21.

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E V E L Y N

"Hallo Evelyn, wie war die Schule?", fragte mich Evie als ich gerade in die Villa eintrat. Ich schlüpfte ungeschickt aus meinen Schuhen und zeigte meinen Daumen nach oben.

"Das ist schön, weißt du was noch schöner ist?", fragte sie aufgeregt und lächelte breit. Unwissend schüttelte ich meinen Kopf. Was soll denn bitte schön sein?

"Du, ich und mein Sohn gehen Shoppen. Der Herr hat es uns befohlen. Er leider ist beschäftigt aber ich habe meinen Sohn, der die Taschen trägt. Also Schlupf wieder in die Schuhe".

Shoppen?

"Warum denn das? Ich habe doch Klamotten", ich hob verwirrt meine Augenbraue in, die Höhe und verschränkte meine Arme. Ich hatte kein Geld also womit?

"Ja aber die gefallen dem Herrn nicht. Du sollst wunderschön sein". Das tut weh...

Bedeutete das, dass ich in der Zwischenzeit nie wunderschön aussah? War ich tagtäglich Hässlich, mit jedem einzelnen Kleidungsstück an meinem Körper...

Ich senkte meinen Blick, was hatte ich auch erwartet. Mich fand keiner schön, auch wenn es jemand behauptete. Ich war nun eben mal nicht schön, ich war - Evelyn Evans -

"Können wir los?", fragte Mason und trat durch die Tür. Als er mich erblickte, lächelte er freundlich. In Wirklichkeit verabscheute er mich doch wie die anderen...

Aber Dylan nicht.

"Sicher, ab ins Auto. Evelyn beeile dich", ungeschickt wie immer, schlüpfte ich in meine Schuhe und stolperte aus der Tür. Wieder sahen mich, die Wachleute an und nickten mir respektvoll zu. Wieso taten sie das?

"Mason, wo steht dein Auto?", fragte Evie und lächelte ihren Sohn sanft an. Er zeigte auf seinen Mercedes, der vor dem Eingang stand und wir stiegen kurz daraufhin ein.

Dieses Auto hatte ihn bestimmt ein Vermögen gekostet.

"Zachary hat mir das Auto geschenkt", sprach Mason plötzlich als hätte er meine Gedanken gehört. Erstaunlich.
Er war so großzügig und schenkte seinem Freund ein Auto.

Ich würde nicht mal die Fahrprüfung bestehen...

×××

"Evelyn, schau Mal. Das Kleid ist doch schön, schwärmte Evie und Mason schüttelte amüsiert seinen Kopf.

"Ja schön ist es aber Evie, hast du auf den Preis geschaut? Das sind ganze 178 € für ein Kleid. Lass uns weiter schauen", ich schluckte hart. Peinlich. Selbstverständlich konnten sie es sich leisten und trugen höchstwahrscheinlich selbst Unikate aber, das war definitiv nicht mein Leben.

"Evelyn, das ist für uns nichts. Wir gehen gerne was für dich aus. Also nimm, das was dir gefällt und schau bloß nicht au, die Preisschilder", sagte Evie und nahm das Kleid mit.

Quälend schloss ich meine Augen und ging weiter. Dicht hinter mir stand Mason, er zuckte bei jedem falschen Geräusch seine Waffe und immer wieder sah ich mit großen Augen zu ihm. Wer war er?

Es stand doch keine Gefahr da.

"Das sind doch schöne Klamotten", sie zeigte auf weitere Kleider, T-Shirts, Hosen und Pullover. Immer wieder schüttelte ich meinen Kopf. Kein einziges Stofffetzen kostete unter zehn Euro. Unheimlich...

"K-ann ich mich nicht um gucken?", fragte ich und rieb mein Oberarm. Evie schüttelte heftig ihren Kopf.

"Du hast nicht so einen Geschmack, süße. Lass mich das machen". Warum tut das immer so weh...

Mit gesenktem Kopf folgte ich ihr und immer warf Evie Klamotten stapel auf meine Hände, die ich widerwillig trug. Ich brauchte nicht so teure Klamotten.

"Neue Schuhe brauchst du auch", stellte Mason fest und betrachtete meine kaputten Ballerinas. Beschämt strich ich mir einige Haarsträhnen zurück und lief einfach weiter.

"Ich denke wir haben genug, probiere jetzt alles an", drängte mich Evie in eine Kabine und drückte mir, die weiteren Klamotten in die Hände. Seufzend drehte ich mich um und sah mich im Spiegel an.

Vielleicht würde ich schöner werden...

×××

"Dieser Tag war ereignisvoll", schwärmte Evie und biss in ihr Laugenbrötchen. Auch ich knabberte an meiner Laugenstange, die wir vorher gekauft hatten.

"Ja Mutter", stöhnte Mason mittlerweile genervt, da sie jede Minute immer wieder vom Tag und den Klamotten schwärmte.

Ich ließ meinen Blick immer wieder durch das Center gleiten. Die Menschen liefen hektisch hin und her und mir fielen besonders, die Frauen auf die wunderschön waren. Im Gegensatz zu mir. Warum nahm Zachary nicht eine bessere? Er hatte einen miserablen Geschmack.

All ihre Handlungen beobachtete ich und in der Menschenmenge fiel mir plötzlich ein Junge auf. Im genaueren Hinsehen stellte sich heraus, das es Dylan war.

Er saß auf einer Bank und sah nachdenklich ebenso wie ich in, die Menschenmenge. Glücklicherweise sah er nicht in meine Richtung. Langsam kaute ich weiter an meiner Stange und beobachtete denn schönen Jungen.

"Zachary würde es nicht gefallen, wenn du andere Typen anstarrst", erklang plötzlich, die Stimme von Mason neben meinem Ohr. Erschrocken quietschte ich und senkte meinen Blick.

"Ich starre niemanden an", murmelte ich leise und hob vorsichtig wieder meinen Blick um nur zu sehen, wie Dylan mit einer Gruppe von Jungs verschwand.

"Lass uns Heim fahren, Zachary ist bestimmt schon da".

×××

Genüsslich gabelte ich mir, das Gemüse auf und führte sie schließlich in meinen Mund. Zachary saß still neben mir und hatte seine große Hand auf meinen Oberschenkel gelegt.

Auch Mason saß am Essenstisch doch nur, weil er und Zachary gleich wieder arbeiten müssten. Doch meine Wenigkeit musste schon direkt gleich schlafen gehen.

"Vergiss nicht, du gehst gleich sofort Schlafen. Kein Fernsehen oder sonstigen Kram", sagte er mit tiefer Stimme in mein Ohr. Widerwillig nickte ich und aß weiter.

Da ich ihm die Versetzung verschwiegen habe, war das nun meine Bestrafung. Ich musste mich schon um 21 Uhr ins Bett legen, ohne Faxen ohne gar nichts.

"Iss noch ruhig, wir gehen schon", er packte mein Kinn und drückte seine Lippen auf meine. Reflexartig legte ich zögerlich meine Hand auf seine muskulöse Brust.

Sehnsüchtig verschlangen seine Lippen meine. Keuchend kniff ich meine Finger in sein Hemd und bewegte nur langsam meine Lippen gegen seine. Ich würde mich niemals daran gewöhnen.

"Wehe du liegst um 21 nicht im Bett", noch ein kleiner Kuss auf meiner Wange und er verschwand endgültig mit Mason.

Mit hochroten Wangen saß ich nun alleine in, der Küche und verschlang in Ruhe mein Auflauf. Würde ich mich jemals daran gewöhnen können? Das alles war so absurd.

Ich musste unbedingt verschwinden... und das bevor ich achtzehn werde, denn dann ist mein Urteil gefallen.

×××

Nightlovellyy💕

MINE | ✓Where stories live. Discover now