Kapitel 8: Myosotis sylvatica

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Als ich durch das nervenabtötende Rasseln des Weckers aufwachte, brummte mir mal wieder der Kopf. Knurrend rolle ich mich aus dem Bett und schlurfte zum Badezimmer. Dunkle Augenringe und fettige Haare starrten mir entgegen. Müde stellte ich mich unter die Dusche.

Meine Motivation für den heutigen Tag war im Keller, trotzdem zog ich mich an und machte mich auf den Weg zum Esszimmer. Als ich in den Gang abbiegen wollte, hörte ich aufgeregte Stimmen. Verwundert sah ich mich um.

Die Tür zu dem Zimmer vor dem Esszimmer war nur angelehnt. Vorsichtig schlich ich mich an den Spalt heran. Die Tür war mit einer stilisierten Flamme verziert und ich konnte Russ und Tannenholz riechen. Im Zimmer war es dunkel, doch nach einigen Augenblicke gewöhnten sich meine Augen an das Zwielicht. Ich sah zwei beige Sofas, die das ganze Mobiliar des Raumes auszumachen schienen. Von den Fenstern hingen hässliche, vergilbte Vorhänge mit Zwetschgen als Muster. Und davor standen meine Tanten. Ich drückte mich noch etwa näher an den Türrahmen.

Tante Bedelia hatte sich vor meiner Mutter aufgebaut und schrie was das Zeug hielt.

„Es war doch deine Schuld! Wenn du nicht zugestimmt hättest, wären wir gar nie in diese Situation gekommen!"

Meine Mutter war purpurrot angelaufen und nicht weniger wütend.

„Aber ich musste damals entscheiden! Ihr habt es ja nicht gekonnt!"

Anklagend zeigte sie auf ihre drei Schwestern. Diese sahen aus als würden sie meine Mutter gleich in Flammen aufgehen lassen.

„Du hättest es nicht tun dürfen!"

Feiner Rauch schien von Tante Bedelias roten Haaren aufzusteigen. Verwundert starrte ich sie an. Allerdings war das Licht auch so schlecht, ich konnte mich genauso gut täuschen...

Tante Rhona hatte sich neben Bedelia gestellt, auch sie sah wütend aus. Doch niemand konnte mit meiner Mutter mithalten.

„Ach, jetzt willst du mich auch noch bedrohen oder was?"

Um meine Mutter herum schien sich die Luft zu verdicken. Ihre Silhouette wurde etwas unscharf, fast so als würde sie hinter einer Glaswand stehen. Sie hatte die Hände zu Fäusten geballt. Gleich würde es eskalieren.

Tante Daireann, die etwas abseits stand, packte mit besorgtem Gesichtsausdruck eines ihrer Amulette. Ein grünes Leuchten lief über ihre Hände als sie es zwischen ihre Schwestern warf. Eine Mauer aus grünem Licht bildete sich zwischen den Streithähnen. Beindruckt sah ich auf die Mauer. Dinge aus reiner Energie zu erschaffen war für die meisten Erdhexen nicht möglich. Normalerweise veränderten sie schon bestehenden Dingen...

„Es reicht! Die Kinder werden jeden Moment runterkommen. Wir können das später regeln."

Dann drehte sei sich um und kam direkt auf mich zu. Leise vor mich hin fluchend drehte ich mich um und rannte so schnell ich konnte zurück zur Treppe. Dummerweise konnte ich die Schritte meiner Cousinen auf der Treppe über mir hören. Da ich keine Idee hatte, wie zur Hölle ich erklären sollte, wieso ich die Treppe hinaufrannte, versteckte ich mich schnell hinter einem der Ziertische neben dem Geländer.

Dort hockte ich mich auf den Boden und wartet bis die drei an mir vorbeigegangen waren. Anscheinend hatten auch Ceara und Sharni keine ruhige Nacht gehabt. Sharni, die heute ein hübsches gestreiftes Sommerkleid und wieder das Armband aus eisernen Margeriten trug. schnaubte gerade spöttisch.

„Das hast du ehrlich gesagt verdient. Du hast doch echt keine Ahnung was du tust."

Ceara knurrt.

„Und du glaubst Kira kann es besser? Mit ihrer Unfähigkeit verhindert sie noch, dass wir an die Akademie gehen können."

„Als wäre das etwas Negatives."

Hexenstunde: Der ZirkelWhere stories live. Discover now