chapter 5

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Chapter 5 -
I'm definitely lost

The Night we met •
Lord Huron

Die nächste Woche bleibe ich Zuhause. Und das meine ich wortwörtlich. Denn ich habe in diesen sieben Tagen keinen einzigen Fuß an die frische Luft gesetzt. Umso komischer fühle ich mich, als ich Sonntagabend dann doch das Haus verlasse.

Gut, dass tue ich eigentlich nur, weil mich Dad dazu gedrängt hat und nicht, weil ich es selbst möchte. Nach ihm wäre es nämlich total ungesund, wie ich mich die ganze Zeit über im Zimmer verbarrikadiert habe. In meinem Alter sollte ich raus und unter Leute kommen, hat er gesagt. Ich sollte etwas mit meinem Leben anfangen und die neue Stadt einwenig besser kennenlernen. Und obwohl ich weiß, dass das garnicht so verkehrt klingt, bin ich alles andere als erfreut, als ich alleine durch die Straßen unserer Nachbarschaft schlendere.

Leise seufzend kuschle ich mich tiefer in meinen schwarzen Kapuzenpulli, der gefühlt tausend Nummern zu groß ist. Doch genau das gefällt mir so sehr. Seit Mum's Tod ziehe ich nur noch weite Klamotten an. Ich habe keine Ahnung warum und ob das überhaupt in Verbindung zueinander steht, aber ich fühle mich am wohlsten in Kleidung, in die ich doppelt reinpassen könnte.

Dann fühle ich mich immer geborgener. Als wenn ich mich darin verstecken könnte und es ist, als wenn ich endlich mehr Luft bekomme. Nach all der Zeit, in der ich mich gefühlt habe, als würden mich alle Menschen von jeder Seite beengen, brauche ich nichts mehr, als ein bisschen Luft...

Ich atme tief durch und konzentriere mich wieder auf die Straße vor mir. Ich biege um die Ecke und sehe mich verstohlen um. Nichts weiter als Häuser, Laternen und Bäume. Besonders einladend wirkt es sowieso nicht, da es gerade dabei ist dunkel zu werden.

Ich will meine Aufmerksamkeit wieder auf den Bürgersteig vor mir lenken, als mein Blick urplötzlich an einer mir bekannten Person hängenbleibt. Die Luft bleibt mir im Hals stecken, denn ich kann nicht glauben, dass ich wirklich richtig sehe. Ich muss halluzinieren. Anders kann ich mir das nicht erklären. Denn wie groß ist bitte die Wahrscheinlichkeit, dass das da hinten tatsächlich Derek Kings war, der in einer Gasse verschwunden ist.

Ich kneife die Augen zusammen, doch das ändert nichts an meiner Feststellung. Denn das da hinten war ganz klar Derek.

Ohne Zweifel.

Ich halte mitten in der Bewegung inne und spiele mit dem Gedanken, ihm zu folgen.

Nein, dass ist keine gute Idee.
Ich sollte am besten wieder nach Hause.
Das wäre das einzig vernünftige.

Doch so wie ich bin, stehe ich ehe ich mich versehe auf der anderen Straßenseite und biege ebenso wie er zuvor in die Gasse. Davor vergewissere ich mich jedoch, dass mich auch niemand dabei sieht. So unerfahren und naiv bin ich dann auch wieder nicht.

Okay, meine jetzige Tat stellt das wohl in Frage.

Oh scheiße, warum ist es nur so dunkel hier?

Mein Blut rast unmenschlich laut durch meine Adern und ich glaube wieder einmal nicht, wie unfassbar dumme Aktionen ich immer wieder starte. Erst belausche ich ihn, dann erfinde ich etwas, dass garnicht stimmt und nun laufe ich ihm in eine Gasse hinterher. Nachts. Alleine.

Wow, wenn ich das alles hintereinander aufzähle, hört es sich echt noch krasser an.

Ich bin lebensmüde.

Oder einfach nur durch und durch dämlich.

So leise es geht setzte ich einen Fuß vors andere und folge Derek, oder wohl eher der schwarzen Gestalt. Schluckend lege ich einen Zahn zu, denn er entfernt sich immer mehr. Einige Minuten vergehen in denen ich ihm einfach nachlaufe, doch als ich wie er nach rechts biege, ist da plötzlich nichts mehr. Keine Spur von einem Menschen.

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