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E V E L Y N

"Und wenn die Männer aus dem Haus sind, herrschen die Frauen", lachte Mary und zog mich in die Küche. Schmunzelnd schnappte ich mir einen Apfel und Mary griff zu ihrem Portmonee. Gemeinsam verließen wir die Villa und stiegen in Masons Mercedes. 

"Weißt du wie lange es gedauert hat die beiden umzustimmen, uns alleine gehen zu lassen?", fragte sie und atmete angestrengt aus, während sie das Auto startete.  

Das hatte definitiv eine Ewigkeit gedauert. Zachary war nämlich der Meinung nach, ich bräuchte persönlichen Schutz von einem der Männer, doch Mary konnte all das noch verhindern und wir würden gemeinsam den Tag verbringen.

"Erstmal gehen wir frühstücken, dann gehen wir shoppen und lassen uns die Haare machen. Das volle Programm eben. Maniküre und Pediküre. Evelyn das wird der Hammer!", kicherte sie und lenkte vorsichtig das Auto in die Stadt. 

"Das ist alles schön und ich freue mich." Ich schluckte hart und sah zu ihr. "Aber wie soll all das bezahlen? Ich habe kein Geld", murmelte ich beschämt. Ich bekam sonst auch so nicht Geld. Also woher sollte ich Geld haben? Mist!

"Evelyn", stöhnte sie und schlug ihren Kopf gegen das Lenkrad, als wir an einer roten Ampel hielten. "Ich bezahle, außerdem sind Masons Konto mit genügenden nullen befüllt, entspann dich und lass das ganze Verwöhnprogramm auf dich zukommen."

Und dadurch fühlte ich mich bestimmt nicht entspannter. Nein! Ich schämte mich. Sozusagen wusste Mason von all dem nichts. Ich müsste ihm dann das ganze Geld zurückgeben, aber wie? Vielleicht konnte Zachary mich mit Geld ausstatten?

"Verwöhnte Göre."

Nein, das war unhöflich. Ich musste mir selbst Geld anschaffen. Ich konnte neben der Schule auch arbeiten? Aber ob Zachary mir das erlaubte, war eine andere Frage.

×××

"Deine Fingernägel sind ja zum Schreien, sie sehen bombastisch aus", staunend betrachtete sie den roten Lack auf meinen Fingernägeln. Es hatte mir echt Spaß gemacht. Ich hatte mir lange nicht mehr die Nägel lackieren lassen. 

"Deine sehen noch besser aus", wir verließen den Salon. Ich mit geflochtenen Haaren und Mary mit hochgesteckten. Sie sah wirklich wunderschön aus. Und wie immer stieg der Neid. Ich wollte genauso schön sein wie Mary. Sie entsprach das genaue weibliche Ebenbild. 

"Jetzt ist die dritte Runde angesagt: shoppen, shoppen", sang sie und zog mich in einer der überteuerten Läden. Schluckend sah ich mich um, wand mich zögernd an Mary, die plötzlich hektisch ihr Handy ans Ohr hielt. Ihr Gesicht wurde kalkweiß. 

"N-atürlich, ja. Ich komme. Ja", murmelte sie und legte mit Tränen in den Augen auf. Besorgt streichelte ich ihr über den Rücken. Was trieb sie dazu, zu weinen? Wer hatte angerufen?

"Was ist los, Mary?"

"M-eine beste Freundin wurde in das Krankenhaus eingeliefert. Autounfall, sie ist bewusstlos", hauchte sie und eine Träne glitt aus ihrem Auge. "Ich muss zu ihr, und zwar schleunigst", sie drückte sich von mir und rannte beinahe aus dem Center. 

Überrascht blickte ich ihr hinterher und rief auch verzweifelt ihren Namen, doch sie drehte sich nicht um und kam auch wieder. Nein. Sie drehte sich nicht einmal um und verschwand endgültig aus meinem Blickfeld. Wiedereinmal stand ich alleine, verlassen und ängstlich hier. 

Wie sollte ich hier wegkommen? 

Ich hatte kein Geld für ein Taxi oder für den Bus. Mir fehlte es. Betrübt ließ ich meine Schultern hängen und verschließ auch schlussendlich den Laden. Mein Blick flog automatisch auf die überfüllte Menschenmasse und ich lehnte mich gegen eine Glaswand. 

Schwer atmete ich aus. 

Ich konnte es Mary nicht übelnehmen, sie machte sich morgen um ihre beste Freundin, die ich nie sein werde... Ich schloss meine Augenlider. Ich könnte niemals die Aufgaben einer Freundin erledigen. Häufiges Treffen, miteinander lachen, Treue schwören und- 

Einfach befreundet sein. 

Hoffnungslos sah ich mich um und erstarrte. Irrte ich mich oder war das reine Einbildung? Ich lehnte mich weiter nach vorne und erblickte tatsächlich Dylan, der rauchend mit mehreren Jungs auf einer anderen Bank saß. 

Er lachte und ich schien augenblicklich alles zu vergessen. Ich blendete die Menschenmasse aus und meine Sorgen. Ich sah einfach in sein schönes Gesicht und prägte mir sein Lächeln ein. Sein zauberhaftes lächeln...

Erschrocken darüber, schüttelte ich meinen Kopf. 

So durfte ich niemals denken, was tat ich nur? 

Als ich wieder zu ihm blickte, starrte er direkt in meine Augen und perplex blinzelte ich. Er hatte mich erwischt. Wie peinlich. Und seine Jungs folgten seinen Blick und sahen mir direkt in die Augen. Ich musste verschwinden...

Mein Herz schlug mir rapide gegen den Brustkorb. 

Er zog an seiner Zigarette und lächelte mich an, bevor er aufstand auf mich zuging. Erschrocken blickte ich mich hektisch um und drehte mich, um schleunigst den Heimweg anzutreten. Doch der Erfolg war nicht auf meiner Seite gewesen. 

Ich stolperte und schrie leise auf. Doch bevor ich auf den Boden ankam - wie sonst immer -, umfasste mich eine starke Hand am Oberarm und rettete mich vor den peinlichen Sturz. Mit geweiteten Augen sah ich zu den Menschen, die sich ein Lachen unterdrückten. 

Peinlich, peinlich, peinlich!!

"Evelyn alles gut?", fragte Dylan besorgt und schob mich von den Menschen weg, die schmunzelnd weitergingen. Ich schluckte den Kloß im Hals runter und verbarg die Angst, die in meinen Augen schimmerte. 

Warum Dylan, warum sorgst du dich um mich?

"N-atürlich alles okay, was machst du hier so?"

Lächelnd sah ich zu ihm hinauf und löste letztendlich seine Hand, die noch immer meine umschlang. "Ich bin mit Freunden hier." Er seuftze lautstark und stellte sich direkt vor mich, um mich von allen Blicken abzuschirmen. 

"Hast du etwa Angst vor mir, oder bin ich dir peinlich? Wenn du mich siehst, rennst du andauernd weg und siehst dich panisch umher, als wäre ich die Gefahr. Ist wirklich alles in Ordnung mit dir Evelyn?"

Mein Herz setzte aus. Ihm sind meine Ängste aufgefallen, Mist! 

Aber ich konnte doch nichts dafür, er kannte doch nicht meinen Hintergrund, meine elendige Vorgeschichte und mein ewiges Leid. Er wusste nichts von meinen Ängsten, die ich eigentlich versuchte zu verstecken, aber... bei ihm funktionierte es wohl nicht. 

Ich durfte ihm meine Vergangenheit nicht anvertrauen! 

Auch wenn er nett war und irgendwie mein einziger Freund war, war er trotzdem ein Mann. Und ich hegte ihnen gegenüber gewisse Ängste. Ich vertraute ihnen nicht über den Weg. 

"Nein, Dylan. Wie kommst du darauf? Auf keinen Fall, das bildest du dir nur ein", ratterte ich nervös hinunter. Ob er mich bereits durchschaut hatte, wusste ich nicht. 

"Du bist letztens nach dem Unterricht schon von mir weggelaufen, warum Evelyn? Du brauchst keine Angst vor mir zu haben oder-", er seufzte wiedermal und kam mir einen Schritt näher. "Du bist meine Freundin und ich beschützte dich, das habe ich dir versprochen. Du kannst mir vertrauen, Evelyn. Ich will schließlich nur dein Lächeln sehen, also was muss ich noch tun, damit du mir vertraust?" 

Ich will schließlich nur dein Lächeln sehen...

Mein Herz schlug mir rapide gegen den Brustkorb und meine Atmung wurde zittrig. Meinte Dylan das wirklich ernst?

×××

Hiii, wenn hier Fehler enthalten sind, gibt mir bitte Bescheid💕 schönen Abend euch noch!! (Hat euch das Kapitel auch gefallen?)

Nightlovellyy💕

MINE | ✓Where stories live. Discover now