Ria

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Lillys p.o.v.

Ich wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war. Wie lange ich schon in dieser dunklen Ecke saß.
Irgendwann waren mir die Tränen gekommen.
Ich hatte sie nicht daran hindern können zu fließen.
Doch schließlich waren auch diese versiegt.

Geblieben war nur ein leichter Kopfschmerz, als hätte ich durch die Tränen zu viel Wasser verloren.
Niemand war gekommen, um mir etwas zu bringen, ob Wasser oder Essen.
Vielleicht war das auch ihre Masche?
Mich hier verdursten und verhungern zu lassen?
Mir sollte es Recht sein.

Ich hatte ab und an Schritte gehört, die Stimmen, als ich aufgewacht war, waren auch zu hören gewesen.
Aber ich hatte nicht hingehört. Hatte einfach alles ausgeblendet und versucht, zu schlafen.
Wieder zu dieser tröstenden Dunkelheit zurückzukehren, wo alles egal war.
Aber auch das hatte ich nicht zustande gebracht. Wie so vieles in meinem Leben.

So hatte ich also die ganze Zeit einfach regungslos in dieser dunklen Ecke gehockt.
Wie der Jammerlappen, der ich war.
Doch dann ertönten Schritte.
Zuerst dachte ich mir nichts dabei.
Doch als die Schritte immer näher kamen, horchte ich auf.
Kam wohl endlich jemand zu mir?
Doch bevor mich das interessieren und ich mir weiter Gedanken darüber machen, oder auch nur in Angst verfallen konnte, überfiel mich wieder diese Leere.
Diese Leere, die mich nichts fühlen ließ.
Mir war einfach alles gleichgültig.

Dann wurde plötzlich ein Schlüssel ins Schloss gesteckt und die Tür ging auf.
Licht fiel herein und automatisch kniff ich die Augen zu.
Blinzelnd versuchten sich meine Augen an die neuen Lichtverhältnisse  zu gewöhnen und ich konnte eine große männliche Gestalt ausmachen, die im Raum stand und auf mich hinab starrte.

"Du.", sagte der Mann mit tiefer Stimme. Er hatte einen leichten Bart und kurze dunkle Haare. Sein Teint war hell. Er trug ein einfaches Baufällerhemd und eine Jeans. Er schien ziemlich muskulös zu sein und war wahrscheinlich so um die 40, vielleicht auch 30.
"Hör mir jetzt genau zu, ja?"

Aus leeren Augen starrte ich ihn an.
Es interessierte mich nicht, was er sagte.
Ich wollte einfach, dass er wieder abhaute und mich in Ruhe ließ.
Doch er sprach weiter.

"Nimm mit deinem Rudel Kontakt auf und sag ihnen, wenn sie dich lebend haben wollen, soll ihr Alpha in den Stadtpark kommen. Und zwar in einer Stunde. Unser Alpha wird ihn herausfordern. Wenn er verliert, werden sie dich zurückbekommen, wir vergessen alles und hauen von hier ab. Doch wenn unser Alpha gewinnt, wird er euer Rudel übernehmen. Verstanden?", streng sah er mich an.

Doch noch immer hatte sich nichts in mir geregt. Nicht der kleinste Funke Interesse.

"Töten Sie mich doch einfach. Das juckt sowieso niemanden.", entgegenete ich schwach.

Der Mann stutzte. Damit hatte er wohl nicht gerechnet. Verwirrt runzelte er die Stirn, doch dann verzog er grimmig das Gesicht.
"Wie du willst.", knurrte er. "Dann tun wir es eben auf die harte Tour."

Ohne mich aus den Augen zu lassen, sagte er:
"Max! Hol das Silber!"

Er schien wohl auf eine Reaktion meinerseits zu waren. Doch damit konnte ich nicht dienen.
Es war mir egal, was seine Worte bedeuteten.
Es war mir alles einfach nur egal.
Seine Augen verengten sich misstrauisch.
Doch er wartete einfach ab, bis dieser Max mit dem Silber kam.

"Gib es her.", befahl er, sobald wieder Schritte und leised Kettengeklimper ertönten.

"Max, lass mich das machen.", sprach da plötzlich eine neue Stimme. Ich war mir sicher, dass sie zu einem Mädchen gehörte.
Die Stimme klang selbstsicher, als würde dieses Mädchen genau wissen, was es wollte.

I wanna be free, MateWhere stories live. Discover now