5.

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E V E L Y N

Ich rannte wie verrückt die Hauptstraße entlang und selbst nach einigen Metern war meine Kondition gering. Laut atmete ich ein und aus und versuchte gleichmäßig einzuatmen, um die Seitenstechen zu verdrängen.

Nachdem der Angestellte an einer Tankstelle angehalten war, meinte ich bloß, ich müsste dringend ins WC. Doch eigentlich wollte ich nur verschwinden. Ich war hastig davongerannt, als er mit Rauchen beschäftigt gewesen war.

Ich versuchte meine laute Atmung zu regulieren. Anstrengend stützte ich mich an meinen Oberschenkeln ab und blieb für wenige Sekunden stehen. Ich musste ruhig ein und ausatmen.

Ich fühlte mich wie in der ewigen Flucht. Andauernd in Angst leben und ständig auf den Beinen. Selbstverständlich wusste ich, dass wenn sie mich finden würden, ich und meine Eltern die Konsequenzen spüren würden.

Vergiss nicht, das Video ist veröffentlicht... Pure Demütigung...

Orientierungslos sah ich mich um. Dichte Bäume aneinander. Die Sonne schien herein, wärmte mich. Eichhörnchen liefen schnell umher. Langsam trat ich weiter und kam nach gewisser Zeit am Waldrande an. Vorsichtig späte ich raus und sah mich um. Eine verlassende Straße, keine Autos fuhren und die Straße war komplett zerstört.

Wo war ich?

Ich ging unbewusst die Straße entlang und sah mich vorsichtig um. Die Stille umgab mich. Bloß meine Schritte wären zu hören. Immer wieder blickte ich ängstlich nachhinten.

Ich strich mir eine Haarsträhne hinter das Ohr, in der Ferne erblickte ich eine alte Tankstelle. Diese Situation kam mir zu absurd vor. Ich drehte mich eilig um und rannte zurück in den Wald. Ich musste zurück, bevor ich verloren gehe.

×××

An der vorherigen Tankstelle blieb ich stehen und wie erwartet stand kein schwarzer SUV mehr hier. Erleichtert betrat ich die Tankstelle und ging auf den Mitarbeiter zu, der gelangweilt hinter der Theke stand.

"H-allo." Sprach ich leise und direkt wand sich der Mitarbeiter zu mir um. Es war ein Mann - Mitte dreißig. Hellhörig nickt der und auffordernd sah er mich an.

"Könnte ich eventuell ein Telefon bekommen?" Fragte ich schüchtern. Der Mitarbeiter bejahte freundlich und bückte sich einmal hinunter, um mir wahrscheinlich vom unteren Fach das Telefon zu überreichen.

Dankend wählte ich die Nummer meiner Eltern und legte mir daraufhin, das Telefon auf das Ohr. Ich sah mich währenddessen ein wenig um, bis eine vertraute Stimme in mein Ohr drang.

"Evelyn, wo bist du?" Schrie meine Mutter bereitsdurch das Telefon und vergaß komplett die Begrüßung. Schluckend entfernte ich mich vom Mitarbeiter. Das sollte wohl besser niemand zu Ohren bekommen.

"Du wirst jetzt gefälligst sofort Nachhause kommen. Egal, wo du bist. Weißt du eigentlich in welchem Schwierigkeiten wir stecken. Du dummes Gör!" Brüllte sie komplett außer sich, durch das Telefon hindurch. Ich wollte nicht...

"Aber M-ama." Wisperte ich und versuchte Ihr meine Situation zu erklären, doch sie legte auf. Verwirrt drang mir das Piepen ins Ohr. Ich gab dem Mitarbeiter dankend das Telefon wieder und sah aus dem Fenster. Es schüttete mittlerweile leicht.

Und plötzlich fuhr von links ein Auto an. DER SCHWARZE SUV!

Ängstlich ging ich erschrocken vom Fenster weg, rannte direkt auf das Damen-WC zu und Versteckte mich in der hintersten Kabine. Woher wussten sie, dass ich hier war?

Ich unterdrückte mein Schluchzen und setzte mich auf die Kloschüssel. Dieses Mal würde sie mich nicht verschonen. Sie würde mir weh tun. Mein Körper umhüllte sich mit einer dicken Schicht Gänsehaut. Mein Hals schwoll an, als die Tür des Damens Klo aufging.

"Ms. Evans treten sie sofort aus der Kabine." Herrschte eine tiefe dunkle Stimme, die mich erschaudern ließ. Oh Gott, sie waren bestimmt fürchterlich wütend auf mich.

"Wir treten die Tür auf." Drohte die Stimme. Auf keinen Fall! Keuchend öffnete ich sofort die Tür, hastig und fest wurde ich sofort am Oberarm gepackt und herausgezerrt.

Mein Kopf flog unerwartet schmerzhaft zur Seite. Schreiend fiel ich auf den Boden, legte vorsichtig meine kühle Hand auf meine pochende Wange. Mein Körper fing an zu zittern. Ich hätte es doch wissen müssen.

"Sie werden noch Konsequenzen spüren, Ms. Evans." Zischte der Angestellte und zog mich rasch hoch. Er führte mich hinaus, warf dem Mann an der Kasse noch einen bitterbösen Blick zu, bevor wir die Tankstelle verließen, bekam ich noch mit wie ein anderer Angestellte dem Mitarbeiter der Tankstelle, eine Waffe an den Kopf hielt, bevor ich den stechenden Geruch des Chloroform ein atmete und ich in die ewige Dunkelheit geriet.

×××

"In Ordnung. Räumen Sie die Sachen bei mir ein und kümmern sie sich,
um das Abendessen." Erklang eine tiefe Stimme und sie ließ mich meine Augen schwer  öffnen. Benommen hielt ich mir an den Kopf.

Blinzelte verwirrt und weitete meine Augen, als ein seltsamer bekannter Geruch in meine Nase stieg. Sein Aftershave! Erschrocken erhob ich mich, aber fiel direkt wieder stöhnend in das weiche Kissen.

"Evelyn, Evelyn, was machst für Sachen?" Langsam versuchte ich wieder meine Augen zu öffnen, drehte meinen Kopf wachsam nach links. Zachary drehte sich elegant um und musterte mich.

Mein Kopf schmerzte tierisch und realisieren konnte ich es ebenfalls nicht, dass ich wieder  hier war. Ich war wieder bei ihm gelandet.

"Was hast du dir dabei gedacht?" Fragte er enttäuscht weiter und kam langsam auf mich zu. Bei mir angekommen, bückte er sich neben der Couch zu mir hinunter.

Er wusste ebenfalls vom Video und hatte sich bestimmt über mich lustig gemacht...

"Ich werde diesen Jungen töten, der diesen Scheiß in die Öffentlichkeit gesetzt hat." Raunte er mir ins Ohr worauf, ich aufkeuchte. Ich traute es ihm zu. Er sprach es auch sofort aus. Er wusste, wieso ich versucht hatte zu fliehen.

Er wird ihn umbringen...

"D-ann begehst du aber eine Straftat." Flüsterte ich ängstlich und kniff meine Finger fest in das Kissen, worauf mein Kopf lag. Grinsend stand er auf und setzte sich auf meine Taille.

Erschrocken stieß ich einen Lauf aus, während er meine Handgelenke packte und sie mir über den Kopf hielten. Mit Augen - die Untertassen ähnelten - blickte ich in seine.

"Evelyn, ich schwöre dir. Ich werde jeden Menschen, jeden Bastard, der dich auch nur falsch anguckt-" Er kam quälend langsam meinem Ohr näher und streifte dabei meine Wange.

"Töten." Raunte er mir ins Ohr und küsste meine Lippen. Er drückte hart seine Lippen gegen meine und zwang mich den stürmischen Kuss zu erwidern. Ich zappelte gelähmt los.

"Za-ch-" Versuchte ich anständig seinen Namen zu sagen, doch scheiterte erbärmlich. Er drückte seine Lippen noch fester gegen meine Lippen. Erschlagen schloss ich meine Augen.

"Erwidere, Evelyn." Flüsterte er und presste seine Lippen weiterhin gegen meine. Seufzend schloss ich meine Augen, woraufhin seine Zunge geschmeidig in meinen Mund glitt.

Erschrocken riss ich meine Augen auf, aber drückte sie wieder zu. Was passiert hier gerade? Ich erwiderte nur zaghaft und langsam den Kuss und vergaß dabei, dass er ein gefährlicher Mann für mich war.

Der Mann küsste mich einfach. Das durfte nicht passieren. Ich war erst 17 und der Mann der seine Lippen auf meine liegen hat, war unvorstellbare 26 Jahre alt. Mit seinem Alter konnte er alles haben, er war mächtig und stark. Er könnte eine Frau haben, die mehr zu bieten hatte. Und nicht ich, ich war bloß ein Niemand.

Ich musste das alles verhindern... Aber wie?

×××

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Nightlovellyy

MINE | ✓Where stories live. Discover now