38.

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E V E L Y N

"Millie, können wir die Pause miteinander verbringen?"

Sie ließ seufzend den Stift fallen und drehte sich zu mir um. In Englisch saßen wir glücklicherweise nebeneinander, ansonsten saß ich immer neben Dylan. Doch ich hatte ihn heute nicht einmal zu Gesicht bekommen. Wahrscheinlich wollte er mich auch nicht sehen. Und vielleicht glaubte er mir auch kein Wort. 

"Tut mir leid, Evelyn. Aber ich bin schon gebucht", kicherte sie und verzog betrübt ihr Gesicht, als ich nickend mein Blick senkte. Ich wollte nicht alleine sein. Denn ich spürte immer wieder die fiesen Blicke von den Mädchen. Und den von Grace. 

"Schon in Ordnung." 

Nichts war in Ordnung. Als Dylan mir versprach, dass er mich von allen beschützen würde, fühlte ich mich gut, behütet und nicht einsam. Aber wieder alleine in eine Ecke zu verkriechen, wie immer, fiel mir wieder schwer. Ich dachte, ich hatte einen Fortschritt in meinem Leben gemacht, dabei bin ich nur einen Schritt wieder zurückgegangen. 

"Mit wem dem?" 

"Mit Grace, sie wollte mir etwas über Fußball erzählen, da ich mich neulich da angemeldet habe. Meine Eltern meinten, ich müsste mich ein wenig bewegen." 

Sie seufzte und warf Grace einen kleinen Blick zu, bevor sie mich wieder lächelnd ansah. 

"Ich weiß, dass Grace nicht die freundlichste in der Schule ist, aber sie ist Nett zu mir. Und wenn wir in derselben Gruppe sind, schadetet es sicherlich nicht einfach gut miteinander auszukommen." Sie nickte sich dabei selbst überzeugend zu. 

"Wenn du meinst, viel Spaß."

×××

Schüchtern sah ich mich um und ließ mich im Flur nieder, während alle anderen Schüler an mir vorbeigingen, mich anstießen oder mich sogar beleidigten. Seufzend drückte mich noch fester an die Schulwand hinter mich, um bloß keinen weiteren Schüler aufzufallen. 

Auch als Isabelle mit ihren Freundinnen aus der Klasse kam, senkte ich nervös meinen Blick, um bloß ihren nicht zu finden. Ich war so erbärmlich. Ich versteckte mich von der kleinen Schwester von Dylan, die gerade mal zwölf war. 

Nachdem alle Schüler das Schulgebäude Verlassen hatten, streckte ich meine nackten Beine aus und strich meinen Rock zurecht. Verträumt sah ich auf meine Kleidung. Wie ich Röcke liebte in allen Farben und Designs. 

Am liebsten würde ich Gedanken los hier auf dem Boden sitzen, aber wieder drangen Bilder in meinem Kopf hervor, die mich dazu zwangen, mich an gestern zu erinnern. 

"Zachary, wieso sind sie nur so gemein?"

Fest hatte er das Lenkrad gepackt, lenkte aggressiv den Wagen, während ich vor mich hin weinte und immer wieder Fragen stellte, auf die ich keine Antworten hatte. Und ich wollte keine. Aus Angst. Ich konnte es nicht realisieren, ich verstand nichts mehr. 

"Vergiss deine Eltern, sie werden noch um Vergebung bitten, das verspreche ich dir." Er seufzte lautstark und drehte sich sanft lächelnd zu mir um, als die Ampel rot wurde. "Sie sehen sich nach Geld, dabei bist du viel wertvoller. Vergiss das nicht." 

Er nahm mein verheultes Gesicht in die Hände und ließ durch seine zärtlichen Berührungen, mein Herz zum Stocken. Mein ganzer Körper kribbelte wie verrückt, als er mir einen langen Kuss auf die Lippen drückte. 

"Und so ein wertvolles Mädchen wie dich, will ich niemals verlieren, deswegen werde ich dich niemals gehen lassen. Merk dir das, Baby."

So ein wertvolles Mädchen wie dich...

MINE | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt