Kapitel 34: Rückkehr nach Kul Elna

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Sicht

Der Hinweg verlief meist still. Wir redeten kaum miteinander. Aber dies war mir auch recht. Ich hatte genug mit meinen eigenen Gedanken zu kämpfen.

Und dann war die Zeit gekommen. Am Horizont konnte man die kaputten Gebäude erkennen. Die Gebäude, die ich das letzte mal als Kind gesehen hatte. Die, in denen früher Menschen gewohnt haben, welche alle ermordet wurden. Nur ich hatte überlebt. Und das auch nur wegen Bakura. Sofort verkrampfte sich mein Körper. Ich wollte diese Trauer und diesen Schmerz nicht mehr fühlen. Ich war dem so lange aus dem Weg gegangen.

Bakura schien zu bemerken, dass ich mich unwohl fühlte. „Du schaffst das." sagte er mit einer festen Stimme zu mir. Leise hauchte ich „Danke."

Nach kurzer Zeit hielten wir vor dem Eingang der Stadt. Das Schild, wo mal früher der Name draufstand war nicht mehr zu sehen. Bakura half mir runter. Als ich auf dem Boden stand spürte ich, wie ich  anfing zu zittern. ‚Sei stark Rin!' redete ich mir immer wieder ein. Ich atmete einmal tief ein und aus. Dann setzte ich mich auch schon in Bewegung. Neben mir lief Bakura. Er hatte sein übliches emotionsloses Gesicht aufgesetzt. Es schien ihm wohl nicht sehr viel auszumachen hier zu sein. Aber bei mir sah alles ganz anders aus. Die Erinnerung an meine Mutter kamen wieder auch. Dabei dachte ich, ich hätte sie aus meinem Herzen verbannt, aber dies war nicht so. Sie war immernoch da und löste in mir eine starke Trauer aus. Ich vermisste sie. Ich vermisste sie so sehr.

Ich ballte meine Hände zu Fäusten. Ich wollte das alles nicht fühlen. Ich wollte keine Emotionen zeigen.
Aber es klappte nicht. Ich spürte, wie sich Tränen bemerkbar machten. Krampfhaft versuchte ich dagegen anzukämpfen. Ich wollte keine Schwäche zeigen. Doch eben diese Versuche bemerkte Bakura. Er packte meine immernoch zu Fäusten geballte Hand. Verwundert sah ich ihn an. Er sah aufmunternd zurück sagte aber nichts. Doch Worte waren in diesem Moment auch nicht nötig. Ich lächelte ihn leicht an und drückte seine Hand zurück. Das Zittern hatte aufgehört. Seit Bakura meine Hand hielt war das Zittern nicht mehr da.

Doch die Trauer verschwand trotz allem nicht aus meinem Herzen.

Wir liefen also durch die Straßen der mittlerweile verlassen Stadt. Ich blickte mich immer wieder um. Als ich etwas ganz bestimmtes entdeckte blieb ich sofort stehen. Da ich immernoch Bakura's Hand hielt blieb er ebenfalls stehen. Er sah mich verwundert an. „Was ist?" fragte er.

Ich stand vor einer Gasse. Diese Gasse würde ich niemals vergessen. Nein, nicht diese. Ich lächelte leicht und drehte mich zu Bakura, welcher leicht seine Augen zusammengezogen hatte. „Das ist die Gasse, in die du mich damals hineingestoßen hast." sagte ich leise. Er sah daraufhin ebenfalls zu der Gasse und lächelte. „Ja, das mag sein." gab er abwesend von sich.
„Wieso hast du das damals getan?" fragte ich nach. Er zögerte kurz antwortete dann aber „Ganz genau weiß ich das auch nicht mehr. Wir waren immerhin noch Kinder......aber ich schätze ich wollte einfach nicht, dass sie dich kriegen. Ich wusste was sie mit dir angestellt hätten..... dies wollte ich dir wohl ersparen. Doch ganz genau weiß ich es nicht." sagte er abwesend. Ich kam näher und legte ihm meine Hand auf die Schulter und sah ihm tief in seine matten, violetten Augen. „Ohne dich wäre ich tot. Du hast mir mein Leben gerettet. Ohne dich wäre ich nicht hier, wo ich jetzt bin. Und dafür danke ich dir. Von ganzem Herzen." sagte ich mit Überzeugung. Er sagte darauf nichts. Er sah mich nur an. Als würde er in meine Seele schauen. Ich könnte in seinen Augen förmlich ertrinken. Sie hielten mich quasi in einer Art Bann.

Bevor ich noch etwas tun oder sagen konnte legte er eine Hand auf meine, welche auf seiner Schulter lag. „Wir sollten weiter gehen." sagte er fast flüsternd. Ich nickte nur und nahm die Hand von seiner Schulter. Er lief also weiter in eine Richtung. Ich folgte ihm.

Funke im ewigen Schatten (BakuraxOC)Where stories live. Discover now