Kapitel 6: Freudentränen

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Kapitel 6

Mit geschwollen roten Augen sah ich ihn an. Er sah nicht gut aus. Er hatte blaue Flecken und starke schürfwunden überall auf seinem Körper verteilt. Seine eine Hand lag immernoch auf meiner Schulter. Die andere hatte er um seinen Bauch geschlungen. Dort viel mir auf, dass er den Millenniumsring hatte. Doch dies war mir gerade total egal. Er stand total gekrümmt vor mir. Als würde er gleich das Bewusstsein verlieren.

Ich schlug meine Hände vor den Mund. Ich konnte es noch nicht glauben. ,Ist er es wirklich?'
„Oh mein Gott.....Bist du es wirklich? Ich hab dich die ganze Zeit gesucht. Ich dachte du wärst.....du wärst...." ich brach ab. Ich wollte es nicht aussprechen.
„Ich wäre tot?" ergänzte er mich. Und sah mich eindringlich an. Ich nickte nur. Er fing an zu lächeln. Auch wenn es nur ein kleines schwaches Lächeln war. Es war da. „Um mich umzubringen benötigt es mehr als nur ein paar Steinbrocken." sagte er den Blick immernoch nicht von mir abgewendet.

Ich konnte es immernoch nicht fassen. Er stand vor mir. Der, den ich die ganze Zeit gesucht hatte. Der, den ich so unglaublich vermisst hatte. Der,......den ich fast verloren hätte.

Dann tat ich etwas, worüber ich selber sehr überrascht war und nie von mir erwartet hätte. Aus einem Reflex heraus umarmte ich ihn einfach. Mir war es egal, was er davon halten würde. Ich brauchte das. Ich wollte ihn nicht mehr los lassen. Ich hielt ihn so fest wie ich konnte. Meinen Kopf auf seine Schulter gebettet. Weinte ich. Ich weinte schon wieder. Ich wusste nicht, dass ein Mensch so viel weinen konnte.

Ich erwartete jeden Moment, dass er mich wegstoßen würde. Doch er tat es nicht. Er stand da. Ohne sich zu bewegen. Er ließ es zu. Er stieß mich nicht von sich weg. Also umarmte ich ihn weiter. Hielt ihn so fest wie ich konnte. Als würde er mir jeden Moment weggenommen werden. Mir war es egal, ob ich ihn gerade erdrückte. Mein Gesicht an seiner Schulter sickerten die Tränen durch den roten Stoff. Ich spürte seine Wärme. Sie war so angenehm. Mein ganzer Stress und die Aufregung verschwanden alle auf einen Schlag. Ich drückte mich so fest an ih, dass ich das kalte Metall des Millenniumsrings spürte, welcher gegen meinen Bauch drückte. Aber dies störte mich nicht im Geringsten.

Die Wärme, welche von ihm aus ging beruhigte mich. Ich fühlte mich sicher. So verdammt sicher und geborgen. Ich wollte ihn nicht mehr los lassen. Nie wieder. Ich roch seinen Geruch. Auch dieser beruhigte mich. Ich hielt ihn immernoch fest. Drückte mich so fest an ihn wie ich konnte und heulte. Ich heulte so stark. Es war manchmal wie ein verzweifelter Schrei. Ich konnte es einfach nicht fassen. Er lebte. Und ist bei mir. Es war mir egal, dass er es nicht erwiderte. Es war mir egal, dass er nur so da stand. Ich wollte ihn einfach nicht mehr los lassen. Ich hatte Angst er könnte verschwinden. Doch er stieß mich nicht weg. Er ließ die Berührung zu. Er drückte mich nicht von sich weg.

Doch bevor ich etwas sagen konnte spürte ich, wie der Körper von Bakura zusammensackte. Ich hielt ihn fest. Hinderte ihn daran auf den harten Steinboden zu knallen. Er war wohl zu erschöpft. Ich hiefte ihn mit letzter Kraft auf meinen Rücken und schleppte uns zu einer nahegelegenen Oase. Ich ließ ihn langsam unter einer Palme nach unten auf den Boden sinken.

Nun lag er da. Der, den ich eben noch als tot abgestempelt hatte. Ich beäugte ihn. Er hatte starke Wunden überall verteilt. Kein Wunder, dass er sein Bewusstsein verloren hatte. Die meisten Wunden, die ich sah habe ich nur gereinigt und dann verbunden. Doch da waren auch noch Wunden, die sich mittlerweile entzündet hatten. Sie waren sehr tief. Doch ich hätte sie ausbrennen müssen und das wollte ich auf keinen Fall machen während er bewusstlos war.

Ich wusste auch nicht wie es um die Wunden an seinem Rücken stand, welche durch die Peitschenhiebe verursacht wurden. Ich müsste dafür seinen roten Mantel ausziehen um sie mir genauer anzusehen. Doch irgendwie hatte ich ein komisches Gefühl dabei, wenn ich so daran dachte. Aber ich musste es tun. Nicht, dass sich noch mehr entzündet. Also richtete ich seinen Körper behutsam auf und zog ihm seinen Mantel aus. Ich spürte die Hitze in meinen Kopf steigen. ‚Was ist nur los mit mir?'

Funke im ewigen Schatten (BakuraxOC)Where stories live. Discover now