Kapitel 16: Quercus robur

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Ich fühlte mich als würde ich durch Wasser gedrückt werden, um mich herum wirbelte blaue Energie und ich hatte das Gefühl zu ersticken.

Doch nach wenigen Sekunden war es vorbei. Keuchend fiel ich auf den Boden, meine Hände landeten in weichem Gras.

Ich war auf einer Klippe am Meer, hohe Sturmwolken bauten sich über mir auf und es war stockfinstere Nacht. Erschrocken sah ich mich um.

Neben mir rappelte sich Brian gerade auf, auch in seinem Blick konnte ich Verwirrung sehen. Das war nicht ganz das, was ich mir vorgestellt hatte... Suchend drehte ich mich um, doch ich konnte Viona nirgends erkennen. Kalte Angst rann durch meine Adern.

Die Klippen wirkten in der dunklen Sturmnacht wie die Mäuler steinerne Monster. Der Wind fuhr durch das Klippengras und die kleinen hellen Blümchen des Leimkrautes leuchteten geisterhaft hell in der Dunkelheit.

Doch trotz der Sturmböen und des Regens blieb ich vom Wetter verschont. Es war als wäre die Szene um mich herum Teil eines Filmes, als wäre ich nur Zuschauer. Ich versuchte Brian etwas zuzurufen, doch kein Laut verliess meine Lippen.

Brian winkte mir zu um zu sagen dass es ihm gut ging und ich drehte mich erleichtert wieder zu dem atemberaubenden Ausblick, der sich mir bot.

Vor uns erhob sich eine grosse Klippe neben zwei hohen Felsen. Eine natürliche Steinbrücke verband sie.

In der Ferne sah ich einen grossen Man in einem altmodischen Regenmantel über einen Felsvorsprung auf die Klippen zu eilen. Er hatte den Kopf gesenkt und schien die dunkle Gestalt nicht zu sehen, die auf der Klippe auf ihn wartete.

Die dunkle Gestalt trug einen langen Mantel zu, der seine ganze Gestalt verbarg.

Auch wenn ich hunderte Meter entfernt stand, konnte ich das untrügliche Gefühl der Gefahr in meinem Bauch spüren. Das hier würde kein gutes Ende nehmen.

Die dunkle Gestalt schien aus der Ferne weisslich zu leuchten. Ich konnte nicht sagen warum, doch ich war mir sicher das es sich bei diesem Wesen um den Sidhe namens Lucan handelte.

Der Mann schien die Gestalt jedoch nicht zu bemerken und ging ohne zu zögern auf die Steinbrücke zu. In der Ferne grollte ein lauter Donnerschlag. Ohne eingreifen zu können, musste ich zusehen, wie die dunkle Gestalt auf den Mann zuging und ihn mit einer einzigen Bewegung von der Klippe stiess. Die Gestallt leuchtete kurz blau auf, dann verschwand sie im Sturm. Mein stummer Schrei erschütterte das Gras unter meinen Füssen und plötzlich wurde alles um mich herum dunkel. Dicke Nebelschwaden waberten um mich auf und ich konnte Brian nirgend mehr sehen.

Mein Herz klopfte viel zu schnell. Lucan hatte diesen Mann einfach kaltblütig ermordet. Einfach so und ohne zu zögern.

Der Nebel um mich herum wurde immer dichter. Ein Flackern im Augenwinkle liess mich herumfahren. Eine helle Gestalt trat aus dem Nebel. Ein Mann in einem langen Regenmantel und einem von Regen gerötet Gesicht. Seine traurigen, dunkeln Augen sahen mich erst an.

„Ich habe mich geirrt."

Dann löste sich der Mann in weisse Schlieren auf und plötzlich erscheinen aus dem Nebel hunderte von weisslich schimmernden Gestalten. Ich brauchte einen Moment bis ich verstand was ich da sah. Geister. Alle die Seelen derer, die Lucan ermordet hatte.

Bevor ich mir die einzelnen Gesichter ansehen konnte, zog mich der Strudel aus blauer Energie bereits wieder weg. Wieder hatte ich das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. Mein Herz pochte scherzhaft in meiner Brust und mir wurde schwindlig. Dann sah ich nur noch Sternchen und ich hatte Angst, dass ich das Bewusstsein verlieren würde.

Hexenstunde: Der ZirkelDonde viven las historias. Descúbrelo ahora