Das Ende

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Lillys p.o.v.

Ein Handy schrillte. Ich zuckte zusammen. Bewegte mich nicht. Es klingelte weiter.
Warum jetzt? Konnte ich mich nicht einmal in Ruhe umbringen? War mir auch das nicht vergönnt?
Mit zusammengebissenen Zähnen betrachtete ich meinen ausgestreckten Arm, bereit zuzustoßen.

Aber das Handy wollte nicht aufhören zu klingeln.
Sollte ich drangehen? Aber was würde es mir nützen?
Ich würde einfach warten, bis das Klingeln aufhörte.

Also tat ich genau das. Und tatsächlich hörte das Klingeln irgendwann auf. Wieder nahm ich einen tiefen Atemzug und wollte endlich alles zu Ende bringen, als es wieder von Neuem anfing.

Auf einmal durchströmte mich heiße Wut.
Wer wagte es, mich jetzt noch zu stören?
Ohne nachzudenken holte ich mein Handy aus meiner hinteren Hosentasche und ging dran, ohne nachzusehen, wer mich da überhaupt anrief.

"Was?!", zischte ich.

"Wow, was ist denn los, Lilly? Freust du dich denn gar nicht, dass ich anrufe?"
Damien. Das war Damien.
Für einen Moment erstarrte ich. Warum rief er an? Warum jetzt? Warum...?
Aber dann fiel es mir ein. Vicky. Unser Deal. Na, wenigstens musste ich dem jetzt nicht mehr Folge leisten.

"Geh nach Hause, Damien.", erwiderte ich, plötzlich meiner ganzen Kraft beraubt, die Wut wie weggewischt.
"Es ist vorbei. Du bist umsonst gekommen. Ich werde dir tot nichts mehr nützen."

"Lilly?!", Damien klang ungläubig, schockiert und .... wütend.
"Lilly, hör mir jetzt gut zu! Du bewegst dich kein Stück, okay? Ich komme, aber bleib, wo du bist!"

Ich hörte schnelle Schritte am anderen Ende der Leitung, aber es war mir egal.
Bald würde alles vorbei sein.
Bald würden meine Hände mit Blut beschmutzt sein und ihr wahres Ich zeigen.

"Es ist vorbei, Damien.", antwortete ich wie taub.
"Es ist endlich alles vorbei."

Ich legte auf und steckte das Handy wieder zurück in die Tasche.

Und dann holte ich Schwung, um mir die Krallen ins Herz zu rammen. Um meinem Leben ein Ende zu bereiten.
Plötzlich zischte etwas an meinem Ohr vorbei und traf meine Hand.
Vor Schreck und Schmerz schrie ich kurz auf.
Ein Stein. Das war ein Stein, der gegen meine Hand geflogen ist.
Aber seit wann fliegen Steine...?

Bevor ich auch nur einen weiteren Gedanken fassen konnte, hörte ich Schritte hinter mir. Schritte, die sich schnell näherten.
Panik durchfuhr mich. Ich musste schnell sein, bevor man mich aufhalten konnte.
Meine Hand schmerzte von dem Stein, doch ich ignorierte es und stieß mit aller Macht auf mein Herz zu....

...als Damien sich auf mich warf. Plötzlich lag ich mit dem Rücken auf dem Boden, die Hände über dem Kopf von Damien festgehalten und blickte in sein vor Zorn verzerrtes Gesicht.

"Was zum Teufel sollte das, verdammt nochmal?", schrie er mir ins Gesicht. Seine grünen Augen schienen Funken zu sprühen.

Ich konnte nicht anders. Es war einfach zu viel, alles war zu viel.
Heiße Tränen quollen mir aus den Augen und ein Schluchzen entrang sich meiner Brust.

"Lilly.", plötzlich mit sanfterer Stimme sprach Damien meinen Namen aus.
"Lilly, alles ist gut."

Nein, war es nicht. Nichts war gut, überhaupt nichts.

Auf einmal lag ich nicht mehr auf dem Boden, sondern saß auf Damiens Schoß, der die Arme um mich gelegt hatte.
Mein ganzer Körper versteifte sich. Nein. Nein, nein, nein.
Nicht schon wieder. Ich wollte keine erneute Panikattacke erleiden.
Aber so wie es aussah, kümmerte es niemanden, was ich wollte.

I wanna be free, MateWhere stories live. Discover now