Kapitel 5: Corylus avellana

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Nach dem Mittagessen, bei dem eine unangenehme Stille geherrscht hatte, schickte uns Tante Daireann zurück in den Unterrichtsraum. Ich war beinahe schon froh darüber, die erdrückende Stille hatte meinen Nerven echt zu schaffen gemacht. Ich hatte meine Eltern die ganze Zeit ignoriert. Mein Vater hatte zwar versucht mich nach dem Unterricht zu fragen, doch hatte ziemlich schnell wieder aufgegeben. Meine Mutter hingegen hatte jeglichen Blickkontakt mit mir vermieden. Egal, ich hatte Wichtigeres zu tun. Zudem freute ich mich auf den Nachmittagsunterricht, den wir laut Enya bei unserer Grandma hatten. Vielleicht würde ich ja so herausfinden, warum meine Cousinen solche Schwierigkeiten hatten...

Grandma wartete bereits auf uns. Sie hatte sich auf ihren Stock gestützt und stand so still da, dass ich mich eine Sekunde lang fragte, ob sie wohl nur einen Statue war.

Doch sobald Ceara als letzte den Raum betrat, erwachte sie aus ihrer Starre. Sie deutet mit dem Stock auf die Uhr über der Tür.

„Ihr seit zu spät."

Erschrocken drehte ich mich zu der Uhr um, doch Ceara seufzte nur.

„Wir sind sogar zwei Minuten zu früh, Grandma."

Diese war mit dieser Antwort jedoch nicht zu frieden.

„Wie ich dir schon mehrmals erklärt habe Ceara, wenn du den Zirkle leiten willst, dann erwarte ich von dir tadelloses Verhalten."

Ceara sah aus als würde sie gleich platzen. Doch sie nickte nur. Schweigend setzten wir uns an unsere Pulte. Grandma hatte sich wieder vor der Tafel aufgebaut.

„Machen wir weiter mit der Geschichte der Hexen. Kira! Was ist das oberste Prinzip der Hexen?

Ich sah erschrocken auf. Hoffentlich hatte Beth in der Schule gut aufgepasst...

„Das Wort des des Rates ist Gesetz."

Grandma Aignéis nickte zustimmend.

„Sehr gut. Hexen sind schon immer von den Menschen gefürchtete und von den Wesen gehasst worden. Der Rat beschütz und leitet uns."

Sie klang beinahe schon stolz. 

„Und was ist die Konsequenz wenn man sich nicht daran hält?"
Sie sah mich herausfordernd an. Ich schluckte. Wenn Beth Recht hatte war das etwas, was mir wirklich Angst machte.

„Das verlieren seiner Hexenkräfte. Durch Alben."

Grandma Aignéis sah zufrieden aus. Ich entspannte mich etwas. Auch wenn mir Grandma Aignéis seit unserer ersten Begegnung etwas Angst machte, schien sie gar nicht so schlimm zu sein. Zudem gefiel es mir, meine Verwandten beindrucken zu können... Grandma machte weiter mit ihrer Fragerunde.

„Wer waren die ersten Hexen?"

„Die vier Bell-Schwestern. Sie waren die ersten, welche die vier Wege entdeckt hatten."

„Sehr richtig. Enya!"

Meine Cousine hob erschrocken den Kopf und legte reflexartig ihren Arm über die Notizen vor ihr.

„Was?"
„Das sollte für dich Repetition sein. Ich sehe nicht warum du dir Notizen machen müsstest."

Da Enya vor mir sass, konnte ich ihren Gesichtsausdruck nicht sehen, doch ihr ich konnte ihr ansehen, dass sie sich unwohl fühlte.

„Ich habe nur..."

Bevor sie den Satz beenden konnte, war Grandma schon an ihr Pult getreten. Sie nahm das Notizpapier und hielt es hoch.

„Willst du mir erklären was das ist?"

Von dem Papier sah mir eine Bleistiftzeichnung eines Gesichtes entgegen. Die Zeichnung hatte überproportional grosse Augen und eine etwas ungewöhnliche Frisur. Zudem hatte das Manga Gesicht spitze Elfenohren. Grandma wirkte nicht gerade glücklich. Und das war noch nett ausgedrückt.

Hexenstunde: Der ZirkelWhere stories live. Discover now