Versöhnung?

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Bens p.o.v.

Lilly und ich hatten auf dem Heimweg nicht gesprochen, zu sehr war ich in meinen Gedanken versunken gewesen.
Die ganze Zeit lang hatte ich gerätselt, was sie für eine Gabe haben könnte.

Sie hatte Angst, mich zu verletzen, also musste es eine gefährliche, zerstörerische Gabe sein.
Vielleicht so etwas wie Laserstrahlen, die aus ihren Augen schossen?
Eis, das aus ihren Händen schoss, wie bei dem Film "Die Eiskönigin"?
Irgendwie könnte ich mir das bei ihr sogar vorstellen...

Oder konnte sie Telekinese? Und hatte Angst, mich ausversehen mit einem Schrank oder so auszuknocken?
Meine Gedanken schwirrten nur so umher, aber im Grunde half mir das auch nicht weiter.
Das alles war reine Spekulation.
Ich wusste nicht, welche Gabe sie besaß und verraten würde sie es mir bestimmt nicht.

Jetzt ergab alles so viel mehr Sinn. Wenn sie Angst hatte, mich zu verletzen, dann hatte sie Angst, die Kontrolle vor ihrer Gabe zu verlieren.
Sie hatte vor ihrer Gabe Angst.

Ich selbst besaß keine Gabe. Aber in unserem Rudel gab es viele, die eine hatten und ich wusste, dass so manche von ihnen auch ihre Schwierigkeiten mit ihr gehabt hatten.

Man kam nicht mit völliger Kontrolle seiner Fähigkeiten auf die Welt.
Das erforderte Übung.
Und einen Lehrer.
Und verdammt, sie konnte sich Hilfe holen. Jemanden, der ihr beibrachte, mit ihrer Gabe umzugehen.

Ich würde ihr das ja vorschlagen, aber wie sollte ich, wenn ich ja eigentlich nichts von ihrer Gabe wusste?
Ich hatte keine Lust, ihr mitzuteilen, dass ich selbst Nachforschungen betrieben hatte.
Irgendwie hatte ich es im Gefühl, dass ihr das so gar nicht gefallen würde...
Und noch ein Streit? Nein, danke, darauf konnte ich gerne verzichten.

Jetzt lag ich wieder einmal unten im Wohnzimmer auf der Couch und rätselte, was meine nächsten Schritte sein sollten.
Damien wollte mir in Bezug auf ihre Gabe nichts mehr verraten. Aber er konnte mir vielleicht sagen, zu was Lillys ehemaliger Alpha sie alles gezwungen hatte.
Vielleicht könnte ich sie so besser verstehen.
Ich würde also bald wieder mit Damien reden müssen.
Hinter Lillys Rücken. Das würde schwierig werden. Und doch war es notwendig.

Ich seufzte. Ich sollte jetzt eigentlich schlafen. Wegen gestern war ich noch immer ziemlich müde und doch...ich fand einfach nicht in den Schlaf.

Mein Kopf verarbeitete immer noch all das, was ich erfahren hatte.
Ich fragte mich, ob Lillys ehemaliger Alpha immer noch lebte.
Denn wenn ja....ich wusste, er wäre bestimmt um einiges stärker als ich, da er schließlich ein Alpha war.
Und dennoch, allein bei dem Gedanken, dass er meine Mate zu Dingen gezwungen hatte, die sie nicht wollte, überkam mich alles verschlingende Wut.
Wenn ich ihm jemals begegnen würde, konnte ich für nichts garantieren.

Er hatte meiner Mate nicht nur Angst eingejagt, hatte sie nicht nur zu wahrscheinlich schrecklichen Taten gezwungen, nein, wegen ihm hatte sie mich auch noch nicht akzeptiert.
Ich kannte diesen Mann nicht und doch hasste ich ihn schon jetzt.

Ich würde Damien das nächste Mal unbedingt nach ihn fragen müssen.
Zwar war Lilly die Priorität, und dennoch brannte heiß das Bedürfnis nach Rache in mir.
Es war mir egal, ob ich dem Alpha unterlegen sein würde.
Es war mir egal, ob ich im Kampf gegen ihn schlimme Verletzungen erleiden sollte.
Ich musste Lilly einfach rächen. Niemand, absolut niemand, tat meiner Mate etwas an und kam ungeschoren damit davon.
Der Alpha würde dafür leiden müssen, was er meiner Mate angetan hatte.

Wie musste es Lilly nur damit gehen? Wann hatte der Alpha wohl damit angefangen, sie zu Sachen zu zwingen, die sie nicht tun wollte?
Und was hatte Damien damit gemeint, dass es zum Wohle des Rudels gewesen war?
Ich hatte immer noch so viele Fragen, war eigentlich kaum ein Stück weiter gekommen.
Ich würde auf jeden Fall nochmal mit Damien sprechen müssen.
Er war meine einzige Anlaufsstelle.
Hoffentlich würde er mir weiterhin helfen und hoffentlich hatte er auch Fragen an mich.
Denn ich war mir sicher, dass er eine Gegenleistung erwarten würde.
Und wenn er keine bekam, würde er mir auch bestimmt nicht helfen.

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