Kapitel 20: Pelargonium echinatum

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Ein Läuten riss mich aus meinem eh schon unruhigen Schlaf. Ich war erstaunt darüber, dass die Hausglocke bis nach hier oben dringen konnte, doch ich nahm es einfach als gegeben hin und setzte mich müde auf. Die halbe Nacht im Wald zu verbringen war nicht wirklich die beste Idee falls man Wert auf seinen Schönheitsschlaf legte.

Das Klingeln verstummt einfach nicht und langsam machte ich mir Sorgen. Also schnappte ich meine Kleider von gestern und zog mich so schnell ich konnte an. Aufgeregt hastete ich zur Haustüre, die Morgensonne immer in der Nase. Ich kam gerade rechtzeitig um zu sehen, wie Tante Bedelia genervt und mit einem wahren Vogelnest auf dem Kopf die Tür öffnete.

„Was zur Hölle..."
Sie verstummte erschrocken, als sie den frühen Besucher sah. Langsam stieg ich die Treppe hinunter und bemerkte dabei, dass ich mein T-Shirt verkehrt herum angezogen hatte. Vor der Türe stand ein mir fremder Mann. Seine hellen Haare schimmerten in der Morgensonne und sein fein geschnittenes Gesicht kam mir irgendwie bekannt vor. Normalerweise würde er vermutlich gar nicht mal so schlecht aussehen, doch nun hatte er eine steile Falte auf der Stirn und seine braunen Augen schienen vor Wut zu glühen.

Auch wenn er in seinem grünen Hemd und den einfachen Jeans nicht gerade bedrohlich wirkte, trat ich einen Schritt zurück. Nicht so Tante Bedelia.

„Davin. Was zur Hölle macht du denn hier?"

„Bedelia. Hätte dich fast nicht erkannt."
Er blickte bedeutungsvoll zu ihren Haaren.

„Ich komme wegen meiner Tochter, was denn sonst! Rhona wollte doch, dass sie zu mir kommt! Also bin ich hier."
Nun war auch bei mir der Groschen gefallen. Vor mit stand Vionas Vater. Und er wollte sie abholen kommen.

Erstarrt und unfähig mich zu bewegen, bemerkte ich Tante Rhona erst, als sie bereits neben mir stand.

Ihre kalten, blauen Augen musterten ihren Ex-Mann mit einem abwertenden Blick.

„Endlich."

Davin sah sie nur eisig an und schob sich an Tante Bedelia vorbei ins Haus.

„Ich hole jetzt meine Tochter."
Und zu meinem Entsetzen trat Tante Rhona ihm aus dem Weg und machte ihm Platz.

„Du weißt ja, wo ihr Zimmer ist."

Davin nickte und stampfte die Treppe nach oben. Ich rannte dem Mann fassungslos hinterher, stolperte beinahe über meine Füße und holte ihn so erst ein, als er bereits oben auf dem Flur stand.

„Halt! Das können sie doch nicht machen!"
Davin drehte ich zu mir um und musterte mich misstrauisch.

„Und du bist?"

„Kira. Ihre Cousine."
„Also noch so eine durchgeknallte Hexe."

Er drehte sich wieder um und wollte weitergehen. Ich rannte ihm hinterher und redete auf ihn ein.

„Aber Viona kann doch nicht einfach von hier weg! Ich meine, sie gehört doch zu uns!"
Davin stoppte und sah mich kalt an.

„Als ob! Ihr behandelt sie hier doch wie den letzten Dreck!"
Und zu meinem Erschrecken musste ich zugeben, dass ich nicht mal widersprechen konnte.

Wir waren vor Vionas Tür angekommen und er hämmerte wütend dagegen. Ohne auf Vionas Antwort zu waren, öffnete er die Tür und trat einfach ein. In Ermanglung einer besseren Alternative, folgte ich ihm.

Viona hatte noch geschlafen, doch als wir das Zimmer betraten, sah sie verwirrt auf. Als sie ihren Vater erkannte wurde sie weiß.

„Daddy."

Hexenstunde: Der ZirkelWhere stories live. Discover now