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E V E L Y N

Mary und Mason verabschiedeten sich von uns. Und dieses Mal hatte mich Mary sogar in die Arme gedrückt und mir einen sanften Blick zugeworfen. Und ich hatte keinerlei Ahnung, was das zu bedeuten hatte. Tagelang hatte sie mich ignoriert. Tagelang hatte sie sich nur mit Viktoria beschäftigt und ich war ihr egal gewesen. Ich habe mich unsichtbar gefühlt. Niemand hatte mich beachtet. Jeder wurden von Viktoria um den Finger gewickelt, jeder mochte sie automatisch.

Warum war ich nicht Viktoria?

"Ist sie immer so still?" Mein böser Blick glitt zu der schlanken Frau, die sich wortwörtlich an Zachary schmiegte und mich mit großen Augen anstarrte. Wir liefen alle nebeneinander her auf dem Weg zu einem Restaurant, der laut ihnen nicht weit entfernt sein sollte. Aber wir liefen seit bereits Minuten und ich musste sie ertragen. Ihr nervige Stimme, ihre Berührungen an Zachary und...

"Bist du immer so nervig?" Viktoria zog scharf die Luft ein, während Zachary seinen Blick zu mir hinuntergleiten ließ. Er war wütend, seine zornigen Augen waren direkt auf mich gerichtet. Er bevorzugte immer sie. Hörte er überhaupt zu, was sie alles zu mir sagte?

"Evelyn sei nicht so unhöflich." Abrupt löste ich meine Hand von seiner und blieb verblüfft stehen. Das konnte doch nicht wahr sein. Wieder war ich Schuld. Ich war doch keine Sekunde lang unhöflich gewesen, wieso sprach er sie Mal nicht an? Er demütigte mich vor ihr.

"Zachary! Das kann doch nicht dein Ernst sein. Hörst du überhaupt was sie alles sagt?" Ich hatte meine Hände zu Fäusten geballt. Meine Atmung war schnell, verflucht schnell. Und meine Hände zittern. Ich wollte diese Frau anspringen und ihr die Haare rausreißen. Sie strapazierte meine Nerven und wenn sie nochmal meinen Zachary anfassen würde, würde ich sie schubsen.

"Du bist so hasserfüllt. Weißt du das? Beruhige dich verdammt nochmal und sei still." Er legte seine Hand auf ihren freien Rücken und drückte sie weiter nach vorne. Sie wollten mich hier stehenlassen!

"Ich werde mich nicht ber-"

"Wenn du nicht sofort deinen Mund hälst, schicke ich dich Nachhause und du legst dich sofort ins Bett, verstanden?" Empört kniff ich meine Finger in mein blaues Kleid und schaute auf den Boden. Ihr leises Gekicher ging mir dabei nicht aus dem Kopf und ich musste mich beherrschen ihr nicht weh zutun.

Und seitdem gingen wir still unseren Weg. Ich lief ihnen hinterher und immer wieder drehte sich Zachary sicherheitshalber um und schaute, ob ich noch da war.

×××

"Was soll ich nur essen? Zachary empfehle mir etwas." Und während die beiden quatschen, sah ich aus dem Panoramafenster und blickte auf die wunderschöne Skyline. Von dem Anblick wurde mir schließlich nicht schlecht, als von den beiden. Ich trank bloß mein bestelltes Wasser und ignorierte die beiden. Und wieder dachte ich an Dylan. Ich hätte viel lieber hier mit ihm gesessen und geredet, als mit meinem Verlobten und seiner Stellverterin.

Sie machte mich so unglaublich rasend. Ihr Blick der seinem Körper auf und hinunterglitt. Ihre Sprüche und ihre nervtötende Stimme. Wie sie immer wieder ihr Kleid zurechtstrich und ihre Brüste hinausdrückte. Seufzend schüttelte ich meinen Kopf. Es war doch offensichtlich, dass sie Zachary wollte. Aber er war mein Mann und er tat einfach nichts gegen sie.

Und diese Erkenntnis traf mich immer wieder hart. Er liebte mich schon lange nicht mehr.

"Ein Glas Rotwein, schnell!" Ich drückte mir genervt die Ohren zu, um bloß ihre Stimme zu überhören. Und als die beiden anstießen, wurde mir augenblicklich schlechter. Ihnen fiel auch nicht auf, als ich bedacht langsam aufstand um ins Damen WC zu gelangen.

MINE | ✓Where stories live. Discover now