Kapitel 25: Lavandula officinalis

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Der Sonntagmorgen brachte strahlenden Sonnenschein, der so gar nicht zu meiner Stimmung passen wollte. Da Grandma und meine Tanten gestern erst in der Mitte der Nacht zurückgekommen waren, hatten wir das gemeinsame Morgenessen ausgelassen und Tante Rhona hatte uns durch Heather ausrichten lassen, dass wir uns einfach selbst in der Küche bedienen sollten. Mit einem Nasenrümpfen hatte die Geisterfrau auch noch erwähnt, dass wir es mit dem Mittagessen genauso halten sollten. Anscheinend war der Geist keine Freundin von unregelmässigen Malzeiten.

Uns kam das allerdings entgegen. Auch wenn ich gerne kurz mit Brian geredet hätte. Allerdings war ich mir nicht sicher, ob er da überhaupt wollte.

Also hatten es sich meine Cousinen und ich in Cearas Zimmer gemütlich gemacht. Ihr Zimmer ähnelte den anderen, doch wo meines Feder- und Sharnis Blumenmuster hatte, waren es bei Ceara kleine rote Flammen. Allerdings hatte sie die aggressive Farbe mit einem flauschigen weissen Teppich und Möbeln aus hellem Kirschholz abgeschwächt. Zudem war das Zimmer aufgeräumter als meines jemals in meinem Leben gewesen war. Zudem roch es angenehm nach Lavendel.

Sharni hatte sich neben mich auf Cearas Bett gesetzt während Enya ausgestreckt auf dem Teppich lag. Ceara sass auf dem Stuhl vor ihrem Schreibtisch und faltete gedankenverloren ein Blatt Papier zu einem kleinen Schmetterling.

„In unserem Haus lebt ein Sidhe. Das heisst wir brauchen einen Plan."
Sie stand auf und fing an, vor den Fenstern auf und ab zu gehen.

„Wir müssen den Sidhe von hier vertreiben. Das solle nicht zu schwer sein, immerhin haben alle Wesen die gleiche Schwäche."

Wie auf ein geheimes Zeichen griff sich Ceara an die Hosentasche, aus der eine feine Kette herausschaute, während Sharni ihr eisernes Armband mit den Margeriten drehte. Ich zog die Kette aus meinem Ausschnitt.

„Eisen."

Enya rückte ihre kirschrote Schleife zurecht und seufzte laut.

„Zuerst müssen wir ihn aus Grandma bringen. Anscheinend steht sie ja unter seinem Fluch oder was auch immer. Jedenfalls nicht Gutes. Also müssen wir Grandma dazu bringen, etwas Eisenhaltiges anzufassen. Das dürfte doch nicht so schwer sein."

Es war Ceara, die meine Gedanken laut aussprach. Sie fuhr sich durch die langen Haare.

„Also lautet der Plan jetzt wie folgt: Grandma etwas Eisenhaltiges geben, damit sie nicht mehr unter seinem Bann steht. Und dann müssen wir Lucan besiegen, bevor er wieder zu neuen Kräften kommt."

Sharni lehnte sich zurück.

„Nichts leichter als das."

Enya sah sie tadelnd an.

„Du musst doch nicht gleich sarkastisch werden. Eigentlich ist es wirklich nicht so schwer. Ich meine, wir brauchen nur etwas aus Eisen um es Grandma zu geben. Dann müssen wir uns eine Falle für Lucan ausdenken und ihn fangen. Fertig."

„Das mit dem Eisen ist nicht so schwierig. Wir nehmen einfach eine von den Ketten, die in Daireanns Schlafzimmerkästchen liegen."

Alle sahen Ceara verwundert an. Diese wich unseren Blicken aus.

„Was? Sagt nicht, dass ihr noch nie neugierig gewesen seid..."

Ich verdrehte die Augen, musste aber insgeheim lächeln.

„Also hätten wir das auch geklärt. Wir müssen eine der Ketten stehlen. Und eine Falle..."

Sharni stand auf.

„Ganz einfach. Ich verstehe jetzt, wieso Grandma es gehasst hatte, wenn ich Geige gespielt habe. Elfen sind verrückt nach Musik. Es zieht sie magisch an."
Sie strahlte über das ganze Gesicht und ich lies mich von ihrem Optimismus anstecken.

Hexenstunde: Der ZirkelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt