chapter 55

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Als wir ein Stück weiter weg zum stehen kommen, bin ich noch immer einwenig angespannt. Das liegt aber größtenteils daran, dass Lydia da hinten steht und uns beobachtet, und auch wenn sie nicht hören kann, worüber wir nun sprechen, bekomme ich ein mulmiges Gefühl. Schließlich muss ich ihr gleich alles erklären, spätestens dann, wenn sie mich über Rider ausfragt, und das wird sie ganz sicher, dass hat mir ihre Reaktion auf ihn gerade gezeigt...

Ich räuspere mich, als ich Rider mit einem unschlüssigen Blick betrachte und ergreife das Wort. »Ich dachte, wir hätten alles beredet und du lässt mich endlich in Ruhe... Vor allem nach dem, was du meiner Freundin angetan hast.«

Meine Stimme überschlägt sich zum Ende hin, denn die Erinnerung daran, was Rider's Freunde getan haben, lässt so viel Wut durch meinen Körper schießen, sodass ich komplett vergesse, wo ich gerade bin und vor wem ich stehe. Dabei sollte ich mir eigentlich nichts vormachen, denn so viel Respekt ich auch vor Rider habe, umso weniger Platz war da immer für Angst. Ich habe wirklich keine Ahnung, wie ich hier nach allem was passiert ist so furchtlos stehen kann, aber irgendwie hatte ich in Rider's Nähe nie so richtig das Gefühl, dass er mir wirklich etwas antun würde.

Damit erkläre ich mir zumindest mein jetziges Verhalten und auch das der vielen Wochen zuvor.

»Stell dich nicht so an«, entgegnet Rider nur und sieht sich kurz danach in der Gegend um, beinahe so, als würde er glauben, dass jede Sekunde jemand aus dem nichts auftauchen könnte. Und allein der Gedanke beschert mir eine eiserne Gänsehaut.

»Was willst du von mir, Rider?«, frage ich gerade heraus und ohne jegliche Umschweife, während ich Rider mit meinen Blick fixiere. Zumindest für einen kurzen Moment, denn sobald er diesen erwidert, breche ich den Blickkontakt wieder ab und frage mich, woher mein plötzlicher Mutzuwachs kommt. Ich stehe hier schließlich immer noch vor dem Jungen, den ich das erste mal in einer verlassenen Gasse getroffen habe...

Ich muss wirklich dumm sein.

Rider seufzt. »Antworten.«

»Die habe ich dir schon gegeben.« Ich kann nicht anders, als ihn wieder anzusehen, denn ich verstehe wirklich gar nichts mehr. Was hat es mit alldem auf sich? Warum will Rider so viel von mir wissen? Warum fragt er mich immer wieder über Derek aus und was ist das zwischen ihnen?

»Weißt du was«, beginne ich, bevor Rider die Chance hat, etwas zu dem zuvor gesagtem zu erwidern und setzte einen eiskalten und undurchschaubaren Blick auf. »Drehen wir das Ganze doch einfach mal um. Du kriegst die Antworten auf deine Fragen, wenn du mir vorher einpaar Fragen beantwortest. Wenn nicht, dann kannst du gleich wieder verschwinden.«

Rider sieht überrascht aus, doch er lässt es sich nicht lange anmerken, als er sich im nächsten Moment räuspert und wieder sein altbekanntes Pokerface aufsetzt. Und ob ich will oder nicht, dieses hat es auch heute noch in sich. »So mutig und frech... nicht sehr schlau, wenn du mich fragst.«

Ich lasse mir meine innere Unruhe nicht anmerken, als ich mein Kinn leicht hebe und ihn so selbstsicher wie nur möglich in die Augen zu sehen. »Entweder du willigst ein, oder du wirst keine Antworten von mir bekommen.«

Rider's Mundwinkel fängt minimal an zu Zucken, als er mich betrachtet und seinen Blick über mich fahren lässt. »Süß...«, bemerkt er dann leise, aber nicht leise genug. Und irgendwie bekomme ich das Gefühl nicht los, dass er dies bewusst getan hat. »Okay. Wie du willst. Dann fang mal an.«

Ich atme kaum merklich aus und eine gewisse Erleichterung übermannt mich. Einige Momente bleibe ich einfach leise stehen, ehe ich mir die erste Frage durch den Kopf schießt und ich sie sofort laut ausspreche. »Woher kennst du Derek?«

Deep Heart ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt