I wanna be free, Mate

Schon wieder...

Lillys p.o.v.

Das konnte doch nicht wahr sein!
Er hatte es mir versprochen!
Klar, ich konnte verstehen, dass er wütend auf Damien war, aber verstand er denn nicht, dass Damien ihn umbringen konnte?!

Bevor ich allerdings losbrüllen konnte, sie sollten endlich aufhören, hatte Damien ihn wieder auf den Rücken befördert.
So schnell, dass ich mich fragte, ob er in dieser Hinsicht irgendeine Superkraft besaß.
Doch anstatt auf Ben einzuschlagen, hielt er nur seine Hände über dem Kopf auf den Boden gepresst und nagelte ihn auf dem Waldboden fest, sodass er sich nicht bewegen konnte.

Zum Glück. Ben mochte nicht gerade schwach sein, aber Damien war ihm nichtsdestotrotz überlegen. Haushoch überlegen.
Wütend knurrte Ben Damien an.
"Ich bringe dich um!", brachte er durch gefletschte Zähne hervor.
"Ich...!", bevor er weitere Drohungen aussprechen konnte, unterbrach Damien ihn spöttisch:

"Das sehe ich."

Voller unbeherrschter Wut bäumte sich Ben daraufhin auf, was allerdings nichts brachte.
Damien hatte ihn zu sehr im Griff.

"Beruhige dich", mahnte Damien ihn nun streng.
"Wenn du mich tötest, was du nebenbei bemerkt sowieso nie schaffen würdest, aber rein hypothetisch, dann würdest du Lilly nur schaden."

"Ich würde sie endlich von solch einem Monster wie dir befreien! Würde..."

Doch Damien schnaubte nur.
"Ich mag ein Monster sein, aber wie ich bereits gesagt habe, braucht Lilly mich. Wie soll sie sonst über ihre Vergangenheit hinwegkommen?"

"Du bist nicht ihre einzige Hoffnung. Sie kann eine Therapie machen, kann zu einem Therapeuten gehen..."

"Schon, aber wer garantiert dir, dass das helfen wird? Ich bin die beste Lösung."

So langsam nervte es mich, dass sie über mich sprachen, während ich direkt neben ihnen stand.
Ganz abgesehen davon, dass es ja wohl auch meine Entscheidung war, was ich tun und lassen wollte.
Und so sehr ich Damien auch für das bestrafen wollte, was er mir angetan hatte, aber ....ich konnte nicht.
Denn würde mich das nicht zu demselben Monster machen, das auch er war?
Nicht, dass ich sonderlich weit davon entfernt wäre.
Und doch wollte ich meine Hände nicht mit noch mehr Blut beflecken.

Selbst wenn Ben es tat,....das konnte ich nicht zulassen.
Nun ja, was machte ich mir eigentlich Gedanken darüber?
Denn Damien hatte nicht ganz unrecht.
Ben würde ihn nicht verletzen können. Nicht schwerwiegend.
Und ich.... vielleicht wenn ich meine Gabe - oder besser gesagt meinen Fluch - gegen ihn anwandte.
Aber ich scheute mich davor, auch nur daran zu denken.
Seit meiner Flucht damals hatte ich sie nicht mehr genutzt.
Und wenn es nach mir ging, blieb das auch so.
Auch wenn ich sie Tag und Nacht in mir spüren konnte, wie sie darauf wartete, herauszubrechen.
Irgendwann würde ich mich damit befassen müssen.
Aber ganz ehrlich? Ich war bei weitem noch nicht dazu bereit, schwach wie ich nunmal war.

Bens hasserfülltes Schnauben riss mich aus meinen Gedanken.
"Glaub mir, du bist...", fing er an, Damien zu beleidigen, doch ich kam ihm zuvor.

"Hört auf, das bringt doch nichts", sagte ich verächtlich, holte die Bitch in mir heraus, die Maske mit dem hoch erhobenen Kinn, dem hochnäsigen Nasekräuseln.
"Außerdem entscheide immer noch ich über mein Leben."

Ungläubig blickte mich Ben an.
"Du glaubst doch nicht wirklich, was er sagt, oder? Dass er die beste Lösung ist?"

Nun, ich wusste es nicht. Damien und die beste Lösung...das im selben Satz zu hören, klang schon unendlich falsch.
Aber ich musste mir auch eingestehen, dass es Fortschritte gegeben hatte.
Ich hatte ihn heute berühren können.
Und wenn er mir bei der Aufarbeitung meiner Vergangenheit half....
Ben und ich waren Mates. Wir gehörten zusammen.
Und wie er da so unter Damien lag, bereit war, gegen ihn zu kämpfen, obwohl er wissen musste, dass es nichts nutzte und nach allem, was ich ihm angetan hatte...
Es berührte mein Herz, wärmte mich von innen.
Da sollte ich endlich einen Schritt auf ihn zumachen, oder etwa nicht?
Schließlich war es schon längst überfällig.
Und wenn er mich immer noch liebte....dann wollte ich es versuchen.