so aufgelöst zu sehen.

»Okay.... okay«, hauche ich dann und streiche mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Ich frage nicht mehr nach.«

Ich wende Derek den Rücken zu und versuche mich zusammenzureißen, damit er nicht erkennt, wie nah mir das alles geht. So verweile ich eine ganze Weile, in der wir beide nichts sagen und die Stille über uns ergehen lassen.

Gerade als ich denke, dass Thema wäre endgültig beendet, sagt Derek doch noch etwas und macht mir dadurch die ganze Situation mindestens einwenig akzeptabler.

»Wenn... wenn ich eine Wahl hätte, dann hätte ich es leichter gemacht, Vera. Ich hätte dafür gesorgt, dass das alles nicht so verkorkst wäre und das ich nicht so zu dir sein müsste. Aber leider habe ich keine Wahl und wir beide müssen akzeptieren, dass es das beste ist, wenn wir uns nicht noch näher kommen. Wir müssen aufhören, bevor wir einen Punkt erreichen, an dem wir schon zu tief in alles drinstecken und... und wir beide alles verlieren.«

    
          
         
A/N:

Noch ein Kapitel, weil ich diese Geschichte einfach über alles Liebe und es selbst kaum erwarten kann, wie es weitergeht und was sich noch entwickelt.🙇🏻‍♀️

Was sagt ihr zu allem?

Ich würde mich wie immer über euer Feedback freuen und sage bis zum nächsten Kapitel ❤️

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